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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Baby. Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich bin letzte Nacht erst ganz spät zurückgekommen. Weißt du, wie viel Uhr es ist?«, fragt er, und seine Stimme ist noch immer kratzig.
    »Ich bin in Israel, Mitch. Und nein, ich weiß nicht, wie spät es in Chicago ist, weil ich mich auf der anderen Seite der Erdkugel befinde. «
    »Warte, ich glaube, ich kann dir nicht folgen. Israel?«
    »Schläfst du oder hörst du mir zu? Weil – ich kann hier nur einen Anruf machen und habe mich für dich entschieden. Es ist wie im Gefängnis.«
    Ich höre ihn gähnen, und auch ohne ihn zu sehen, weiß ich, dass er versucht, sich im Bett aufzusetzen. Hoffentlich kriegt er jetzt endlich was mit.
    »Mitch?«
    »Warte, muss kurz pinkeln.«
    Ich verspüre den Drang, meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen.
    »Kann das nicht warten?«
    »Nein.«
    Ich versuche, mir den Ärger vor den anderen nicht anmerken zu lassen.
    »Na gut, aber beeil dich. Das ist ein Ferngespräch.«
    »Ich tue, was ich kann, Baby.«
    Im Hintergrund höre ich, wie ein Strahl Pipi ins Wasser plätschert und Mitch ein langes, zufriedenes Seufzen ausstößt. Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll, weil er sich mit mir anscheinend so entspannt fühlt, dass er pinkelt, während ich am Telefon bin, oder angewidert.
    »Na, fertig?«, frage ich, nachdem ein lautes Rauschen gefolgt ist.
    »Ja. Ich bin wieder in meinem Zimmer.«
    »Du hast dir nicht die Hände gewaschen.«
    Ich meine, wenn ich das Pinkeln und die Toilettenspülung gehört habe, dann hätte ich das Geräusch des Händewaschens doch auch hören müssen.
    »Du hast mich gebeten, schnell zu machen. Wenn ich Hände waschen soll, muss ich das Telefon noch mal weglegen. Willst du warten?«
    »Nein, lieber nicht«, sage ich. »Aber vergiss nicht, sie zu waschen, wenn du aufgelegt hast. Und dann musst du noch das Telefon mit antibakteriellem Spray desinfizieren.«
    »Ganz wie du willst, Amy.«
    Dummerweise geht die Haustür auf und Snotty kommt mit Ofra herein. Im Gefolge haben sie Avi, Doo-Doo und Moron. Na toll. Glück muss man haben. Jetzt habe ich sogar ein noch größeres Publikum, das das Gespräch zwischen mir und meinem Freund mitverfolgt.
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Avi mich anschaut; die Muskeln in seinem Kiefer sind angespannt. Seit er sich ganz bewusst nicht bei mir dafür entschuldigt hat, dass er mich beim Umziehen beobachtet hat, habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich schätze, wir sind uns beide gegenseitig aus dem Weg gegangen. Was für mich völlig okay ist.
    Ich drehe meinen Stuhl um hundertachtzig Grad, sodass ich an die Wand schaue, und sage leise in den Hörer: »Weißt du eigentlich, was ich an dir mag?«
    »Shit«, ruft Mitch. »Ich habe mir gerade voll die Zehe an meinem Skateboard gestoßen.«
    Das ist nicht die Antwort, auf die ich abgezielt hatte.
    Ich bemühe mich, nicht die Geduld zu verlieren. »Alles okay?«
    »Ich glaube, ich blute. Warte eine Sekunde.«
    Während ich mich frage, wie viel wohl ein Telefonat von Israel in die Staaten kostet, wickle ich die Telefonschnur um meinen Finger.
    Es fällt mir schwer, mich nicht umzudrehen und zu schauen, was die anderen treiben, während ich warte. Sie unterhalten sich laut auf Hebräisch.
    Ich halte es nicht mehr aus und sehe kurz zu Avi. Er trägt ein schwarzes T-Shirt mit hebräischer Aufschrift und eine ausgewaschene, löchrige Jeans. Außerdem hat er eine silberne Gliederkette ums Handgelenk.
    Ich habe ja schon vor ihm Jungs gesehen, die Schmuck tragen, und fand nicht gerade, dass das die Männlichkeit unterstreicht. Doch Avi trägt das Armband, als wäre es ein männliches Accessoire, und lässt alle anderen Kerle bekloppt aussehen, weil ihnen keine silberne Gliederkette am Handgelenk baumelt.
    Als mein Blick nach oben wandert, komme ich mir vor wie ein Spanner, weil Avi mich dabei erwischt hat, wie ich ihn abgecheckt habe. Er hebt die Armband-Hand zum Pseudo-Gruß.
    Ich merke, wie ich rot anlaufe und mir das Blut laut im Kopf pocht. Er hat mich ertappt. Am liebsten würde ich auf der Stelle sterben, vor allem als er zu Snotty geht und ihre Hand nimmt. Diese Hand, die Snottys Hand hält, ist dieselbe, in der vor zwei Wochen mein Schlangenglibber-Fuß lag.
    »Okay, da bin ich wieder«, sagt Mitch. »Kein Blut, aber es tut weh wie Sau.«
    Um ehrlich zu sein, hatte ich ganz vergessen, dass ich am Telefon bin, und habe nicht aufgepasst, was Mitch gerade gesagt hat. Ich drehe mich wieder zur Wand und

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