Nur ein kleiner Sommerflirt
berüchtigtes Hohnlächeln. »Ich meine nicht, dass sich immer alles um mich dreht.«
Halb amüsiert, halb verächtlich hebt er eine Augenbraue, dann schnappt er sich, unverschämt wie er ist, meinen Rucksack und wirft ihn mir zu.
»Ich würde dir empfehlen, einen Badeanzug anzuziehen.«
»Wieso, wohin geht’s denn?«
»Zum Kajakfahren. Auf dem Jordan.«
Wann soll ich ihm mitteilen, dass ich nicht auf dem Jordan Kajak fahren werde – und übrigens auch auf keinem anderen Fluss? Ich fahre prinzipiell nicht Kajak. Und Kanu auch nicht. Ich kann nicht mal vernünftig schwimmen.
Aber um ihm zu beweisen, dass ich mich nicht für den Nabel der Welt halte, stolziere ich davon, um mich hinter einem Gebüsch anzukleiden.
Als ich zurückkomme, ist schon alles verstaut. O’dead fährt und Snotty sitzt vorne neben ihm. Ofra schmiegt sich natürlich eng an Doo-Doo, was bedeutet, dass ich neben Avi sitzen muss.
Na toll, genau das, was ich morgens als Erstes brauche. Ich pflanze mich neben ihn und würdige ihn keines Blickes. Es wird schon wieder warm, also habe ich Shorts und ein Bikinioberteil angezogen.
Doch als wir losfahren, wird schnell klar, dass meine Wahl, was das Oberteil anbelangt, nicht sonderlich clever war. Mist, ich habe vergessen, dass die steinige Straße nichts Gutes für meine Brüste verheißt.
Mein Bikinitop ist kein Stütz-BH, nicht mal annähernd. Und als O’dead mehr Gas gibt, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich am Geländer festzuhalten. Was bedeutet, dass meine Dinger auf und ab tanzen wie Bojen im Sturm. Vielleicht lasse ich doch mal eine Brustverkleinerung machen, abgeschnippelte Brustwarzen hin oder her.
Anscheinend hat Avi gemerkt, dass ich mich nicht sonderlich wohlfühle in meiner Haut, denn er rückt näher an mich und legt seinen Arm um meine Schultern. Er hält mich so fest, dass ich mich nirgends mehr festklammern muss und meine Brüste so zusammengequetscht sind, dass es mit ihrer Bewegungsfreiheit dahin ist.
Ich sollte ihn wegschubsen. Ich sollte ihm eine scheuern, weil er mich so umarmt, als wäre ich sein. Aber ich fühle mich so … sicher, eng an ihn geschmiegt. Nichts wabbelt mehr unkontrolliert durch die Gegend, und das ist eine gute Sache. Also bleibe ich, wo ich bin.
Bis wir ein paar Minuten später auf eine asphaltierte Straße abbiegen. Dort befreie ich mich augenblicklich aus seiner Umarmung und drücke würdevoll meinen Rücken durch. So würdevoll, wie es geht, wenn man ein Bikinioberteil trägt.
Zum Glück sind Ofra und Doo-Doo so sehr damit beschäftigt, sich tief in die Augen zu schauen, dass sie nichts davon mitbekommen, was um sie herum vorgeht. Gut so.
Es dauert nicht lange und wir halten auf einem großen Parkplatz. Alle steigen aus dem Jeep und begeben sich zum Eingang. Nur ich nicht.
»Mach schon«, sagt Snotty und schultert ihren Rucksack.
»Ich komme nicht mit.«
»Warum?«
»Ich warte hier auf euch, bis ihr zurück seid.«
»Da musst du lang warten, Amy. Wir treffen uns an der Flussmündung mit Moron und kommen erst in ein paar Tagen wieder hierher.«
Mein Herz beginnt schneller zu schlagen.
»Hast du gesagt, ein paar Tage? «
»Ja. Musst keine Angst haben. Kajakfahren macht Spaß.«
Ich schnaube beim Gedanken an Stromschnellen und all die verschiedenen Arten, wie ich jämmerlich ersaufen könnte.
»Ich habe keine Angst. Ich … na ja … ich mag Wasser einfach nicht. Vielleicht gibt es hier irgendwo ein Telefon und ich kann …«
Sie stemmt die Hände in die Hüften und unterbricht mich. »Du hast Schiss. Du willst es bloß nicht zugeben. Wenn du so ein Baby bist, dann fahre ich eben mit dir.«
Ich nehme meinen Rucksack und springe aus dem Wagen. Es knirscht laut, als meine Füße auf dem gekiesten Parkplatz aufkommen. Dann setze ich meine Sonnenbrille auf und sehe zu Snotty hinauf. »Du hast doch keine Ahnung.«
»Ich weiß, dass du dich für ziemlich taff hältst, aber du bist es nicht.«
Ich laufe zum Eingang des Kajakverleihs und sage über die Schulter: »Und ich weiß, dass O’dead für dich viel mehr als nur Freundschaft empfindet.«
Sie rennt mir nach. »Was hast du gesagt?«
»O’dead steht auf dich.«
»Wir sind Freunde.«
Ich werfe meinen Rucksack über die Schulter. »Ich sehe doch, wie er dich anschaut. Das ist definitiv mehr als Freundschaft.«
»Kannst du rausfinden, ob das wirklich stimmt?«, fragt sie, und ich höre die Hoffnung in ihrer Stimme.
Ich zucke die Achseln. »Du bist Israelin«, sage ich.
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