Nur ein kleiner Sommerflirt
»Warum gehst du nicht einfach zu ihm hin und fragst ihn? Du sagst doch immer, dass Israelis keine Scheiße erzählen oder lange um den heißen Brei labern.«
»Ich … ich kann nicht.«
Ich schnaube laut und belächle sie, so wie sie es sonst immer mit mir macht. »Okay, ich frage ihn für dich.« Wir gehen zusammen zum Fluss. »Und übrigens, ich halte mich nicht für taff«, sage ich. »Ich bin taff.«
22
Wie gut man küsst, hängt immer davon ab, wie sehr man den anderen mag.
Es fällt mir schwer, dem Kajakverleih mit Elan entgegenzuschreiten, während sich in meinem Bauch so ein mulmiges Gefühl breitmacht, dass ich aus der Sache nicht mehr lebend rauskomme. Aber wenigstens fährt Snotty mit mir zusammen. Ich sehe, dass die Kajaks immer für zwei Personen ausgelegt sind.
Ja, ich weiß selber, dass alle froh sein werden, wenn ich untergehe. Inklusive meiner Cousine. Zu dumm nur, dass sie dann mit mir absäuft.
Ich passe gut auf, wie Ofra und Doo-Doo ins erste Boot einsteigen. Es scheint mir gelinde gesagt instabil. Die Kajaks hier sind nicht aus Plastik, sondern zum Aufblasen wie Schlauchboote. Man fragt sich, welcher Volltrottel dieses Gummi-Teufelsding erfunden hat. Das Kajak platzt doch sicher, sobald es dem ersten spitzen Stein oder einem hungrigen Piranha begegnet.
»Alles klar?«, fragt Avi, der einen blauen Nike-Schwimmanzug mit einem weißen Streifen auf beiden Seiten trägt.
Ich werfe ihm einen Blick zu. »Natürlich ist alles klar«, sage ich. »Was soll denn sein?«
Alle sehen mich an, als wäre ich voll die Matsch-Potato.
Snotty wirft unsere Rucksäcke ins Kajak. »Steig ein.«
Meine Augen zucken zwischen ihr und dem Kerl, der die aufblasbaren Kajaks zu Wasser lässt, hin und her. Er macht ein Gesicht, als würde er mich hineinstoßen, wenn ich mich nicht beeile.
»Brauchst du eine Schwimmweste?«, fragt er mich.
Ja. »Nein. Aber dieses Kajak verliert Luft.« Ich deute auf das Ding, das im Wasser dümpelt. »Ich glaube, es hat ein Loch.«
Der Kajak-Mann besitzt die Frechheit, über mich zu kichern, bis ihm Avi die Schwimmweste aus der Hand nimmt. »Steig ein«, sagt er zu mir. »Ich helfe dir.«
»O’snot fährt mit mir«, entgegne ich und sehe Avi über den Rand meiner Sonnenbrille hinweg an. »Du fährst mit O’dead.«
Damit schiebe ich meine Sonnenbrille wieder hoch.
Bevor ich weiß, wie mir geschieht, hebt Avi mich hoch, wirft mich wie einen Heuballen über die Schulter und springt ins Kajak. Es schwankt. Ängstlich klammere ich mich an ihn und beschimpfe ihn.
Er setzt mich auf dem Boden des Bootes ab und stößt uns mit einem der Paddel ab.
»Was soll das?«, schreie ich. Mir meine Furcht nicht anmerken zu lassen, hat irgendwie nicht so richtig funktioniert.
Avi ignoriert mich und paddelt mit unserem Kajak gemächlich den Fluss hinunter, wobei er O’dead und O’snot überholen lässt.
»Zieh die Weste an. Gleich wird es ziemlich unruhig«, sagt er nach ein paar Minuten.
Ich stecke meine Arme durch die Löcher, kann jedoch den Gurt nicht schließen.
»Meine Brüste sind zu groß für das Ding«, zische ich wütend. »Ich passe da nicht rein.«
Avi steuert das Kajak zum Ufer und hält sich an einem Ast fest, damit wir stehen bleiben. »Beug dich zu mir«, befiehlt er.
Ich erwarte, dass er einen dummen Kommentar über mein Dekolleté abgibt, das dank der Schwimmweste wie Arschbacken aussieht. Aber er sagt nichts dergleichen. Stattdessen beugt er sich zu mir, lockert die Riemen, um sie zu verlängern, und lässt die Verschlüsse einschnappen.
Als ich merke, dass er keine Anstalten macht weiterzufahren, blicke ich auf. Avi ist noch immer ganz nah bei mir, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.
Plötzlich spüre ich etwas in der Magengrube. Ein bisschen, als würde mir gleich schlecht werden. Aber das ist es nicht.
Er sieht mich intensiv an und seine Nähe macht mich ganz schwindelig. Dann kommt er noch näher.
»Was wird das?«, frage ich.
Er streicht leicht über meine Wange und seine Fingerspitzen fühlen sich auf meiner Haut wunderbar weich an.
»Ich werde dich jetzt küssen«, erklärt er.
Einen Moment lang verschlägt es mir die Sprache.
»Ich habe einen Freund«, flüstere ich.
»Ich weiß«, sagt er und fährt mit dem Daumen sanft meine Lippen nach.
»Und … du bist die meiste Zeit so ein Idiot.«
Seine Lippen sind so nah, dass ich die Wärme spüren kann, die von ihnen ausgeht.
»Amy?«
»Ja?«, sage ich nervös.
»Hör auf zu
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