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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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stelle mir vor, wie Avi jede meiner Bewegungen beobachtet. Seine Augen sind wie Laser auf meinem Hinterkopf.
    Endlich sieht O’dead mich an. »Hm?«
    Jetzt gähne ich wie ein Nilpferd und recke sogar die Arme in die Luft – das volle Programm eben, damit es echt wirkt und die Aufmerksamkeit der anderen auf mich zieht (bis auf Ofra und Doo-Doo, die immer noch rumknutschen und in nächster Zeit vermutlich auch nicht damit aufhören).
    »Ich bin voll müde und hab vergessen, einen Schlafsack mitzunehmen«, sage ich laut genug, damit ihr-wisst-schon-wer es hören kann. »Würde es dir was ausmachen, wenn ich bei dir mit reinkrieche?«
    O’dead sieht aus wie eine Maus, die von einer Katze in die Enge getrieben wird. Die Katze bin übrigens ich. Miau! Er schaut von mir zu Avi.
    Nur zu gerne würde ich mich umdrehen, um Avis Gesicht zu sehen. Außerdem frage ich mich, was wohl gerade in Snotty vorgeht. Sie scheint mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein.
    Ehe der Ärmste etwas erwidern kann, rufe ich: »Danke«, und gehe zurück zum Auto, um dort im Schutz des Wagens in Ruhe meinen Schlafanzug anzuziehen.
    Auf meinem Gesicht macht sich ein Grinsen breit, und ich kann nicht mal genau sagen, wieso. Ich weiß, dass Avi den Helden spielen und mir seinen Schlafsack anbieten wollte. Das hätte ihm nur noch mehr Munition dafür geliefert, dass ich eine verwöhnte Ami-Zicke bin, die ihm seinen Urlaub verdirbt. Vergiss es, Avi. Ich werde ihm so gut wie möglich aus dem Weg gehen.
    Und als Erstes schlafe ich deshalb … mit O’dead.
    Natürlich schlafe ich nicht wirklich mit ihm. Ich schlafe einfach nur bei ihm. Obwohl – wenn ich daran denke, wie eng so ein Schlafsack ist, dann werde ich heute Nacht vermutlich nicht allzu viel Schlaf bekommen.
    Kaum zu glauben, dass es draußen so kalt wird. Tagsüber ist es dermaßen heiß, dass man in Nullkommanichts ein Ei auf einem Stein braten könnte. Aber jetzt, als ich eilig meinen BH unter dem T-Shirt ausziehe und noch eiliger in ein anderes Shirt schlüpfe, überläuft mich am ganzen Körper eine Gänsehaut. Brr! Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, ein Sweatshirt mitzunehmen.
    Ich binde meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen, putze mir mit einer Flasche Wasser von der Ladefläche des Trucks die Zähne und mache mich schnell auf den Rückweg zu O’deads Schlafsack. Um mich warm zu halten, reibe ich mir mit den Händen die Oberarme, aber es ist zwecklos.
    »Es ist so kalt«, sage ich in die Runde.
    Avi liegt als Einziger in seinem Schlafsack, alle anderen sind wer weiß wohin verschwunden.
    Ich öffne den Reißverschluss und untersuche das Innere.
    »Was machst du da?«, fragt Avi.
    »Nach Schlangen schauen.« Als ich nichts finde, zippe ich den Schlafsack wieder zu. »Das solltest du auch tun. Ich würde keinen Biss riskieren.«
    Er setzt sich auf und betrachtet mich mit seinen großen dunklen Augen. »Ich wette, es würde dir gefallen, wenn ich gebissen werde.«
    »Nein. Mir würde gefallen, wenn du mich in Ruhe lässt. Du bist achtzehn. Musst du eigentlich nicht in die Armee oder so?«, frage ich, während ich in O’deads Schlafsack krieche.
    Erst als ich mich hinlege, merke ich, dass ich gar kein Kissen habe. Avi wirft mir seines zu und trifft mich damit im Gesicht. Ich schneide eine Grimasse, nehme das weiche Ding dann aber doch, während Avi sich umdreht und den Kopf auf den angewinkelten Arm legt. Ich sollte mich schlecht fühlen, weil ich sein Kissen beanspruche, aber das ist mir egal.
    »In zwei Monaten«, murmelt er.
    Ich setze mich auf. »Was?«
    Er antwortet nicht. Stattdessen sagt er: » Lyla tov , Amy.«
    Viel Hebräisch verstehe ich nicht, aber ich war lang genug in Israel, um zu wissen, dass lyla tov »gute Nacht« heißt. Er will mich nur provozieren. Ich weiß es genau.
    Ich ziehe den Reißverschluss des Schlafsacks hinunter und stehe auf. Dann gehe ich zu Avi und knie mich neben ihn. Seine Augen sind geschlossen. Alles Fake.
    »Halloooo?«
    Er öffnet ein Auge. »Was?«
    Ich seufze laut. »Vor einer Sekunde hast du ›In zwei Monaten‹ gesagt. Was ist in zwei Monaten – außer dass ich dann dieses schreckliche Land verlassen habe, in dem es tagsüber heiß wie die Hölle und nachts eisig wie am Nordpol ist?«
    Er rührt sich nicht, sondern sagt nur mit geschlossenen Augen, als würde er im Schlaf sprechen: »Im September beginnt meine Grundausbildung bei den IDF.«
    »Was bedeutet IDF?«, frage ich.
    » Israeli Defense Forces. Die israelischen

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