Nur ein kleiner Sommerflirt
wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du dich mir an den Hals wirfst. Aber diese Sache zwischen uns ist ernster, als wir beide uns eingestehen wollen. Du fliegst in ein paar Wochen heim, ob ich will oder nicht. Und ich gehe für drei Jahre in die Armee.«
Ich habe seinen Argumenten nichts entgegenzusetzen, also stehe ich nur da und starre in seine braunen Augen.
Er lässt meine Hand los. »Wenn du die Sache hier und jetzt beenden willst, musst du es nur sagen.«
Dann geht er hocherhobenen Hauptes zurück ins Hotel und lässt mich draußen in der brennenden Wüstenhitze mit Schweißflecken unter den Achseln stehen.
Verdammt. Warum muss Avi alles so nüchtern betrachten? Ich hasse es, sachlich zu sein. Aber mir ist zu heiß, als dass ich mir eine eigene Meinung bilden könnte, und wahrscheinlich hat Avi recht. Wir stecken jetzt schon gefühlsmäßig viel zu tief drin.
Langsam durchquere ich die Lobby und betrete das Restaurant. Avi sitzt am Tisch und unterhält sich mit seinen Freunden. Neben ihm ist ein Stuhl frei und davor steht auf dem Tisch mein Teller.
Eines weiß ich sicher: Ich will die Sache mit ihm jetzt nicht beenden. Ich will, dass es so lang wie möglich weitergeht.
Unsere Blicke treffen sich und er lächelt mich kurz an. Das Problem ist, dass alle anderen mich auch ansehen. Okay, ich bin selbst daran schuld, weil ich eine Szene gemacht habe. Am liebsten würde ich mich ins nächste Mauseloch verkriechen, aber ich straffe die Schultern und setze mich neben ihn.
Ich weiche den Blicken der anderen aus, auch dem von Avi. Doch als er unter dem Tisch nach meiner Hand greift und sie drückt, drücke ich zurück. Ich habe alles im Griff, sage ich mir. Mit allen Höhen und Tiefen.
»Warst du schon mal auf einer Alpaka-Farm?«, fragt Ofra mich unvermittelt.
»Was ist ein Alpaka?«, frage ich zurück.
»Sieht ein bisschen wie ein Lama aus«, antwortet Avi.
»Cool.«
Ofra tätschelt mir den Rücken. »Wir brechen gleich nach dem Frühstück auf, also mach dich fertig.«
Um zehn Uhr halten wir auf dem Parkplatz am Eingang der Alpaka-Farm und kaufen ganze Tüten voll Futter für die großen, pelzigen Tiere mit den langen Hälsen. Ich habe gedacht, dass die Alpakas in Käfigen wären, aber sie laufen auf einer Art Weide frei durcheinander, und die Besucher können zu ihnen in die große Umzäunung hinein.
Ich betrachte die Alpakas argwöhnisch. Es gibt hellbraune, rötliche, schwarze und dunkelbraune. Die Zähne ihres Unterkiefers sind so riesig, dass sie ein bisschen wie ein Hamster aussehen – nur andersrum.
Neugierig sehe ich zu, wie Avi einem großen schwarz-grau melierten Futter hinhält. Es frisst ihm direkt aus der Hand.
»Pass auf«, warne ich ihn. »Mit diesen Monsterhasenzähnen könnte es dir die Hand abbeißen.«
»Die sind harmlos«, sagt er. »Sie beißen nicht. Versuch’s auch mal.«
Ich sehe auf die braune Futtertüte in meinen Händen, die ich gerade für zehn Schekel erworben habe. Zehn Schekel dafür, auch noch einen fetten Hasenzahnbiss in die Handfläche zu kriegen. Danke nein. Ich gehe zu einem kleinen Alpaka-Baby und streichle es. Sein Fell ist weich und ein bisschen störrisch. Als es mich mit seinen großen blaugrauen Augen und dem fetten Unterbiss anblickt, muss ich lachen. Mein Kieferorthopäde Dr. Robins (bei seinen Patienten auch Wundertäter genannt) hätte an diesem Tier seine wahre Freude.
Weil es so klein und niedlich ist, gebe ich meinem Herzen einen Ruck und beschließe, es zu füttern. Es betrachtet meine braune Tüte mit diesem gierigen Blick, den ich beim Anblick eines guten Sushi-Restaurants bekomme. Ich greife in die Tüte und nehme ein bisschen Futter heraus. Das kleine Mistvieh kann es kaum erwarten, bis ich ihm das Zeug richtig hinhalte. Kurz schnuppert es daran, um es dann mit seinen Hackern aufzuschaufeln.
»Hey, hat man dir keine Manieren beigebracht?«
Das Alpaka kaut wenig vornehm auf dem Futter herum. Bei jedem Bissen fallen ihm kleine Brocken aus dem Maul.
»Pass auf«, sagt Ofra, die hinter mir auftaucht.
»Warum?« Ich nehme mehrere Schritte Abstand von dem Tier. »Avi … Avi hat mir gesagt, sie wären harmlos.«
»Sind sie auch«, schaltet Moron sich ein. »Aber sie spucken.«
»Was soll das heißen, sie spucken?«, frage ich und vergrößere den Abstand zwischen mir und dem hasenzahnigen Spotzer.
»Na ja«, meint Snotty. »Es ist eher ein lautes, knurrendes Rülpsen, gefolgt von einem Spucken. Sie warnen einen wenigstens vor.«
Als
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