Nur ein kleines Intermezzo?
beugte er sich zu ihr und drückte seine Lippen sanft auf ihren Mund.
Zuerst war es nur ein harmloser Kuss, der sie reizen und vielleicht auch schockieren sollte. Beth wollte Mack schon von sich schieben, musste sich jedoch an seinem Jackett festhalten, weil sie schlagartig Herzklopfen bekam und sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Das war verrückt, albern und auch gefährlich, aber als der Kuss nicht endete, vergaß sie alle Vernunft und gab sich ganz den Empfindungen hin.
Das leise Stöhnen, das sie vernahm, stammte von ihr selbst, während Mack ihren Mund erforschte und damit den letzten klaren Gedanken aus ihrem Kopf vertrieb. Der Kuss war nicht richtig, gar nicht richtig, aber gleichzeitig auch so gut, dass sie es kaum ertrug, als er sich langsam zurückzog.
Sie öffnete die Augen wieder. Mit einem Arm hielt er sie fest, die andere Hand legte er ihr unters Kinn.
“Was ist da denn eben passiert?”, fragte er leise.
Obwohl er vermutlich keine Antwort erwartete, hätte sie ihm beinahe Destinys Definition von der Chemie zwischen Mann und Frau vorgetragen. Doch wer weiß, wie Mack reagiert hätte, wenn er von diesem vertraulichen Gespräch über erotische Anziehung zwischen ihr und seiner Tante erfahren hätte.
“Ich will es wirklich wissen”, drängte er, als sie schwieg. “Was ist da eben passiert?”
Sein ungläubiger Ton ärgerte sie noch mehr als die Unverschämtheit, einfach in ihr Büro zu kommen und sie mit einem Kuss um den Verstand zu bringen. “Ein Mann mit Ihrer Erfahrung sollte durchaus in der Lage sein, einen Kuss zu erkennen, der außer Kontrolle geraten ist”, herrschte sie ihn unfreundlich an, riss sich von ihm los und brachte sich hinter ihrem Schreibtisch in Sicherheit. “Und jetzt wäre es besser, wenn Sie gingen.”
“Ziehen Sie sich auf neutralen Boden zurück, Doc?”, fragte er amüsiert.
“Nein, ich muss arbeiten. Für heute habe ich schon genug Zeit an Sie verschwendet.”
“Ein toller Kuss ist nie Zeitverschwendung”, wehrte er ab. “Schon gar nicht für eine Frau, die sich erst nach dem zwanzigsten Geburtstag mit Männern eingelassen hat. Sie müssen viel nachholen.”
Toll? Er fand diesen Kuss toll? Sicher, sie, Beth, hätte ihn so beschrieben, doch sie besaß nun wirklich nicht die gleiche Erfahrung wie Mack. Die Tatsache, dass einer der begehrtesten Junggesellen der ganzen Gegend fand, sie würde toll küssen, war schmeichelhaft und vertrieb beinahe ihren Zorn.
“Gehen Sie”, verlangte sie trotzdem, um nicht in Versuchung zu geraten, sich ihm an den Hals zu werfen. Und dann fiel ihr auch noch ein, dass er eine Verabredung hatte. Trotzdem hatte er sie geküsst! Das mochte für ihn durchaus normal sein, aber ihr kam es eher schäbig vor. “Gehen Sie”, verlangte sie erneut. “Sie wollen doch nicht zu spät zu Ihrer Verabredung kommen, oder?”
“Verabredung?”, wiederholte er verständnislos.
“Das haben Sie selbst gesagt.”
Er murmelte eine Verwünschung und zog sein Handy hervor.
“Das dürfen Sie im Krankenhaus nicht benutzen”, warnte Beth.
Ohne zu fragen, griff er zu ihrem Telefon und tippte energisch eine Nummer ein. Dann brachte er der Person am anderen Ende der Leitung gegenüber eine halbherzige Entschuldigung vor und legte ohne weitere Worte auf.
“Sie haben abgesagt?”, fragte Beth ungläubig.
“Ich habe die verdammte Verabredung abgesagt”, bestätigte er.
“Warum?”
“Weil ich mit Ihnen essen gehen werde.”
“Wohl kaum”, entgegnete sie spröde.
“Doch. Ich habe soeben Ihretwegen eine Verabredung abgesagt. Da können Sie wenigstens mit mir essen gehen. Sie wollen den Abend doch bestimmt nicht allein verbringen.”
“Stellen wir eine Sache klar”, erklärte sie entschieden. “Sie haben nicht meinetwegen abgesagt. Ich habe Sie nicht darum gebeten.”
“Nein, aber nach diesem Kuss hätte es Sie geärgert, hätte ich die Verabredung eingehalten.”
“Geärgert? Nein, bestimmt nicht. Ich hätte Sie lediglich für schäbig gehalten, aber da ich ohnedies keine sonderlich hohe Meinung von Ihnen habe, könnte Ihnen das auch gleichgültig sein.”
“Wie nett.”
“Ich bin noch nicht fertig”, fuhr sie fort. “Ob Sie einen Abend allein oder mit ständig wechselnden bereitwilligen Frauen verbringen, hat nicht das Geringste mit mir zu tun.”
“Der Meinung war ich auch, zumindest bis vor wenigen Minuten”, bestätigte er lässig.
“Und was ist vor wenigen Minuten geschehen?”
“Ich habe Sie
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