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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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zusammenzucken.
    »Ach, meine Liebe, hast du ihn verloren? So ein schlechtes Timing!« Ich schnellte herum. Catherine stand hinter mir und lehnte sich lässig gegen den Türrahmen. »Danke für die Karte. Sehr viel einfacher als der blöde Aufstieg über die Treppe.« Achtlos warf sie die Karte über das Geländer in das Nichts vor uns, wo sie auf den Boden der Kathedrale zusegelte. Ich machte schon den Mund auf, um zu protestieren, als sie lachte. »Also sie braucht die Karte bestimmt nicht mehr.« Catherine zeigte auf Veronica, die seit Beginn der Welle auf nichts mehr reagierte.
    »Was … was meinst du damit?«
    »Hat sie es dir nicht erzählt? Kein Wunder, dass du dich so begeistert auf den ganzen Zirkus hier gestürzt hast.«
    »Mir was erzählt?«
    »Für sie ist das eine Reise ohne Rückfahrkarte, Herzchen.«
    »Nein!«, rief ich. »Das kann nicht wahr sein.«
    »Wach doch endlich auf! Du musst dich selbst opfern. Das ist die einzige Möglichkeit, die Kraft zu erzeugen, die das Amulett braucht. Deshalb war ich nun wirklich nicht so wild darauf, mich zur Verfügung zu stellen. Und das ist noch nicht alles. Weißt du, es werden zwei gebraucht. Das hat sie dir nicht erzählt, oder?«
    »Was? Ich verstehe nicht. Du meinst …« Doch als ich an die Gespräche dachte, die ich mit Veronica geführt hatte, wusste ich mit erbarmungsloser Gewissheit, dass Catherine recht hatte. Alles ergab plötzlich einen Sinn. Veronica musste sterben und ich auch. Das Amulett verlangte sein letztes Opfer.
    Veronica hatte das gewusst und war bereit, alles aufzugeben. Aber was war mit mir? Nur weil ich Callum so sehr liebte? War das genug? Konnte ich ihn leben lassen und selber sterben? Ich erstarrte und zögerte einen Moment. Und sofort wurde das Licht auf seinem Weg um die Galerie schwächer. Ich musste mich entscheiden und zwar schnell.
    Im Geist durchraste ich die letzten Monate, erlebte wieder den Augenblick, in dem ich Callum zum ersten Mal sah, wie ich mich in ihn verliebte und wie ich dachte, ich hätte ihn für immer verloren, als das Amulett zerschmettert wurde. Und über all diesen Erinnerungen schwebte das Wissen darum, dass Callum für mich ein Geschenk war – von dem Moment an, als er merkte, dass ich ihn auch liebte, und meine Entscheidung stand fest. Ich wusste, wie sehr er mich liebte. Er hatte alles gegeben, um mich zu beschützen, und nun war es an mir, dasselbe für ihn zu tun. Ich konnte Callums Leben für den Preis meines eigenen retten, und es war richtig, wenn ich das tat. Alles andere war unwichtig.
    Als ich so weit war, wurde die Galerie plötzlich wieder heller, und die Welle setzte ihren alles verschlingenden Weg fort. Allerdings, machte ich mir klar, gab es keinen Grund, sie weiterlaufen zu lassen, bis Callum tatsächlich gerettet war. Hektisch blickte ich mich um, aber er war nirgends zu sehen.
    Catherine trat vor und warf einen Blick auf das Amulett. »Das sieht aber nicht besonders stabil aus. Ich glaube kaum, dass es die ganze Prozedur durchhält. Wie weit bist du denn?« Sie schwenkte den Arm im Kreis. Ich hatte ganz vergessen, dass sie das Spektakel, das sich vor mir entfaltete, nicht sehen konnte. Der schimmernde goldene Vorhang nahm jetzt ungefähr drei Viertel der Galerie ein, und die Zahl der Versunkenen verringerte sich mit jedem Moment.
    »Ein Viertel von ihnen wartet noch darauf zu gehen«, keuchte ich. »Bitte, wo du schon hier bist, komm in die Kette und hilf den Letzten von ihnen. Einige davon könnten immer noch leben!« Schnell wandte ich mich ab. » CALLUM !«, brüllte ich wieder in den leeren Raum, und das Echo hallte von der entfernten Mauer zurück.
    »Ist er immer noch weg? Oh, meine Liebe, das macht dir das Leben schwer.«
    »Catherine, bitte, wenn du dich einreihen würdest, jetzt wäre ein richtig guter Moment dafür!«
    Sie lächelte mich mal wieder so rätselhaft an. »Ah, du enttäuschst mich wirklich nie. Optimistisch bis zum Letzten, was, Alex?«
    »Was? Wovon redest du denn?« Es wurde immer schwieriger, den Schmerz in meinem Handgelenk auszuhalten, doch ich wollte nicht, dass sie das merkte.
    »Der Grund, warum ich hier bin, ist deinem überraschend ähnlich«, sagte sie und trat auf der anderen Seite von Veronica – außerhalb meiner Reichweite – ans Geländer.
    »Was meinst du damit?« Meine Stimme hob sich vor Entsetzen, als sie sich geschmeidig auf das Geländer schwang und nun darauf saß, gefährlich über dem tiefen Absturz balancierend. »Was machst du denn

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