Nur ein Kuss von dir
da?«
»Ich will so nicht leben, und ich kann mir keinen poetischeren Ort vorstellen, um zu sterben. Besonders, wenn ich dir eigentlich so viel Gutes hätte tun können. Du wirst verlieren, Alex. Du verlierst!« Sie lächelte mir noch einmal zu, lehnte sich plötzlich zurück und stürzte sich nach unten in die Tiefe.
21. Tod
Alles verschwamm vor meinen Augen. Ich versuchte mich zu bewegen, zu reagieren, doch Veronica hatte plötzlich einen eisernen Griff. Ihre andere Hand war auf Catherine zugeschossen, genau in dem Moment, als Callum und Olivia wieder auf die Galerie gerannt kamen.
Ich wusste nicht, was vor sich ging.
Veronica hatte einen Fuß von Catherine geschnappt, als sie nach hinten über das Geländer fiel, und hielt ihn da fest, so dass Catherines Kniekehle über das Geländer gehakt war. Sie hing mit dem Kopf nach unten rund sechzig Meter über dem Boden der Kathedrale und fluchte wild. »Lass mich los, du blöde alte Ziege! Lass mich los!« Jedes Wort betonte sie mit einem Fußtritt, doch sie kam nicht an Veronicas Hand heran. Veronica zeigte keinerlei Regung und packte nur fester zu. Aber Catherine wusste, was sie tun musste. Sie griff nach den Metallstäben des Geländers und zog sich hoch. Jeden Moment würde sie in der Lage sein, Veronica ins Gesicht zu treten, und ich glaubte nicht, dass sie sich das würde entgehen lassen.
Mein Handgelenk war nun ein einziger Schmerz. Ich konnte riechen, wie meine Haut unter dem glühend heißen Amulett versengt wurde, doch ich durfte nicht loslassen. Die Welle war nun fast bis zu mir herumgekommen, der Kreis aus fallenden Funken war nahezu vollständig.
Ich sah, wie Callum hinter Veronica mit Olivia rang. »Bitte!«, schrie ich, so laut ich konnte, »geht in die Reihe. Ich weiß nicht, wie lange es das Amulett noch schafft!«
Ruckartig drehte Callum seinen Kopf zu mir und schaute mich entsetzt an. Doch im selben Augenblick, in dem er abgelenkt war, riss sich Olivia wieder los. Aber diesmal wandte sie sich nicht zur Tür, sondern zu Catherine. Und während die zum entscheidenden Tritt nach Veronica ausholte, fiel Olivia über Catherine her. Auch Callum sprang vor, genau in dem Augenblick, als die Funkenwelle begann, Jessie, die Versunkene rechts von mir, zu verzehren.
»Jetzt!«, schrie ich. »Jetzt, oder es ist zu spät!«
Was auch immer Olivia mit Catherine machte, es schien zu wirken, denn plötzlich wurde sie ganz schlaff. Doch das ließ sie schwer werden, und Veronica schwankte unter der Anspannung. Sie hatte wohl immer noch nicht erkannt, was eigentlich vor sich ging, wurde aber eindeutig schwächer, und Catherine glitt ihr langsam durch die Hand. Mit der anderen hielt sie mich immer noch an meinem Platz.
Die Versunkene neben mir fiel unter einem Netz von Funken in sich zusammen und rieselte zu der Pfütze auf dem Boden. Als sie verschwunden war, sprangen die Funken auf meine Hand über und auf das Amulett zu.
Callum kämpfte immer noch mit Olivia und versuchte, sie auf die Galerie zurückzuheben.
Als die Funken anfingen, mich zu verzehren, ließ ich meine Hand über das Geländer gleiten, um zu sehen, was los war, und berührte Veronicas starre Finger. Die Funken sprangen auch auf sie über.
»Callum, es tut mir leid, ich hab’s versucht. Ich liebe dich«, wollte ich auf ruhige und gefasste Art sagen, aber Panik überwältigte mich, und die Worte kamen als ein Kreischen heraus. Wieder blickte er mich an, und sein Gesicht zeigte seine Bestürzung, als er die Funkenflut wahrnahm, die meinen Arm entlang nach oben raste. Es gab noch eine letzte Chance, Callum und Olivia zu befreien. Im Geiste stieß ich so hart zu, wie ich konnte, und lenkte damit die Energiewelle aus dem Amulett direkt auf die beiden.
Wie ein Tier sprang sie los, doch das Amulett gab ein grässliches Geräusch von sich, und der Schmerz stach wie ein Messer durch meinen Arm. Die Funken rollten nicht länger wie eine Welle, sie schossen wie Blitze von mir zu Veronica und weiter zu Olivia und Catherine, die immer noch fest ineinander verklammert waren, und von da schließlich zu Callum. In fast einer einzigen Bewegung verschlangen die Funken sie alle, und ich blieb zurück mit dem Bild von Callums Gesicht, das ich so liebte. Es war von Schmerz verzerrt, als die Funken zu einer weißglühenden Wand wurden.
Die Form, die einmal Veronica gewesen war, fiel hintenüber, und Catherines funkelnde Gestalt stürzte nach unten auf den Boden zu, dicht gefolgt von Olivia. Callum schien sich
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