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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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er bereits verschwunden schien. Die Funken fielen nun wie ein glitzernder Regen dort auf den Boden, wo seine Füße gewesen waren. Die glitzernde Welle bewegte sich weiter. Ein Versunkener, mit dem ich nie gesprochen hatte und den ich niemals kennenlernen würde, sah mich voller Dankbarkeit an, als die Funken von seinem Körper Besitz ergriffen. Er lächelte mir kurz zu und formte mit den Lippen »ich danke dir«, bevor ihn das Licht verschlang. Als mein Arm sich von selbst beugte, spürte ich, wie warm das Amulett wurde, und dann hörte ich in meinem Kopf wie in einem Echo den Versunkenen aufschreien, als er verschwand.
    Die Welle bewegte sich unerbittlich weiter.
    Ein Versunkener nach dem anderen wurde links von mir verzehrt, und bei jedem, der in einem Netzwerk von Licht in sich zusammenfiel, hörte ich den letzten Schrei in meinem Kopf. Mir war klar, dass ich sie verletzte, dass ich ihnen große Schmerzen und Leiden zufügte, doch sie blieben alle stehen, bis sie an der Reihe waren.
    Veronica war nun mit einer dünnen Reihe von Lichtern verbunden, die sich um das Geländer schlängelten. Sie schien unfähig zu sprechen. Neben ihr, dort wo Matthew gestanden hatte, bewegte sich die Pfütze aus glitzerndem Licht wie eine seltsame außerirdische Kreatur, und als sie die Kante der Galerie erreicht hatte, tropfte sie nach unten. Nacheinander machten es alle Pfützen genauso, und die gleißenden Funken fielen auf den Boden der Kathedrale. Der Sonnenschein des späten Nachmittags wurde von ihrem weichen Glühen überstrahlt, das ein unvergesslich schönes Licht auf das alte Mauerwerk warf.
    Ich ließ nicht locker, das Amulett durch meinen Willen anzutreiben, so lange, bis die Welle wieder bei mir angelangt wäre, doch es schien nur sehr langsam zu gehen. Die Welle hatte erst ein Viertel des Weges um die Galerie zurückgelegt, und ich merkte, wie mein Handgelenk extrem warm wurde. Ich zog meinen Blick vom Weg der Funken ab und blickte auf das Amulett. Gleich unter der Oberfläche war ein wirbelndes und zuckendes Glühen, und mir wurde klar, dass es genau dieselbe Bewegung gewesen war wie damals vor all diesen Wochen in dem Pub, kurz nachdem ich es aus dem Schlamm gegraben hatte. Danach hatte es Callum gerufen. Nun brachte es die Versunkenen nach Hause.
    Noch während ich hinsah, fing das Amulett plötzlich an zu vibrieren, und an der einen Kante entstand ein kleiner Sprung. Die Angst, die ich bisher unter Kontrolle gehabt hatte, sprang mit einem Mal in mir hoch und ergriff wieder Besitz von mir. Wenn das Amulett während des Vorgangs zerbrach, wenn es jetzt zersplitterte, wäre alles beendet, und kein weiterer Versunkener würde gerettet. Callum und Olivia würden dann zurückbleiben, und ich hätte keine Möglichkeit, mit ihnen zu reden. Dann wäre ich vollständig gescheitert.
    Ich schaute schnell zu Callum. Hatte er den Schaden bemerkt? Aber obwohl sein Amulett denselben Raum einnahm wie meines, war seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet. Er behielt Olivia im Auge.
    Ich beugte mich leicht vor, um sie besser sehen zu können. Die Kapuze war zurückgefallen, und ihr Gesicht war starr vor Angst. Den Weg der glitzernden Welle zu beobachten, brachte sie fast um den Verstand, bei jedem Versunkenen, der aufschrie, zuckte sie zusammen. Callum hielt ihre Hand fest und verhinderte damit, dass sie zitterte, doch die Versunkene auf ihrer anderen Seite hatte sie nicht so gut im Griff. Ich konnte Olivia zwar nicht hören, sah aber, wie sie um sich schlug und den Kopf hin und her warf.
    »Olivia, bitte. Es wird alles gut«, versuchte Callum sie zu beruhigen. »Wir beide bleiben zusammen, du und ich. Ich kümmere mich um dich, ganz bestimmt. Versuche, tief Luft zu holen, und warte, bis du dran bist. Das dauert nicht mehr lang.« Die Funken hatten jetzt etwa die Mitte erreicht, viel zu langsam für mein Empfinden. Ich versuchte vorsichtig, den Druck auf das Amulett zu verstärken, doch das Feuer darin wurde zu heiß. »Bitte, Callum, sieh zu, dass sie in der Reihe bleibt!«, zischelte ich leise.
    »Ich tu, was ich kann«, formte er mit den Lippen zurück.
    Die halbe Galerie war nun ein Vorhang aus Funken, die in einem endlosen Regen nach unten fielen. Die Wirkung war verblüffend, doch ich war viel zu besorgt, um die Schönheit zu bewundern. Der Sprung im Amulett schien etwas größer geworden zu sein, und ich versuchte abzuschätzen, wie schnell er im Verhältnis zum Fortschreiten der Welle wuchs. Was von beiden würde

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