Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
Vom Netzwerk:
es funktioniert. Außerdem denke ich, dass wir es zu jedem Zeitpunkt lenken können. Wir müssen, bevor wir es versuchen, nur entscheiden, worum es uns geht, was wir wissen wollen. Willst du lieber auf eine Bestätigung warten oder es einfach machen? Schließlich könnte Lucas auch im Fluss abgetrieben sein und er wird nie gefunden. Wir könnten unser ganzes Leben lang nach einer Antwort suchen, die wir vielleicht niemals bekommen werden.«
    »Ich weiß.« Er seufzte. »Das hab ich auch gedacht.«
    »Aber es hängt von dir ab«, flüsterte ich. »Ich dränge es dir nicht auf.« Ich streckte die Hand aus, um sein Gesicht zu berühren, fand es aber nicht. »Wo bist du, Callum? Lass mich dich sehen.«
    »Ich bin gleich hier«, antwortete er mit einer seltsam rauen Stimme, und ich spürte eine sanfte Berührung an meiner Wange. »Bist du dir ganz sicher?«
    »Ich weiß, dass es funktioniert, ich weiß es einfach.«
    »Nein, das meine ich nicht. Alex, bist du dir absolut sicher, willst du wirklich, dass ich rüberkomme? Ich habe keine Erinnerungen, kein Geld, kein Zuhause. Ich wäre also total von dir abhängig. Du musst wirklich wollen, dass das passiert. Ich könnte es nicht ertragen, eine Last …«
    »Jetzt hör aber auf! Du wirst mir nie eine Last sein, und die Probleme lösen wir, wenn du da bist.« Ich stockte, doch er sagte nichts. »Im Ernst Callum, ich weiß nicht, was ich sonst tun könnte, um dich zu überzeugen, dass du es bist, den ich liebe, und sonst niemanden. Was kann ich denn sonst noch sagen?« Ich musste sein Gesicht sehen, holte den Spiegel vom Tisch und fand einen Callum, der gedankenverloren aus dem Fenster blickte, neben mir.
    »Ich liebe dich so sehr, Callum. Vergeuden wir doch nicht unsere Zeit mit so etwas.«
    Endlich drehte er sich zu mir um, und die Andeutung eines schiefen Lächelns zeigte sich in seinem Gesicht. »Du kannst sehr überzeugend sein, wenn du willst. Stimmt’s?«
    Ich lachte erleichtert.
    »Und wie machen wir es?«
    »Hm, soviel ich weiß, brauchen wir nur uns beide und die Amulette, und wir müssen sicher sein, dass der Fluss kein Hochwasser führt. Ich denke, dass wir dafür eine Gezeitentabelle brauchen und den aktuellen Wetterbericht. Ich glaube nicht, dass es sonst noch viel gibt, das wir rausfinden können.«
    »Weißt du inzwischen, was die Gravur bedeutet?«
    »Oh, ja, sie bedeutet
Tod der Erinnerung
oder irgend so was. Ich glaube, es beschreibt einfach die Funktion des Amuletts.«
    »Wie hast du das rausgefunden?«
    Mir sank der Mut. »Ich, hm, hab jemanden gefragt, der Latein gelernt hat.«
    »Wer war das denn?« Jetzt lächelte er endlich. »Bei wem müssen wir uns dafür bedanken?«
    Ich konnte nicht noch eine Lüge erzählen, so verlockend das auch war. »Bei Max«, flüsterte ich.
    Er schwieg lange. »Max?«, fragte er schließlich.
    »Ja, er hatte Latein in der Schule«, sagte ich trotzig.
    »Hast du Max von unserem Geheimnis erzählt?«
    »Nein, natürlich nicht! Ich hab ihn nur gebeten, die Worte zu übersetzen.«
    Callum bekam wieder seine schmalen Lippen, und einen Augenblick lang fürchtete ich, er würde wieder verschwinden. Enttäuscht schaute er mich an. Dann sagte er: »Es ist schon spät, und ich muss zurück nach St. Paul’s. Du wirst auch müde sein.« Er brach ab und hob die Hand, als wollte er mir über die Haare streicheln. Doch dann senkte er sie wieder, ohne mich berührt zu haben. »Wir reden morgen, wenn du willst.«
    Da reichte es mir plötzlich, und ehe ich nachdenken konnte, polterten die Worte aus mir heraus. »Untersteh dich, so mit mir zu sprechen! Ich hab dir doch gerade erzählt, hab es dir bewiesen, dass ich die Macht habe, dir zu helfen. Und du hast nichts Besseres zu tun, als wegen eines Gesprächs rumzuzicken, das ich während der Ferien mit jemandem hatte, der völlig unwichtig ist!« Ich funkelte ihn an, und bevor er etwas sagen konnte, fuhr ich fort: »Ich meine, wie sehr willst du es eigentlich? Ich hab gedacht, dass du dir nichts sehnlicher wünschst, als zu entkommen. Warum machst du es dann so schwer?«
    Schockiert starrte Callum mich mit offenem Mund an, und mir wurde klar, dass ich seine Entschuldigungen gar nicht hören wollte. Ich riss mein Handgelenk von seinem weg und verschränkte die Arme so vor der Brust, dass das Amulett nicht mehr zu sehen war. »Ich will jetzt darüber nichts mehr sagen. Du kommst morgen und redest mit mir, wenn du so weit bist.« Ich wandte mich vom Spiegel ab, damit ich ihn nicht weiter

Weitere Kostenlose Bücher