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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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zu blinzeln, im Spiegel ihre großen traurigen braunen Augen auf mich. »Ich will nicht, dass das passiert. Ich wünsche mir, dass du und Callum auf immer und ewig glücklich werdet und mich mit euch nehmt.«
    Mein Herz zuckte. »Ich weiß. Und wir wollen das auch. Wir müssen nur noch den richtigen Weg finden. Und jetzt«, verkündete ich energisch, »raus mit dir. Such dir ein paar glückliche gelbe Lichter, die du einsammeln kannst. Wir sehen uns dann später wieder.«
    Ich seufzte erleichtert auf, als das fremde Prickeln aus meinem Handgelenk verschwand. Mit Olivia umzugehen war schwere Arbeit, aber was sie gesagt hatte, machte mir Sorgen. Ich wollte nicht, dass Callum so sehr litt, und die Schuldgefühle stiegen wieder in mir hoch. Wenn ich Max gegenüber entschiedener gewesen wäre, hätte er sich auch nicht so viel erlaubt. Zum tausendsten Mal ging mir die grässliche Situation am Flughafen durch den Kopf, als die beiden neben mir standen. Armer Callum! Beschämt ließ ich den Kopf hängen, als ich an Max’ Worte dachte. Es wäre ja nicht so schlimm gewesen, wenn er den Kuss nicht erwähnt hätte. Wenn ich die Augen schloss, hatte ich die Situation am Strand vor Augen, jeden Blick, den er auf mich gerichtet hatte, jede Berührung, und – dass ich ihn zurückgeküsst hatte. Ganz ehrlich war ich also Callum gegenüber nicht, als ich sagte, ich hätte Max zu nichts ermutigt. Und das war am schlimmsten.
    Das war nur ein Tag her, aber es schien Ewigkeiten.
     
    Der Abend zog sich hin, während ich darauf wartete, dass Callum und Olivia wieder auftauchten. Ich packte meine Tasche aus und sortierte die schmutzige Wäsche, einfach um mich zu beschäftigen. Dabei blickte ich in jede glänzende Oberfläche, an der ich vorbeikam, doch es war nichts von ihnen zu sehen. Als es später wurde, sank meine Zuversicht immer weiter, dass es ihnen noch möglich war zu kommen. Irgendwann am Abend zwang irgendetwas in den Amuletts die Versunkenen, in die St. Paul’s Kathedrale zurückzukehren, wo sie dann die Nacht auf der Flüstergalerie verbrachten. Deshalb konnten sie sich nicht so weit von London entfernen, und meine Lieblingsphantasie, mit Callum den Strand entlangzulaufen, würde nie wahr werden. Es sein denn, ich schaffte es tatsächlich, Callum rüberzuholen.
    Frustriert schaute ich auf die Uhr. Die Wahrscheinlichkeit, Callum noch einmal zu sehen, wurde immer geringer. Ich beschloss, ihm noch fünf Minuten zum Auftauchen zu geben – dann würde ich ihn rufen. Ich nahm mir einen Armvoll schmutziger Klamotten, um sie runter zur Waschmaschine zu bringen.
    Mum saß in der Küche und ging einen riesigen Haufen Post durch.
    »Hi, Alex, das ist aber tüchtig von dir! Du bist die Erste. Schmeiß doch gleich alles in die Maschine. Ich stelle sie dann an, bevor ich schlafen gehe.«
    »In Ordnung. Es sind eigentlich alles nur helle Sachen. Ich glaube, ich geh heute mal früh schlafen, schließlich sind wir ja ewig früh aufgestanden. Gute Nacht.«
    »Schlaf gut, Schätzchen. Ich schau noch mal rein, ehe ich ins Bett gehe.« Sie machte sich daran, die Post weiter durchzusehen, und ich wollte gerade rausgehen, als sie sagte: »He, Alex, Moment mal, da ist ein Brief für dich.« Sie fischte einen kleinen, einfachen weißen Umschlag aus dem Haufen und gab ihn mir. »Sieht interessant aus!«, sagte sie lächelnd und war eindeutig neugierig.
    »Wahrscheinlich von einem meiner zahlreichen Verehrer«, entgegnete ich und nahm lässig den Umschlag.
    »Welchem denn?«
    »Das geht dich nichts an!«
    Sie lachte und sammelte eine Handvoll Handzettel von Pizzadiensten zusammen. »Einen Versuch war’s wert! In letzter Zeit erzählst du mir gar nichts mehr.« Sie lächelte, doch ich wusste, dass sie zu gerne gewusst hätte, was da lief. Als ich jünger war, hatte ich ihr immer alles erzählt, und mir war klar, dass ihr das fehlte. Und ich war besonders verschlossen, seitdem ich Callum kannte. Kein Wunder, dass sie das ein wenig beunruhigte.
    Mit dem ungeöffneten Umschlag in der Hand rannte ich die Treppe wieder rauf. Das Papier war dick, also ein ordentlicher Umschlag, nicht einer von den selbstklebenden. Auf der Vorderseite standen sorgfältig mein Name und die Adresse. Ich schob das Durcheinander von meinem Futon und warf mich darauf, während ich schon den Finger unter die Klappe schob. Im Umschlag steckte ein passendes Blatt Papier, einmal gefaltet. Ich glättete es über dem Knie, und sofort runzelte ich die Augenbrauen.
     
    Alex, bitte

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