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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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gesenkt, damit die Haare mein Gesicht verbargen. »Ist die Luft rein?«, flüsterte ich, als ich mich dem Hauptteil der Krypta näherte.
    »Niemand zu sehen, geh einfach weiter.«
    »Ist gut.«
    Ich hatte meine Dauerkarte bereits in der Hand, als ich mich dem Gitter näherte. Der Typ hinter dem Tisch wirkte total gelangweilt und war schon dabei, mich durchzunicken, als er sich plötzlich aufsetzte.
    »Entschuldigen Sie, Miss, kann ich Ihre Karte bitte noch mal sehen?« Er hielt mir die Hand entgegen.
    »Äh, ja, natürlich. Gibt’s ein Problem?«
    »Wir hatten in der letzten Zeit nur ein paar Fälschungen, das ist alles«, erwiderte er, wobei er mich nicht anschaute, sondern irgendetwas auf seinem Tisch studierte, das ich nicht sehen konnte. »Alles klar. Genießen Sie den Besuch.« Er gab mir die Karte zurück und blickte zum Nächsten in der Schlange.
    Ich nahm die Karte und eilte, ohne mich umzusehen, durch den Eingang. Dort ging ich direkt zur Treppe. Wenn ich hier hochstieg, hieß das, dass ich nicht unter dem höchsten Punkt der Kuppel durchkam, aber es war hier sehr viel geschützter. Nach Callum sah ich mich erst gar nicht um, denn es war klar, dass er sich von mir fernhalten würde.
    Hier unten in der Krypta war der Einfluss der Kuppel nicht gut für die Versunkenen. Ihre Schrecken und Leiden schienen hier stärker, es war an ihren Gesichtern abzulesen. Sie vermieden es also, sich dort aufzuhalten. Daher war ich überrascht, dass es in meinem Arm wieder prickelte, sobald ich die Stufen hochstieg. Callums durchscheinende Gestalt war neben mir aufgetaucht.
    Seine Stimme klang dringlich. »Dieser Typ am Ticketschalter hat telefoniert, kaum dass du außer Hörweite warst.«
    »Wie bitte! Was hat er gesagt?« Ich blieb mitten auf den Stufen stehen.
    »Geh weiter«, drängte Callum. »Ich hab nicht alles gehört, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es um dich ging. Er hat so was gesagt wie: ›Wenn Sie mit ihr sprechen wollen, dann kommen Sie besser gleich her‹.«
    »Mist! Er muss die Pastorin angerufen haben. Ich möchte sie nicht treffen. Nicht heute.«
    »Wir müssen nicht auf die Kuppel gehen, wenn du Bedenken hast.«
    Ich wandte mich ihm zu, während wir die endlosen Stufen hochtrotteten. Ihn neben mir zu sehen, machte mir immer wieder das Herz leicht, ganz egal, was sonst gerade los war. »Oh, nein. Ich will nach oben. Ich lasse mir die Möglichkeit doch nicht entgehen, dich richtig zu umarmen, nur weil eine blöde Pastorin mir Bescheid geben will.« Die letzten Worte kamen ein bisschen undeutlich. »Ich kann nicht hochsteigen und gleichzeitig reden, Callum. Da kriege ich keine Luft mehr. Treffen wir uns auf der Galerie.«
    Er lächelte mich an, und in diesem Lächeln lag eine solche Sehnsucht, dass es mich kurz meine schmerzenden Waden vergessen ließ. Dann war er weg.
    Ich eilte die Treppen so schnell wie möglich hoch und machte erst in Höhe der Flüstergalerie eine Pause. »Callum?«, rief ich leise. »Ist es recht, wenn ich weitergehe?« Sobald ich den schmalen Durchgang zur Galerie betreten würde, wäre es schwierig umzukehren. Und auf der Galerie selbst waren alle gut zu sehen, dort konnte ich mich nirgends verstecken.
    »Nichts von ihr zu sehen«, verkündete er, als er plötzlich neben mir auftauchte, sein Handgelenk an meinem. Er blieb auch beim Rundgang um die Galerie neben mir. Wir gingen vorbei an all den Versunkenen, die, unsichtbar für alle anderen Besucher, auf den Bänken saßen. Einige von ihnen blickten mich neugierig an, doch die meisten, unter ihren Kapuzen verborgen, wichen zur Seite, wenn sie Callum hinter mir sahen. Sobald ich unbehelligt durch die Tür zur nächsten Treppe getreten war, blieb ich einen Moment stehen. Erst da merkte ich, dass ich den Atem angehalten hatte.
    »War Olivia da, Callum? Ich hab sie nicht gesehen.«
    »Ich auch nicht. Ich weiß nicht genau, wohin sie gegangen ist. Vielleicht ist sie oben auf der Steingalerie.« Er unterbrach sich kurz. »Ist bei dir alles in Ordnung? Bereit weiterzugehen?«
    Ich drückte den Rücken durch und holte tief Luft. Die Wendeltreppe vor mir schien jedes Mal die schlimmste zu sein. Immer eng im Kreis herum, ohne dass es irgendwelche Anzeichen eines Ziels gab.
    »Ich bin bereit«, sagte ich und ging weiter.
    Auf der nächsten Ebene erschien Callum wieder. »Ich hab von oben aus alles abgesucht. Hier ist diese Pastorin nicht, und auf den Treppen kann ich sie auch nicht entdecken, also haben wir ein bisschen Zeit. Sie ist alt

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