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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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gestellt und war lange aus dem Haus, bevor überhaupt jemand von den anderen aufstehen würde. Der Zug war voller mürrisch aussehender Pendler, und ich war froh, dass ich nach ein paar Haltestellen aussteigen konnte. Es war noch lächerlich früh, und so ging ich in den Park. Um diese Zeit schienen hier nur Leute mit ihrem Hund zu sein und Jogger. Ich schlenderte den langen Weg entlang und suchte eine ruhige Bank. Als ich mich der ersten näherte, bemerkte ich, dass sich nicht weit daneben tatsächlich ein Hirsch niedergelassen hatte. Das Geweih leuchtete fast im Sonnenlicht. Er hob den Kopf und blickte mich mit runden, glänzenden Augen an. Ich wusste, dass die Wildherden, die durch den Bushy-Park hier zogen, normalerweise ungefährlich waren, dennoch wurde mir mulmig. Einige der Hirsche waren riesig, und für mein Empfinden sahen sie alle irgendwie gefährlich aus. Schnell ging ich zur nächsten Bank.
    Die Luft war immer noch ein bisschen kühl, doch die Sonne wärmte den hölzernen Sitz. Ich schaute auf die Uhr: Ich hatte noch über eine Stunde bis zum Treffen mit Rob – viel Zeit, um mit Callum zu sprechen. Die Bank hatte eine Armlehne in der idealen Höhe für meinen Spiegel. Ich stellte ihn auf und steckte die Kopfhörer ins Ohr. »Callum, bist du in der Gegend? Ich bin im Bushy-Park.«
    Einige Augenblicke blieb es still, dann setzte das Prickeln in meinem Arm ein. Zu wissen, dass er direkt neben mir stand, ließ mich immer noch erwartungsvoll frösteln. Gleich würde ich ihn tatsächlich sehen.
    »Guten Morgen, meine Schöne.« Seine tiefe Stimme drückte leichte Überraschung aus. »Ich hab nicht erwartet, dich hier zu finden.«
    Ich drehte den Spiegel so, dass er in Sicht kam. Die Sonne fing sich in den blonden Strähnen seiner Haare und ließ die blauen Augen funkeln.
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich treffe Rob nachher.«
    »Wirklich? Warum?«
    »Wegen dem, was du mir gestern gesagt hast. Dass er mit jemandem telefoniert hat, der anscheinend aus diesem elterlichen Sommerhaus in Cornwall verschwinden müsste.«
    »Ja, was ist damit?«
    »Ich glaube, das ist Catherine. Wir wissen, dass sie nach Cornwall gefahren ist und dass die beiden davor eine Verschwörung ausgeheckt hatten. Vielleicht wohnt sie in diesem Haus.«
    Callums Augenbrauen schossen überrascht nach oben. »Aber natürlich! Warum hab ich daran nicht gedacht? Das passt perfekt zusammen.«
    »Jetzt muss ich eben herausfinden, wo genau dieses Haus ist. Ich weiß noch nicht so recht, wie ich das aus ihm herausquetschen kann. Irgendeine tolle Idee?«
    »Vielleicht kannst du ihn ganz direkt fragen«, schlug er zögernd vor.
    »Klar, aber ich will nicht, dass er den falschen Eindruck bekommt, nicht schon wieder. Es ärgert mich, dass es ihm nur darum geht, wie scharf er auf mich war, und nicht ums Übrige.«
    »Natürlich«, meinte Callum langsam und blickte gedankenverloren in den Park. »Da könnte ich vielleicht was machen.«
    »Und was heißt das?«
    »Ich könnte ihm diese Erinnerung nehmen. Wenn du das willst.« Er zuckte mit den Schultern. »Das wäre überhaupt nicht schwierig. Du müsstest nur mit ihm darüber reden, und dann kann ich zuschlagen.«
    »Aber was ist mit deinen Prinzipien? Ich weiß doch, dass du richtige Erinnerungen nicht stehlen magst.«
    »Ich mag es auch nicht, wenn er fies zu dir ist. Und es ist etwas, das ich wirklich für dich machen kann.«
    Ich lächelte ihn an. »Es klingt verlockend, aber ich glaube, ich krieg mehr aus ihm heraus, wenn er denkt, er hätte bei mir eine Chance. Vielleicht später.«
    »In Ordnung.« Ich sah, wie er lachend durch meine Haare wühlte. »Ich hab nicht vor, ihn ungestraft davonkommen zu lassen. Einen Versuch ist es wert. Ich würde ihm so gerne jede Erinnerung an dich ausradieren, diesem lügenden kleinen …«
    »Hör auf damit!«, unterbrach ich ihn, ebenfalls lachend. »Du bist echt schrecklich, du musst …« ich brach ab, da ein durchdringender Schrei mich zusammenzucken ließ. Ich blickte von meinem Spiegel auf und sah ein kleines Mädchen, das auf mich zeigte und Luft für den nächsten Schrei holte, während es sich schon umdrehte, um sich zu seiner Mutter zu flüchten. »Was ist denn los«, murmelte ich vor mich hin, und dann erstarrte ich, als ich mich umblickte.
    Ich war so in mein Gespräch mit Callum vertieft gewesen, dass ich nicht darauf geachtet hatte, was um mich herum vorging. Drei riesige Hirsche standen hinter mir, alle nahezu in Reichweite. So nahe wirkten sie

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