Nur ein Liebestraum am Mittelmeer
auf der Straße herrschte fröhliches Treiben. Die Leute lachten und feierten. Auch sah Laura mehrere Liebespaare, die sich miteinander ihres Lebens freuten.
Die Atmosphäre dieses Sommerabends weckte eine seltsame Wehmut in ihr, die sie nicht zuordnen konnte. Und dieser melancholische Schmerz wurde durch den unnahbaren Mann neben ihr nur verstärkt, denn seine pure Gegenwart erfüllte sie mit glühendem Verlangen.
„Worauf hast du Appetit?“
Laura blickte zu dem Bistro auf der anderen Straßenseite. Er sollte bloß nicht meinen, sie wollte von ihm in ein Fünfsternerestaurant eingeladen werden. „Wie wär’s mit Cola und Pizza?“
„Das kannst du doch jeden Tag haben.“
„Nach dem Krabbensalat heute Mittag habe ich keinen großen Hunger. Aber wir können hingehen, wohin immer du möchtest.“
Raoul zuckte die Schultern. „Eine Pizza ist okay.“
Sie hatten Glück, denn als sie das Lokal betraten, wurde gerade ein Tisch frei. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, und manche Leute tanzten zu der lauten Musik, die eine Unterhaltung fast unmöglich machte.
Die Pizza war nicht schlecht, doch in der Cola fehlten die Eiswürfel, weshalb sie ziemlich scheußlich schmeckte. Alles in allem habe ich nicht gerade eine gute Wahl getroffen, dachte Laura, als sie aufgegessen hatte, und sah zu Raoul hinüber. Er lächelte sie so gewinnend an, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte.
„Du hast gewusst , wie unerfreulich es hier ist.“ Sie warf eine zusammengeknüllte Papierserviette nach ihm, die er zu ihrer Überraschung auffing. „Ich habe dieses Lokal nur ausgesucht, weil …“
„Weil du beweisen wolltest, dass du jemand anderes bist, als du tatsächlich bist.“
Mit wenigen verletzenden Worten hatte er den einzigartigen Augenblick zerstört. Die Dämonen, von denen Chantelle gesprochen hatte, waren wieder einmal zum Vorschein gekommen. Aber Laura fühlte sich momentan davon überfordert.
„Wie schön, dass du mich so gut kennst. Dann wird es dir sicher nichts ausmachen, wenn ich dir die Rechnung überlasse.“ Sie erhob sich, um aus seiner Nähe zu entfliehen, doch er hielt sie fest.
„Ich weiß zufällig, dass du Besseres verdienst als dieses Bistro oder das Auberge.“
Laura verstand rein gar nichts mehr. Einmal sagte er Hü und nur Sekunden später Hott. Was sollte das? Sie wurde aus ihm nicht schlau.
„Seit unserer Begegnung im Pool haben wir nicht mehr zusammen getanzt. Und du musst zugeben, dass es sehr kurz war.“ Er streichelte mit dem Daumen die Innenfläche ihrer Hand.
Die zärtliche Berührung ging ihr durch und durch. „Ja“, antwortete sie leise, wollte ihn ausnahmsweise einmal nicht bekämpfen. Und wie hätte sie es auch tun können, da er die Arme um sie gelegt hatte und sie an sich zog. „Ich habe so lange nicht mehr getanzt, dass ich vergessen habe, wie es geht.“
„Dann machen wir es wie alle anderen hier und bewegen uns einfach nur im Takt der Musik“, erwiderte er dicht an ihren Lippen.
Sein Mund war so verlockend nah, dass Laura ihm nicht widerstehen konnte – oder wollte. Sie begannen, sich im Rhythmus zu wiegen, während sie sich eng aneinanderschmiegten. Ihre Körper bildeten eine perfekte Einheit, als wären sie füreinander geschaffen. Und mit jedem neuen Musikstück vertieften sie den Kuss.
„Raoul“, stieß Laura irgendwann hervor, als ihr Verlangen fast unerträglich wurde.
„Leugne es, so sehr du willst. Aber zwischen uns ist es von Anfang an so gewesen“, sagte er und küsste ihren Hals.
Ihr war, als würde es nur sie beide geben, bis sie einen Amerikaner sagen hörte: „Es sieht ganz so aus, als bräuchten die zwei ein Zimmer.“
„Haben wir nicht ein Glück, dass es gleich auf der anderen Straßenseite ist“, flüsterte Raoul ihr ins Ohr. „Komm, lass uns von hier verschwinden.“
Eng umschlungen schlenderten sie zum Hotel zurück. Laura war in einer solchen Hochstimmung, dass es sie nicht mehr kümmerte, ob Teds Detektive Fotos von ihnen schossen.
Auch Raoul schien seine Dämonen im Griff zu haben, die ihn vorhin dazu getrieben hatten, so gemein zu sein. Nichts war mehr wichtig außer der süßen, ungestillten Leidenschaft, die sie beide erfüllte.
Kaum hatte er seine Zimmertür hinter ihnen geschlossen, hob er Laura hoch und trug sie zum Bett. Sie legte ihm die Arme um den Nacken und zog ihn mit sich auf das Bett. In dem schummrigen Licht der Nachttischlampe verklärten sich seine markanten Gesichtszüge zu denen eines geheimnisvollen
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