Nur ein Liebestraum am Mittelmeer
falls du ihn jetzt fragen möchtest.“
Sie nickte und folgte Raoul ums Haus herum zur Terrasse, wo Paul sich inzwischen zu seinen Eltern gesellt hatte. Sie setzten sich ebenfalls dazu, und kaum hatte Laura das Thema angeschnitten, erkundigte sich der Junge, ob er auch mitkommen dürfe.
„Du hast heute Nachmittag einen Zahnarzttermin“, erinnerte ihn seine Mutter und wandte sich Laura zu. „Raoul hat sich früher leidenschaftlich für die Tour interessiert. Er wird dich bestimmt mit Statistiken langweilen. Aber wenn du ebenfalls ein Fan bist, wird es wahrscheinlich ein aufregendes Erlebnis.“
Guy wünschte ihr viel Spaß, wirkte aber niedergeschlagen und gedankenverloren.
„Ich hole dich um drei Uhr ab“, sagte Raoul und stand auf. „Pack eine Jacke ein. In den Bergen kühlt es abends ab.“
„Okay. Bis dann.“ Laura wunderte sich über den fast schon triumphierenden Ausdruck in seinen dunklen Augen, bevor er sich umdrehte und verschwand.
6. KAPITEL
„Sie können die Verbindungstür in dieser Seite abschließen“, erklärte das Zimmermädchen, das sie zu der Suite in der Mansarde geführt hatte, und warf Laura einen unfreundlichen Blick zu. „Oder auch nicht“, fügte es unverblümt hinzu, bevor es erneut Raoul ansah. Seit sie im Hotel Auberge eingetroffen waren, hatte die junge Frau sich überschlagen, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
In Alpe d’Huez wimmelte es nur so von Touristen aus aller Herren Länder, die wegen der Tour angereist waren. Doch wo immer Raoul und sie hingingen, hatte er das Interesse irgendeiner Frau erregt. Er war mindestens zehnmal angelächelt und mit verführerisch klimpernden Wimpern zu einer der offenbar zahllosen Partys eingeladen worden. Keines der weiblichen Wesen hatte sich daran gestört, dass er in Begleitung war. Alle schienen zu meinen, sie könnten ihn nach besten Kräften umgarnen.
„Sobald du dich frisch gemacht hast, suchen wir uns ein Restaurant und essen etwas“, sagte er.
„Ich brauche fünf Minuten.“
Raoul ließ den Blick über die mokkabraune Leinenhose und den cremefarbenen Pulli schweifen, bevor er Laura in die Augen sah. Sogleich bekam sie weiche Knie.
„Wir treffen uns unten in der Lobby.“
Sie nickte und schloss die Tür hinter ihm. Danach lehnte sie sich einen Moment dagegen. Er hatte keine Ahnung, was seine Nähe mit ihr machte. Gab es auf der Welt einen attraktiveren Mann als ihn?
Sie war sicher, dass er ursprünglich mit jemand anderem hatte herfliegen wollen. Doch dann war sie in der Villa seines Bruders aufgetaucht, und er hatte seine Pläne geändert.
Höchstwahrscheinlich hielt er sie für eine Schmarotzerin, die Guy nur ausnutzte. Ihre Anwesenheit im Haus seines Bruders musste ihm so sehr gegen den Strich gehen, dass er sie nach Alpe d’Huez mitgenommen hatte. Vermutlich beunruhigte ihn die Vorstellung, sie könnte versuchen, noch länger als die geplanten zwei Wochen zu bleiben. Und egal, was sie sagte, er würde ihr nicht glauben.
Seine Meinung über sie stand fest, und sie würde sie nicht ändern können. Also sollte sie diesen Ausflug genießen und sich die Freude daran von seinen spöttischen, manchmal auch beleidigenden Bemerkungen nicht verderben lassen.
Die unbeschwerten Tage fern von Ted war ohnehin schon bald wieder vorbei. Allerdings hatte sie gute Chancen, endlich von ihm geschieden zu werden, da er massiv gegen die einstweilige Verfügung verstoßen hatte. Nun würde ihm wohl selbst seine einflussreiche Familie nicht mehr helfen können.
Und sie wollte schnellstmöglich geschieden werden. Ja, ich wünsche es mir sehnlicher denn je, erkannte sie und gestand sich ein, dass dies vor allem mit Raoul zusammenhing.
Nicht, dass sie sich irgendeine Art von Beziehung mit ihm erhoffte. Dies war völlig ausgeschlossen. Er mochte vielleicht ungebunden sein, aber nicht wirklich frei. Sie wusste nichts Genaues, doch musste er von einer Frau so tief verletzt worden sein, dass er noch immer damit zu kämpfen hatte.
Chantelle hatte etwas in dieser Richtung angedeutet und sie vor Raoul gewarnt. Er lehnte sie ab und begegnete ihr bisweilen sogar mit Verachtung. Allerdings gab es ebenfalls andere Momente …
Dass sie trotz seiner Feindseligkeit so stark auf ihn reagierte, zeigte ihr, dass sie durchaus noch beziehungsfähig war. Sie musste nur den richtigen Mann finden.
Laura löste das Band von ihrem Pferdeschwanz und ging mit dem Kulturbeutel ins Bad, um die Haare zu bürsten. Anschließend steckte sie sie zu
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