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dass er überstimmt ist. Er weiß, dass er sein Bestes getan hat, um uns vor einem schrecklichen Fehler zu bewahren.
„ Du hast uns gewarnt. Aber wir sind alle erwachsen und treffen unsere eigenen Entscheidungen“, tröste ich ihn, doch er winkt lachend ab.
„ Mach schon. Ich will kein Spielverderber sein“, sagt er und knufft Florian freundschaftlich in die Seite. Einen kurzen Moment lang denke ich darüber nach, wie sich das Verhältnis der beiden während dieser Woche verändert hat, und wie sie in Zukunft damit umgehen werden. Immerhin ist George Dozent an der Uni, Florian Student in seinem Kurs. George wird ihm am Ende des Semesters eine Note geben müssen, möglicherweise wird Florian sogar später eine Prüfung bei ihm ablegen.
Ich schüttele diese Gedanken ab und wende mich der Aufgabe zu, die unmittelbar vor mir liegt. Jetzt wird es ernst. Meine Hand zittert, als ich den Armreif in die Vertiefung hineindrücke.
Nichts passiert. Ich drücke ein wenig fester, wackele hin und her, doch es rührt sich nichts. „Es geht nicht!“, rufe ich so jämmerlich, dass ich gleichzeitig anfangen muss zu lachen.
Schon steht Markus ganz dicht neben rechts mir, legt seine Hand auf meine. Auf der anderen Seite pressen George und Florian ihre Gesichter so fest neben meines, dass wir mit Sicherheit alle vier geköpft werden, sollte wirklich gleich ein Schwert aus der Truhe hervorschießen.
Markus bewegt seine Hand vorsichtig, meine darunter bewegt sich mit, und plötzlich dreht sich die Holzscheibe an der Front der Truhe. Es knarzt und ächzt, es hört sich wirklich gruselig an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass in diesem Moment keiner von uns atmet.
Zeitlupenartig dreht sich die Scheibe, dann ertönt ein leises Knirschen und zwei kleine hölzerne Bolzen, von denen man vorher nichts gesehen hat, springen neben dem Armreif aus der Scheibe hervor. Vor lauter Schreck stoße ich einen Schrei aus.
Interessiert begutachten wir die Hölzchen. Sie stehen im Abstand von wenigen Zentimetern zueinander und sehen aus wie zwei voneinander abgewandte Mondsicheln.
So viel Markus nun auch rüttelt, drückt und dreht, an der Scheibe tut sich nichts mehr. Ich versuche vorsichtig, die kleinen Stäbchen wieder zurück in ihre Ursprungsposition zu bewegen, aber auch das funktioniert nicht.
„ Was für ein Scheiß“, kommentiert Florian unsere vergeblichen Bemühungen.
Ich taste die Bolzen weiter ab, kratze mit dem Fingernagel daran, drücke, ziehe, drehe, aber nichts tut sich. Komisch, aber ich habe das Gefühl, dass es nur weitergeht, wenn diese Hölzchen richtig genutzt werden. Genau in der Mitte zwischen ihnen ist eine flache Mulde im Holz, aber bei den vielen Schnitzereien weiß ich nicht, ob sie überhaupt eine Bedeutung hat.
Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. „Ja klar, das ist es. Gib mir den Armreif“, rufe ich und nehme Markus den Armreif weg, der noch immer hartnäckig versucht, ihn weiter in die Scheibe zu drücken.
Vorsichtig fädele ich den Armreif auf die beiden Bolzen. Hab‘ ich’s doch gewusst! Die Stäbchen passen genau zwischen die goldenen Halbmonde – rechts und links von dem Smaragden – und den kleinen Diamanten, der sich im Inneren der Sichel befindet.
Ganz langsam wackele ich an dem Armreif und siehe da – eine weitere Holzscheibe, die man vorher gar nicht gesehen hat, da sie in die größere integriert ist, dreht sich langsam mit.
Wieder ächzt und knirscht es in dem alten Material, wieder ertönt ein Klicken, laut und metallisch, und der Armreif lässt sich nicht weiter drehen.
Intuitiv lege ich die Hand an den Rand des Deckels und tadaaaa – er lässt sich anheben. Sofort packt George mich bei den Schultern und zieht mich zurück, Florian und Markus drängen sich vor mich und öffnen vorsichtig die Truhe.
Und es passiert – nichts. Es explodiert nichts, kein Schwert schießt hervor, kein Pfeil wird auf uns abgefeuert.
Unter lautem Ächzen – wobei ich nicht weiß, ob es von der Truhe oder den beiden Männern kommt – wird der Deckel komplett geöffnet, und um ihn offenzuhalten, haken sie eine Metallstange in eine eigens dazu angebrachte Vorrichtung ein.
Während ich kaum atmen kann, keucht George neben mir aufgeregt. Gemeinsam treten wir näher, um einen Blick in die geöffnete Kiste werfen zu können.
Sprachlos stehen wir zu viert um die Truhe herum, es ist ein feierlicher Moment, und keiner weiß etwas Passendes zu sagen.
Die Truhe ist bis zum Rand gefüllt, es
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