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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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Möglichkeit bestünde, dass wirklich irgendein Mechanismus eingebaut war, der vielleicht nicht den Schatz, aber den, der ihn zu öffnen versucht, schwer verletzen würde.
    „ Jetzt verstehst du vielleicht, warum er so dermaßen scharf auf deinen Armreif war. Seit die Truhe hier unten steht, ist kein Tag vergangen, an dem er nicht mindestens einmal davor stand und sich schwor, den Schlüssel zu finden“, erklärt Markus.
    „ So, da steht die Kiste, Hilda hat den Armreif-Schlüssel, worauf warten wir noch?“ Typisch Florian, er nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit leuchtenden Augen blickt Markus mich an.
    „ Sollen wir? Ich finde es nur richtig, wenn du als wahre Erbin die Truhe öffnest!“ Mit pochendem Herzen streife ich den Armreif von meinem Handgelenk, steige auf das metallene Podest und mache einen Schritt auf die hölzerne Front zu. Vorsichtig streiche ich mit der Hand über das warme, glänzende Holz.
    In der Mitte der verzierten Scheibe kann ich eine Kontur erkennen, die genau zu den Umrissen meines Schmuckstücks passt. Zuerst zeichne ich die Form mit den Fingerspitzen nach. Es scheint so absurd zu sein. Es ist einfach nur eine Vertiefung im Holz, da ist kein Schlüsselloch oder Ähnliches. Wenn ich gleich den Armreif in diese Mulde stecke, wird überhaupt nichts passieren. Es kann gar nichts passieren.
    Als ich gerade den Versuch machen will, den Armreif in die Holzscheibe zu drücken, legt George seine Hand auf meinen Arm. „Nicht, Hilda. Lass es.“
    Fassungslos sehen wir ihn an. „Aber warum denn?“, frage ich, was wir drei denken. George legt die Stirn in tiefe Falten, das tut er sonst nie – weil er Angst hat, die Falten könnten dauerhaft dort bleiben. Er muss wirklich ernsthaft besorgt sein.
    „ Ich glaube, dass es zu gefährlich ist. Kein Mensch weiß, was passiert, wenn du die Truhe öffnest. Laut Legende hat Siegfried den Schatz durch eine List an sich genommen, ursprünglich gehörte er den Erben des Königs Nibelung. Wir wissen nicht, welche grausamen Mechanismen sich darin verbergen können. Möglicherweise ist es eine Falle. Vielleicht gibt es überhaupt keinen Schatz in dieser Truhe.“ Er ereifert sich immer mehr. Die Vorstellung, was sich alles in der Kiste befinden könnte, beunruhigt ihn immens.
    „ Blödsinn“, meint Florian. „Warum sollte kein Schatz darin sein? Warum sollten die so einen Aufstand um den Schlüssel machen, wenn das, was er aufschließt, leer ist?“ Im Prinzip hat er Recht, doch seine Argumentation hat eine Schwachstelle, auf die ihn George sofort hinweist.
    „ Es hat niemand den Schatz zu sehen bekommen! Versteht ihr das nicht?“ Hilflos mit den Händen gestikulierend beginnt George, auf und ab zu laufen.
    „ Es ist immer nur die Rede davon, dass Siegfried ihn in seinem Besitz hatte, aber gesehen hat ihn niemand! Es wäre durchaus im Bereich des Möglichen, dass er nur behauptet hat, einen enormen Schatz zu besitzen. Ein wertvolles Schmuckstück hatte er, ja, das hat auch jeder gesehen, das lässt sich nicht bestreiten. Aber es kann doch sein, dass die Kiste, die er schwer bewacht mit sich führte, gar keinen Schatz enthielt. Und für den Fall, dass jemand auf die Idee kommen sollte, die Truhe gewaltsam zu öffnen, wurde ein Mechanismus eingebaut, zum Beispiel ein Dolch, der hervorschießt, eine Armbrust, die sich automatisch abfeuert, oder was weiß ich, damit derjenige, der das Geheimnis des nicht-existenten Schatzes entdeckt, es nicht weitererzählen kann.“
    Atemlos vor Aufregung blickt er zwischen Markus, Florian und mir hin und her, hoffend, dass wir endlich verstehen, was er uns zu sagen versucht.
    „ Du meinst also, Siegfried könnte eine Art Heiratsschwindler gewesen sein?“, versuche ich, seine lange Rede auf den Punkt zu bringen. „Und damit er nicht auffliegt, bringt die Kiste jeden um, der sie öffnet.“
    Erleichtert nickt George. „Ja, du hast es erfasst. Versteht ihr jetzt, warum wir die Truhe auf keinen Fall öffnen dürfen? Das Risiko ist zu groß, es ist zu gefährlich.“ Er ist so aufgebracht, so ernsthaft in Sorge, dass ich gar nicht anders kann, als mich ihm anzuschließen.
    Nach allem, was ich durchgemacht habe, verspüre ich nicht die geringste Lust, letzten Endes doch noch aufgespießt, erdolcht, geköpft oder sonst was zu werden. Und dabei zusehen, wie das mit einem meiner Freunde passiert, möchte ich ebenso wenig.
    „ Papperlapapp“, meckert Florian. „Alles Alte-Weiber-Geschwätz. Wir sind hier nicht bei Indiana

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