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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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rinnt mir das Bein hinunter auf meinen nackten Fuß. Es tut höllisch weh – der Kaffee ist kochend heiß.
    „ Mist, heiß, aua, nein“, fluchend und hektisch herumfuchtelnd hüpfe ich durch den Flur und versuche, die enge Röhrenjeans auszuziehen. Geschafft. Was zum Vorschein kommt, sieht besorgniserregend aus: Ein breiter, krebsroter Streifen zieht sich von der Mitte des rechten Oberschenkels bis hinunter zu den Zehen. Doch das muss warten.
    Ich hüpfe auf dem unverletzten Bein in die Küche und hole einen Lappen, um schnell den Kaffee vom Boden aufzuwischen, bevor er den Holzfußboden ruiniert. Schließlich will ich unbedingt die Kaution zurückbekommen, wenn ich hier einmal ausziehe.
    Als ich nur mit Slip und T-Shirt bekleidet vor Emilys Tür hocke, um die Lache aufzuwischen, öffnet sich besagte Tür und eine leicht bekleidete und sehr zerzauste Emily erscheint in dem schmalen Spalt.
    Vor Schreck kippe ich nach hinten und sitze verblüfft auf dem Fußboden.
    „ Emily, was machst du denn hier?“
    „ Na, du hast Nerven, das wollte ich dich auch gerade fragen“, antwortet Emily atemlos und macht dabei einen seltsam beschämten Eindruck. Ihre sonst schalkhaft blitzenden Augen weichen meinem Blick aus, eine unübersehbare Röte kriecht ihr ausgehend von dem T-Shirt, das sie verkrampft an die Brust presst, über den Hals, das Gesicht hinauf, bis an den dunkelbraunen Haaransatz.
    Ich verstehe gar nichts mehr. EMILY sollte doch auf einer Konferenz in Berlin sein, warum denkt SIE denn, ICH sollte nicht hier sein?
    „ Aber deine Konferenz“, beginne ich erneut. Emily sieht mich mit ihren großen braunen Kulleraugen zum ersten Mal direkt an und streicht sich nervös eine lockere Strähne aus dem noch immer roten Gesicht.
    „ Ähm, ja, also, das ist jetzt so, hör mal“, druckst sie herum, will etwas sagen, findet aber offensichtlich nicht die richtigen Worte. Auf einmal höre ich jemanden niesen – einen Mann. In Emilys Zimmer.
    „ Haha. Ich versteh‘ schon“, rufe ich lachend und ein Stein fällt mir vom Herzen, da sich diese bizarre Situation schlagartig aufklärt.
    „ Nils, hallo!“, johle ich. „Emily! Du hättest mir doch sagen können, dass Nils da drin ist und dass ihr gerade, naja, das tut, was Verlobte nun mal so tun.“ Ich zwinkere Emily wissend zu.
    „ Wurde die Konferenz abgesagt? Oder machst du blau? Habt ihr Lust, später noch was vom Chinesen kommen zu lassen?“, quassele ich auf meine Mitbewohnerin ein.
    „ Nun ja, ähm, es ist nicht, also“, setzt sie an, doch sie kommt nicht weit.
    Von drinnen ist Gepolter zu hören, dann wird die Tür aufgerissen und ein unglaublich wütend aussehender und unglaublich nackter Mann funkelt Emily zornig an.
    „ Was? Du bist verlobt? Was soll ich denn davon halten? Und wer ist denn DAS überhaupt?“ Er zeigt auf mich, als wäre ich ein widerliches Insekt. Mir wird bewusst, dass ich gerade in der Unterhose in einer Kaffeepfütze sitze und ich möchte am liebsten im Erdboden versinken.
    „ Das ist, äh, Hilda, meine, äh, Mitbewohnerin“, stammelt Emily mit nun so hochrotem Kopf, dass es ungesund aussieht.
    Der nackte Mann runzelt die Stirn, anscheinend nicht zufrieden mit ihrer Erklärung. „Also eine Mitbewohnerin. Von der hast du mir nichts gesagt. Aber offenbar ist das nicht das einzige, wovon du mir nichts gesagt hast.“
    Ich mag nicht, dass er mich so geringschätzend ansieht, Geringschätzung hatte ich heute schon genug von Agnes. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – trotze ich seinem Blick, immerhin ist das hier MEINE Wohnung und ICH habe mir nichts zuschulden kommen lassen.
    Er scheint zu bemerken, dass er am wenigsten von uns dreien am Körper trägt, und verschwindet wieder im Zimmer. Emily wirft mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann, macht ein zerknirschtes Gesicht und schließt vorsichtig die Tür.
    Ich sitze auf dem Boden und schüttele ungläubig den Kopf. Was ist denn da gerade passiert? Im Moment weiß ich nur eins: Wenn die beiden da wieder herauskommen, will ich nicht in Unterwäsche vor ihrer Tür hocken.
    Also wische ich schnell den Rest Kaffee auf und bringe den nassen Lappen und die Tasse in die Küche. Zum Glück ist die Tasse noch ganz und die Holzdielen scheinen auch keinen nachhaltigen Schaden davonzutragen.
    Anschließend husche ich in mein Zimmer und schmiere Brandsalbe auf die gerötete Haut. Aus Emilys Zimmer höre ich einzelne Gesprächsfetzen, aber ich kann nicht alles verstehen, da sie sich

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