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Nur Ein Toter Mehr

Nur Ein Toter Mehr

Titel: Nur Ein Toter Mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramiro Pinilla
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den Beinen und noch schneller wieder unten am rückwärtigen Fuß des Steins.
    »Sicher … war auch … Hass im Spiel«, japse ich.
    »Was?«, höre ich Etxe sagen.
    Vornübergebeugt versuche ich das Seitenstechen in den Griff zu bekommen. »Der Täter … wollte … sie garantiert … nicht nur töten … sondern auch um ihr Leben … kämpfen sehen. Ganz bestimmt hat er … von irgendwo in der Nähe zugesehen, wie die Flut stieg.« Schon etwas ruhiger richte ich mich auf. »Apropos Täter: Haben Sie an ihren Köpfen eigentlich Spuren von Gewalt bemerkt?«
    »Ja, an der Stirn. Zwei dicke Beulen.«
    Ärgerlich sehe ich ihn an.
    »Nicht zu fassen! Das hat man nie erfahren. Natürlich muss der Mörder sie als Erstes ausgeknockt haben! Wie sonst hätte er zwei solch starke Kerle wie die Altube-Brüder an den Ring ketten können?« Ich stocke kurz, weil mir gerade ein genialer Gedanke durch den Kopf schießt. »Warum geht man in Getxo eigentlich von einem Mörder aus und nicht von zweien oder dreien? Durch ihre Profitgier haben die Zwillinge sich schließlich viele von uns zu Feindengemacht. Obwohl … wahrscheinlich handelt es sich doch um einen Einzeltäter, der seine Opfer mit einem gezielten Schlag von hinten bewusstlos geschlagen hat. Ja, so muss es gewesen sein, anderenfalls hätte Eladio dem Richter ja sagen können, wer seinen Bruder auf dem Gewissen hat.«
    Voller Stolz über meine Kombinationsgabe hasche ich nach meinem Hut, den ein plötzlicher Windstoß davontragen will, und bohre dann weiter.
    »Haben Sie sonst noch etwas bemerkt? Ich meine, vielleicht einen Schatten, vielleicht hatten Sie das Gefühl, nicht allein am Strand zu sein, von irgendwem belauert zu werden …?«
    »Ähm … ja … ja, ich habe ein Gesicht gesehen … Das hatte ich ganz vergessen.«
    Er schließt die Augen. Um sich genauer an die Einzelheiten zu erinnern? Aber es ist wohl nur Erschöpfung.
    »Ach Gott, meine Nerven. Ich will mich nicht mehr daran erinnern müssen«, jammert er und krümmt sich wie ein Aal. »Mir ist schon ganz übel.«
    Meine Idole kennen in einer solchen Situation jedoch kein Pardon. »So wie Sie reagieren, drängt sich mir der Verdacht auf, dass es womöglich Sie selbst waren, der den beiden mit einem Stein ein paar übergezogen, sie an den Ring gekettet und danach unten am Strand die Flut abgewartet hat«, erkläre ich unbarmherzig. »Dabei ist Ihnen dann eingefallen, dass Sie als Lebensretter den Verdacht von sich ablenken könnten. Vielleicht dachten Sie, dass die beiden längst ertrunken sind, wenn Sie mit dem Schmied zurückkommen. Vielleicht waren Sie ja am allermeisten überrascht, Eladio noch lebend vorzufinden!«
    »W-was willst du damit sagen, Bordaberri? Willst du etwa andeuten, ich hätte …?!«
    Kreideweiß im Gesicht fasst er sich an die Kehle – undkotzt wie ein Reiher sein Frühstück auf die Steine. Ich atme tief durch: Ob Spade und Marlowe tatsächlich so weit gegangen wären wie Samuel Esparta? Mein Buchhändler-Ich empfindet jedenfalls Mitleid: Ich stütze Lucio Etxe, bis er nicht mehr würgen muss.
    »Mit solchen stichelnden Bemerkungen versucht ein Privatdetektiv sein Gegenüber aus der Reserve zu locken«, beruhige ich ihn, während ich ihm mein Taschentuch reiche, damit er sich den Mund abwischen kann. »Das ist nicht persönlich gemeint.«
    »Den Krabben wird’s schmecken«, murmelt Etxe nur mit einem Blick auf seinen erbrochenen Mageninhalt, dreht sich dann wortlos um und klettert hinunter zum Strand – und ich ihm hinterher.
    »Nur eine kleine Frage hätte ich noch«, sage ich, während er sich zitternd wie Espenlaub in den Sand fallen lässt, und versuche dabei so einfühlsam wie möglich zu blicken. »Warum zogen Sie an beiden Ketten, wenn doch klar war, dass für Leonardo bereits jede Hilfe zu spät kam?«
    »Könntest du in einer solchen Situation noch klar denken?«
    »Und deshalb schreit Eladio, Sie sollen aufhören zu ziehen, und Sie rennen los, um den Schmied zu holen. War’s so?«
    Lucio Etxe nickt ergeben.
    »Und als Sie mit Zalla zurückkommen, sägt der dann eine der Ketten durch.«
    »Die, die Eladio um den Hals hatte.«
    »Und warum nicht zuerst die von Leonardo?«
    »Woher soll ich das wissen?!«
    »Und dann? Wer hat Eladio nach oben gezogen? Und wer Leonardo? Ihr wart zu dritt.«
    »Jetzt langt’s mir aber!« Mühsam rappelt er sich auf undnimmt seinen Sack wieder auf die Schulter. »Ich gehe nach Hause, ich habe die Schnauze voll von deiner Fragerei.«
    »Warten

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