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Nur Ein Toter Mehr

Nur Ein Toter Mehr

Titel: Nur Ein Toter Mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramiro Pinilla
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Schutz?
    »Findest du nicht auch, dass dieser Irre, von dem wir so wenig wissen, bei dem Ganzen viel zu sehr in Erscheinung tritt?« Seufzend lege ich den Löffel beiseite. »Ach verdammt, meine Ermittlungen haben sich irgendwie festgefahren. Dabei dachte ich, ich hätte den Täter damit aus seinem Versteck gelockt.«
    Im selben Moment hören wir ein Klopfen an der Ladentür, weshalb Koldobike nach vorne geht, um von innen auf das »Geschlossen«-Schild zu deuten.
    »Übrigens hat vorhin ein vornehmer Herr mit goldenen Manschettenknöpfen nach dir gefragt«, sagt sie, als sie zurückkommt, »er habe Todesdrohungen bekommen und möchte, dass du die Bösen entlarvst.« Sie will meinem Roman wohl wieder etwas mehr Kolorit verleihen. »Der würdedir wenigstens die fünfzig Peseten pro Tag zuzüglich Spesen zahlen.«
    »Kommt er wieder?«
    »Nachdem ich den Kaugummi ausgespuckt hatte, habe ich ihm gesagt, du seist grad sehr damit beschäftigt, die Welt zu retten … Aber was ganz anderes: Mir ist noch jemand eingefallen, der Ermo gestern Nacht überfallen haben könnte. Txominbedarra, dieser Verrückte, der unmittelbar nach dem Krieg mit diesem Falangistenpack nach Getxo kam und jetzt schon seit acht Jahren auf den Fadura-Wiesen in einem selbst zusammengezimmerten Holzverschlag haust, nicht weit von Gurbietaena entfernt. Vielleicht hat der ja seinem Nachbarn eins übergezogen.«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Txominbedarra etwas damit zu tun haben könnte. Mir kommt der eher wie einer vor, der dort seine Verbrechen abbüßt.«
    Koldobike bringt mir ein Glas Wasser.
    »Und was machen wir, wenn es gar kein Mord war?«
    »Du meinst, wenn es doch eine ausgetüftelte Inszenierung der Zwillinge war? Dann hätten sie eine wahre Meisterleistung vollbracht.«
    »Na ja,
so
großartig ausgedacht wäre es auch wieder nicht gewesen. In dem Fall ist ihnen nämlich ein entscheidender Fehler unterlaufen.«
    »Aber wahrscheinlich nur aufgrund der unberechenbaren Kräfte der Natur! Niemand konnte voraussehen, ob Etxe in jener Nacht pünktlich erscheint oder nicht. Ein paar Minuten Verspätung, und der ganze schöne Plan wäre beim Teufel gewesen.«
    Koldobike stöhnt auf.
    »Soll ich dir mal was sagen? Wenn du so weitermachst, stehst du am Ende ohne Schuldigen und ohne Roman da!Diese Schmeißfliege von einem Blauhemd hingegen wird eine temporeiche Szene nach der anderen niederschreiben, weil er irgendeinen Unglücklichen ins Kommissariat schleifen und ihn dort so lange windelweich schlagen wird, bis er ein umfassendes Geständnis ablegt. Und noch was: Ich wusste zwar, dass du einen Sprung in der Schüssel hast, aber nicht, dass der so groß ist: Diese Theorie von der Gerissenheit der Zwillinge führt dich nur in eine Sackgasse. Vergiss nicht, dass Eladio dir noch zwei weitere Mordanschläge gestanden hat.«
    Ich lasse mich jedoch noch nicht davon abbringen. »Vielleicht hat er die Geschichte von den Mordversuchen ja in die Welt gesetzt, damit ich
gerade
diese ausgetretene Spur verfolge: dass man ihnen, beziehungsweise ihm nach dem Leben trachtet! Jedenfalls würde mir die Meisterschaft, mit der dabei Gewohnheiten, Entfernungen und Zeit aufeinander abgestimmt werden mussten, unweigerlich Bewunderung einflößen. Ein so perfektes Räderwerk hätte es eigentlich verdient.«
    »Was verdient?«
    »Dass es ein krimiwürdiges Ende mit einem Verbrecher oder Mörder gibt.«
    »Tja, man kann nicht alles haben. Bei
der
Lösung bleibt dir am Ende nur das Täuschungsmanöver der Zwillinge. Was zumindest Don Manuel ziemlich erleichtern würde. Ob dir das aber ein Trost wäre, wenn du wieder keinen Krimi zustande gebracht hättest? Bestenfalls könntest du den lebenden Zwilling noch fragen, bei welchem Film er sich dieses meisterhafte Räderwerk abgeguckt hat.«
    »Das würde er mir garantiert nicht verraten.«
    »Haben dir die Linsen geschmeckt?«
    »Ich denke, ich brauche jetzt einen Verdauungsspaziergang nach Basaon.«
    Koldobike kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Recht so! Wer kann besser über diese Missgeburten von Zwillingen Auskunft geben als der rechtschaffene Roque Altube. Er wird dir sagen, ob seine Söhne zu solch einem durchtriebenen Plan imstande sind.«
    »Zumindest wird er mich nicht anlügen. Wenn er es mir nicht sagen will, wird er den Mund halten. Aber lügen wird er nicht … Das mit dem meisterhaften Räderwerk klingt übrigens wirklich gut, das gefällt mir.«
     
    Vielleicht war

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