Nur eine Liebe
wachsen zu lassen und die richtigen Stellen zu finden, um Getreide anzubauen, was über dem Krater schwierig sein kann. Der Boden ist nicht immer dick genug, um etwas zu tragen, das längere Wurzeln hat als Gras.«
Das passte zu dem, was ich über alle Versuche wusste, unterhalb von Heart zu graben. Die Kanalisation war besonders heikel gewesen.
»Cris war der Erste, der Skelette im Boden gefunden hat. Es ist möglich, dass er noch etwas anderes gesehen hat, während er Ackerland rodete. Ein Objekt mit einem dieser Symbole darauf.« Sam kam wieder zu sich, kehrte in die Gegenwart zurück. »Etwas, das du als Anhaltspunkt benutzen könntest.«
»Etwas, das ich als Anhaltspunkt benutzen könnte?«
Ich wollte nicht diejenige sein, die es entschlüsselte. Alle anderen waren so alt und erfahren. Warum konnten sie es nicht tun? Warum konnte ich mich nicht einfach auf die Musik konzentrieren und darauf, die Stadt für Neuseelen sicher zu machen?
»Ana?« Seine Stimme war sanft.
Ohne dass es mir bewusst war, hatte ich mich über das Notizbuch gebeugt und das Gesicht in den Armen vergraben.
Er berührte mich im Nacken, strich mir hinunter über das Rückgrat, und ich wünschte, es wäre alles noch so wie vor unserer Rückkehr nach Heart. Das Leben war damals nicht perfekt gewesen, aber ich hatte diesen Bruch nicht gespürt.
Abgrund. Kluft. Schlucht. Selbst mit seiner Hand im Rücken hatte ich das Gefühl, als würde sich der gesamte Krater des Reiches zwischen uns erstrecken.
Ich zog mich zurück. »Wir sollten ihn wegen der Gartenstunden anrufen. Morgen Nachmittag, falls er Zeit für uns hat.« Ich übertrug mehrere Symbole auf ein neues Blatt Papier. »Ich werde ihn fragen, ob er welche von diesen Zeichen gesehen hat, und sagen« – ich biss mir auf die Lippe –, »dass ich dich beim Kritzeln erwischt habe, aber dass du dich nicht daran erinnern könntest, wo du sie schon einmal gesehen hast.«
»Okay.« Seine Miene verzog sich zu einer Maske der Unsicherheit.
Ich begann die Bücher zu schließen, hielt aber inne, als mir der Blick zwischen Armande und Sam wieder einfiel, als er die Rose entdeckt hatte. Und die Befangenheit zwischen Sam und Cris im Purpurrosenhaus. Damals hatte ich mir nicht viel dabei gedacht, aber … dann hatte ich die Blaue-Rosen-Serenade gehört. »Wolltest du fragen?«
Er legte den Kopf schief und betrachtete mich forschend, als trüge ich die korrekte Antwort im Gesicht. »Lieber nicht«, sagte er nach einem Moment.
Weil er dachte, dass es das sei, was ich hören wollte?
Nein. Während ich ihn musterte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck wie Schatten in der Dunkelheit. Erinnerung. »Was ist passiert? Hat er dir etwas angetan?«
»Nein.« Sam legte die Rose zurück auf den Tisch, und seine Stimme wurde tiefer. »Er hat mir nie etwas Schlimmes angetan und auch sonst niemandem. Er ist eine der besten Seelen in Heart.«
»Was ist es dann?« Vielleicht wollte ich es gar nicht wissen, aber die Frage war heraus.
Sam ging zum Fenster, von wo er mir nicht antwortete, sondern nur hinausschaute, als wäre er lieber irgendwo anders.
Pech. Einige Antworten standen mir doch wohl zu. Ich folgte ihm, blieb jedoch stehen, als ich bemerkte, dass er die Stirn gegen die Außenwand gelehnt hatte. Gemälde und Möbel bedeckten den größten Teil davon, aber hier am Fenster war eine freie Stelle. Und er hatte sie berührt. Auf der Suche nach Trost? Abscheu durchfuhr mich, und sein erschöpfter Gesichtsausdruck hielt mich davon ab, ihn nach seiner Beziehung zu Cris zu fragen. Im Moment.
»Wenn Cris mir nicht bei einigen dieser Zeichen helfen kann«, erklärte ich, »muss ich in den Tempel zurück und nach Hinweisen suchen. Vielleicht wird Janan mir antworten.«
»Nein.« Sam packte mich am Arm.
Mein Kopf ruckte so scharf hoch, dass mir der Hals wehtat.
»Ana.« Er biss die Zähne zusammen und sprach mit angespannter Stimme. »Verstehst du denn nicht, dass ich dich liebe ?«
Ich prallte zurück. Warum sollte er das fragen? »Anscheinend bin ich zu dumm, um es zu verstehen.«
»Du hast mir erzählt, wie schrecklich es dort drinnen war, und …« Er brach ab und wirkte verzweifelt, während er nach Erinnerungen suchte. Er hatte Mühe genug, sich daran zu erinnern, dass ich überhaupt im Tempel gewesen war; alles Weitere war beinahe unmöglich. »Du kannst noch nicht einmal diese Mauer ertragen, geschweige denn, neben dem Tempel zu stehen. Wie würdest du im Innern zurechtkommen?«
Verwirrung
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