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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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war er und lehnte an der Ecke meines Schreibtischs.
    Errötend nahm ich die Ohrstöpsel des SAK heraus und zuckte die Achseln. »Vielleicht. Oder wachsen, ausdehnen, zunehmen, anschwellen. Oder nichts davon. Die Wahrscheinlichkeit, dass es etwas anderes bedeutet, ist gleich groß.« Trotzdem schrieb ich »Crescendo?« neben die Linien.
    »Wie bist du auf diese Zeichen gekommen?« Er klang nicht skeptisch, dass ich sie sah, nur neugierig.
    »Hier.« Ich schob ihm eins der Bücher hin und griff nach einem Bleistift. »Pass auf.« Leicht, sodass ich es später wieder ausradieren konnte, zeichnete ich eine Spirale unter dem Text nach, beginnend in der Mitte.
    »Oh!« Sam warf einen Blick auf die anderen Bücher und blätterte einige Seiten um, so wie ich es getan hatte. »Das ist unglaublich. Ich nehme nicht an, dass du bis auf das Crescendo-Zeichen alles andere übersetzt hast, hm?«
    »Nein, leider nicht.« Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und dehnte verkrampfte Muskeln. »Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich mir diese Dinge angesehen habe. Ich bin froh über jeden Fortschritt.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Er griff nach der Rose, die ich auf den Rand meines Schreibtischs gelegt hatte. In seinen Händen wirkte sie klein, zerbrechlich, und die Art, wie er sie anschaute, war noch rätselhafter als die Bücher. »Worauf achtest du hier sonst noch? Mir fällt auf, dass die Größe sich von der Mitte zum Rand hin verändert.«
    »Ja, und ich könnte dir nicht sagen, ob man es von außen nach innen oder von innen nach außen lesen muss. Oder warum man überhaupt in einer Spirale schreibt, sodass man das Buch herumdrehen muss.«
    »Es scheint wirklich ziemlich mühsam zu sein.«
    »Ich habe versucht, es aufzuschreiben, wenn ich Zeichen in Mustern sehe, aber es ist schwer zu erkennen, wenn ich mir nicht einmal sicher bin, in welche Richtung der Text gelesen werden muss.« Ich drehte mein Notizbuch zu ihm um. »Kommt dir sonst noch etwas bekannt vor?« Vielleicht hätten wir einen Anfang, wenn noch mehr musikalische Zeichen darunter wären. Aber Sam schüttelte den Kopf.
    »Noch nicht.«
    Ich ging in Gedanken all die Informationen durch, die ich über Heart gewonnen hatte, seine Geschichte und woher die Menschen gekommen waren. Er hatte mir von Stämmen erzählt, von Menschen, die Heart als fertig erbaute Stadt entdeckt hatten.
    »Einmal hast du mir gesagt, dass du Knochen im landwirtschaftlichen Viertel gefunden hattest.« Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. »Sie könnten von einer Zivilisation stammen, die vor euch hier war.«
    Er trug Vorsicht wie eine Maske. »Das war vor langer Zeit.«
    Ich weigerte mich, mich entmutigen zu lassen. »Wenn vor euch andere Menschen hier in Heart gelebt haben, dann waren das vielleicht ihre Bücher.«
    »Vielleicht.«
    Wie wenig hilfreich. Ich versuchte es noch einmal. »Erinnerst du dich an irgendetwas? Irgendwelche Inschriften auf Felsen oder Bäumen? Irgendetwas wie das hier?« Wenn man wusste, wer es geschrieben hatte, würde einem das vielleicht einen Hinweis darauf geben, was in dem Text stand.
    »Ana, das ist sehr lange her.« Er senkte den Blick auf die Rosenblüte und barg sie in seiner Hand wie einen Flecken Dämmerlicht. »Und es war nicht mein Spezialgebiet. Ich habe das landwirtschaftliche Viertel nach Möglichkeit gemieden. Das Einzige, was ich damals tun wollte, war Pfeifen schnitzen, die wie meine Lieblingsvögel klangen.«
    »Wessen Spezialität war es dann? Wir können in seinen frühen Tagebüchern nachsehen. Oder ihn einfach fragen.« Die Menschen erwarteten von mir, dass ich mich für seltsame Dinge interessierte, und solange ich keine Sylphen rettete, würde wohl niemand etwas dagegen haben.
    Aber nach dem Sylphenzwischenfall hatten sie wahrscheinlich etwas dagegen, dass ich atmete.
    Sam mied meinen Blick. »Wir müssten mit Cris reden.«
    »Ich dachte, er würde Rosen züchten.« Ich deutete mit dem Kopf auf die, die Sam in der Hand hielt.
    »Das tut er auch. Er hat sie immer geliebt, so wie ich die Musik. Aber in den früheren Generationen war sein Talent mehr praktischer Art.«
    Vermutlich scherte sich niemand darum, welches Tierfell eine bessere Trommelhaut abgab, wenn sie in Wirklichkeit Kleidung daraus machen wollten. Ich brachte ein Lächeln und Nicken zustande, denn ich wusste, wie es war, nutzlos zu sein.
    Doch Sam schaute durch mich hindurch. Er hatte diesen vertrauten Ausdruck, als sei er ganz woanders. »Cris hatte eine Gabe, Dinge

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