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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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einzige bist?« Sein Gesicht gab keinen Aufschluss über seine wahre Frage.
    »Ja? Nein?« Ich ließ die Hände sinken, das Notizbuch und die Rose immer noch in der Faust. »Es ist nicht sicher für Neuseelen, und ich habe Angst, dass wir niemals akzeptiert werden. Also nein, ich bin nicht froh , dass sie in dieses Leben hineingeboren werden. Und ich bin nicht froh , dass Dunkelseelen tot sind. Freunde, Verwandte. Ich habe alles getan, was ich konnte, um ihren Verlust zu vermeiden.«
    »Ich erinnere mich.« Die Worte wurden zu weißem Nebel, und er sah mich nicht an.
    »Einige Seelen kommen nicht zurück. Es gibt nichts, was wir jetzt für sie tun können. In dieser Hinsicht bin ich also froh, dass Neuseelen geboren werden. Es ist besser, als wenn niemand geboren werden würde.« Ich bekam eine Gänsehaut, als ich zum Himmel aufschaute und in den Wolkenformationen nach Antworten suchte. »Seit Anids Geburt – seit mir klar geworden ist, dass ich nicht einfach stecken geblieben bin oder vor fünftausend Jahren zurückgelassen wurde – denke ich, dass es einen Ort voller Seelen geben muss, die darauf warten, leben zu dürfen. Die warten und warten und nie die Gelegenheit bekommen, weil Janan stattdessen für die Wiedergeburt einer Altseele sorgt.«
    Seine Stimme wurde leiser und vorsichtig. »Und jetzt werden fast achtzig eine Chance haben. Denkst du, das ist ein fairer Tausch?«
    »Nichts ist fair. Nicht einmal Seelen, die für hundert Leben wiedergeboren werden, während Neuseelen kein einziges Leben bekommen.«
    »Nun, jetzt werden sie leben, und Devon wird es nicht. Ebenso wenig wie Larkin oder Minn. Ebenso wenig wie Enna, meine jetzige Mutter, oder vier Ratsherren.« Seine Stimme zitterte vor kaum zurückgehaltener Trauer. »Sie waren fünftausend Jahre lang hier. Sie waren ein Teil unseres Lebens. Julid, eine unserer größten Erfinderinnen, ist für immer verloren. Rahel hat über das Reich gewacht und dafür gesorgt, dass wir nicht zu viele Tiere jagten, dafür gesorgt, dass der Krater nicht ausbrach. Menschen, die für uns lebensnotwendig waren, sind tot. Dank Menehems Einmischung hat sich die ganze Welt verändert. Ich weiß, dass du versucht hast, das zu verstehen, aber das kannst du nicht. Nicht in diesem Leben. Vielleicht auch nicht in deinem nächsten.«
    Das Blut dröhnte mir in den Ohren. Meine Rose und das Notizbuch fielen zu Boden, purpurfarbene Blütenblätter hoben sich leuchtend von dem grauen Stein ab wie Farbe auf Leinwand. Rufe brannten darauf hinauszugelangen, und beinahe erlag ich der Versuchung. Ich tat es nicht. Er litt schon genug.
    Stattdessen hob ich das Kinn, sah ihn an und sprach mit ruhiger Stimme: »Wenn Menehem sich nicht eingemischt hätte, wäre ich nicht hier.«
    Ihm klappte der Unterkiefer herunter, und seine Augen wurden groß. »Ana …«
    Ich hob meine Sachen auf und schluckte meinen Ärger hinunter. Wir hatten beide recht, und er wusste es. Es gab keine gute Antwort. Es gab keine faire Antwort. »Lass uns einfach reingehen.« Meine Stimme war heiser vor Tränen.
    Sam sah mich noch für einen Moment lang an, dann nickte er und ging zur Tür. Ich folgte ihm, und als er sich an den Flügel setzte – um ihn zu stimmen oder zu üben, ich war nicht sicher –, ging ich die Wendeltreppe hinauf durch den Flur und in mein Zimmer. Nicht einmal Sam beim Klavierspielen zuzusehen würde jetzt meine Stimmung heben.
    Wie jeder Raum im oberen Stockwerk hatte auch meiner Innenwände aus Seidenbahnen, die von fein geschnitzten Holzregalen zusammengehalten wurden. Als also Sam unten zu spielen begann, konnte ich jeden Ton deutlich hören. Er fing mit Tonleitern und Aufwärmübungen an und spielte mit einer solchen Kraft, dass seine Unzufriedenheit und Verwirrung das Haus durchdrangen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen, um meiner Frustration Herr zu werden, sammelte ich die Bücher ein, die ich aus dem Tempel gestohlen hatte. Damit sie nicht auffielen, hatte ich sie getrennt in Schubladen oder hinter anderen Büchern versteckt. Da der Rat gedroht hatte, mein Zimmer zu durchsuchen, würde ich mir bessere Stellen ausdenken müssen.
    Aber erst einmal setzte ich mich an meinen Schreibtisch und legte eins der Bücher vor mich hin.
    Mehr denn je musste ich Janan verstehen und was mit den Neuseelen geschah. Ich war bisher nicht wie durch Zauberhand in der Lage gewesen, die Symbole in dem Buch zu entschlüsseln, aber ich würde definitiv nie in der Lage sein, sie zu lesen, wenn ich es nicht

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