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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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blitzte in seinen Augen auf – vielleicht die Frage, wie ich hineingelangen würde, denn er konnte sich nicht an den Schlüssel erinnern, den ich bei mir trug –, und sein Griff um meinen Arm wurde so fest, dass es schmerzte. Ich riss mich los.
    Er musste bemerkt haben, dass er mir wehgetan hatte, denn er hob kapitulierend die Hände. »Tut mir leid. Es tut mir leid.« Er sagte es klagend, atmete schwer und starrte seine Hände an, als wüsste er nicht, wem sie gehörten. »Wenn du gehen willst, kann ich dich nicht aufhalten. Ich werde es nicht versuchen. Aber ich werde mit dir gehen.«
    »Danke«, flüsterte ich. Ich hatte mir nie vorgestellt, dass jemand so starke Gefühle für mich haben könnte. »Denn ich möchte nicht gern allein gehen.«
    Er hob eine Hand, zögerte und nahm dann mein Kinn, um mein Gesicht zu heben.
    Unsere Blicke trafen sich, und alles in mir drehte sich.
    Er fuhr mir mit dem Daumen übers Kinn. Ich schloss die Augen und ließ den Kopf in den Nacken sinken, während Sam mir mit beiden Händen über die Wangen strich und sie mir ins Haar schob.
    Sein Mund war warm und weich. Wir küssten uns wie ein Bogen und Violinensaiten. Ich war mir nicht sicher, wer wer war, aber wir spielten eine Melodie, die nur einen Atemhauch währte.
    Er zog sich ein kleines Stück zurück. »Ich wollte keinen Streit anfangen.«
    »Ich weiß.« Ich küsste ihn erneut, und meine Fingerspitzen streiften die glatte Haut seines Kinns. Seine Wangen, seinen Hals, seine Ohren. Hauchzarte Berührungen, die ihn schaudern und seufzen ließen.
    »Ich habe in diesem Kuss zehn Leben gelebt, und es war immer noch nicht genug.« Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich war schwach im Ratssaal, nachdem du gegangen bist. Sie wussten genau, wie sie all meine Unsicherheiten ausnutzen konnten.«
    »Ist das eine Entschuldigung?«
    »Nein.« Er ging durch den Raum und setzte sich auf die Ecke meines Bettes. »Ja, es ist eine Entschuldigung, aber es sollte keine sein. Es tut mir leid, Ana.«
    Leid, weil etwas Schreckliches passiert war? Leid, weil der Rat Druck ausgeübt hatte und er einen Fehler gemacht und ihnen von Menehems Labor erzählt hatte? Etwas Schlimmeres? Ich konnte mir Tausende schreckliche Dinge ausmalen, für die er sich entschuldigen könnte.
    »Warum?« Ich kam nicht gegen das Zittern in meiner Stimme an.
    »Dafür, dass sie mir mit ihren Reden so zugesetzt haben, und« – er sackte in sich zusammen und stützte die Ellbogen auf die Knie – »ich weiß es nicht. Ich bin wütend wegen des Tempeldunkels. Es tut weh, an die Dunkelseelen zu denken.« Er vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn ich Menehem wiedersehe.«
    Er war nicht der Einzige, der so empfand, aber zumindest wollte er mich nicht für das bestrafen, was Menehem getan hatte.
    Sam sah mir mit einem entschuldigenden Ausdruck in die Augen. »Aber ich würde nichts ungeschehen machen, das es dir ermöglicht hat, bei uns zu sein. Lidea empfindet genauso in Bezug auf Anid.« Er wirkte so hin- und hergerissen. »Ganz gleich, wie schrecklich das Tempeldunkel auch gewesen sein mag, es hat Platz für Neuseelen gemacht, und du hast recht. Das ist besser, als wenn überhaupt niemand geboren werden würde.«
    Ich ließ ein gepresstes Lächeln aufblitzen. Er hatte auch recht gehabt: Ich konnte nicht denselben Schmerz empfinden wie er. Aber dadurch war es mir nicht weniger wichtig.
    »Manchmal kommt etwas Gutes von einer unerwarteten Seite. Leben aus Tod. Keine Narben nach einer Sylphenverbrennung.« Ich zeigte ihm meine blassen, bleistiftverschmierten Hände. »Und Rosen, die mich gelehrt haben, mich um Dinge zu kümmern, obwohl niemand sonst dachte, die Farbe der Rosen sei gut genug.«
    Sam schaute an mir vorbei, zu der Blüte auf dem Schreibtisch. »Wie bist du so weise geworden, Ana?«
    »Ein starker und geduldiger Mensch hat es mir gezeigt.« Ich setzte mich neben ihn und hängte mich bei ihm ein. »Sagst du es noch einmal? Was du an dem Abend in Menehems Labor gesagt hast.« Wahrscheinlich war es nicht fair, ihn zu bitten, es auszusprechen, wenn ich es nicht erwidern konnte, aber ich wollte es trotzdem immer wieder hören.
    Er musste die Anspannung in meiner Stimme bemerkt haben, denn er drehte sich zu mir um. Seine Miene war ängstlich. »Du denkst doch nicht etwa, ich würde aufhören, dich zu lieben? Oder dass ich meine Meinung ändern würde?«
    »Nein.« Vielleicht ein bisschen.
    »Gut, wir streiten uns

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