Nur eine Liebe
würde.
Ich überzeugte mich davon, dass die Treppe noch immer eine Option war. »Wenn du mir sagst, was geschehen wird, werde ich dir Wasser geben.«
»Seelennacht.«
Die Frühlings-Tagundnachtgleiche im Jahr der Seelen. »Ja. Ich weiß, dass es dann geschieht.«
Er nickte. Es war beängstigend, wie alt er jetzt aussah, obwohl sein Körper erst fünfzehn Jahre alt war. Monate der Dehydrierung und des Hungers, unglaublicher Verletzungen … Wenn er es geschafft hätte, mich hier vor Tempeldunkel gefangen zu setzen, hätte ich an seiner Stelle sein können.
»Ich dachte nicht, dass es funktionieren würde.« Seine einst hohe Stimme klang jetzt knarrend. »Sein Plan schien zu fantastisch, aber wenn irgendjemand Erfolg haben konnte, dann Janan, daher habe ich alle davon überzeugt, es ihn versuchen zu lassen. Und dann hat er es getan. Er hat es wirklich getan.«
»Was hat er getan?« Ich wollte ihn schütteln und zwingen, deutlich zu sprechen. Stattdessen blieb ich auf einem Knie, bereit davonzurennen.
»Er hat sich größer gemacht. Er hat Menschen wie Phönixe gemacht.« Meuric streckte wieder die Hand aus. »Wasser.«
»Das ist keine Antwort.« Phönixe waren eine weitere dominante Spezies wie Kentauren oder Trolle, aber sie schienen wiedergeboren zu werden wie Menschen.
Sie waren selten – Berichten zufolge gab es vielleicht ein Dutzend auf der ganzen Welt –, aber einmal hatte jemand einen Phönix im Dschungel auf einem südlichen Kontinent beobachtet. Er baute ein Nest aus trockenem Gestrüpp, dann ließ er sich darauf nieder, als wolle er ein Ei legen. Stattdessen explodierte er in einem Funkenregen und starb.
Der Entdecker war stundenlang bei dem Scheiterhaufen geblieben, um herauszufinden, warum das Geschöpf das getan hatte. Und dann war Sonnenlicht durch das Dschungeldach gebrochen und hatte auf die Asche geschienen und ihn geblendet. Als er wieder sehen konnte, zwitscherte ein kleiner Phönix. Er sah ihn mit demselben alten Ausdruck wie der andere an, dann flog er davon und zog einen Streifen aus Funken und Asche hinter sich her.
»Es ist eine Antwort.« Meurics verzerrte Stimme wurde panisch. »Wasser.«
»Nein. Was hat Janan vor?«
»Was hat er bereits getan , meinst du.« Er kniff sein gutes Auge zu. »Du bist so dumm . Es ist bereits getan. Die Seelennacht ist jetzt unvermeidlich. Er wird sich erheben.«
»Wie ein Phönix?«
»Nein. Nein, nichts in der Art. In der Seelennacht wirst du dich nicht um Phönixe scheren. Niemand wird das. Gebären ist so schmerzhaft.«
Okay. Etwas Schreckliches würde passieren. Das hatten wir abgehakt. Vielleicht wusste er nicht genau, was passieren würde. Oder vielleicht war er zu verrückt, um auszudrücken, wie furchtbar es sein würde.
Ich zwang mich, in sein gutes Auge zu schauen, obwohl er Mühe zu haben schien, es zu fokussieren. »Als ich das letzte Mal hier war, habe ich Bücher gefunden. Aber ich weiß nicht, wer sie geschrieben hat, und ich kann die Zeichen nicht lesen.«
»Niemand hat sie geschrieben. Sie wurden einfach geschrieben.« Er stöhnte und ließ die Hand sinken. »Gib mir Wasser. Du hast es versprochen.«
»Sag mir, wie man die Bücher liest.«
»Genauso wie du alles liest. Lerne die Sprache.« Öldunkle Flüssigkeit sickerte aus seinem ruinierten Auge, über die Furchen seines Gesichtes und in rissige Lippen hinein. Er schluckte sie herunter.
»Welche Verbindung besteht zwischen den Sylphen und Janan?«
»Janan ist ganz anders als die Sylphen!«
»Lüg mich nicht an. Ich weiß, dass da ein Zusammenhang besteht.« Sonst hätte das Gift nicht bei beiden gewirkt.
»Er ist größer als sie. Er war immer größer, und sie verdienen es, verflucht zu sein.«
Verflucht? »Was sind Sylphen?«
»Sie sind Verräter!«
»Haben sie Janan verraten? Hat er sie verflucht?« Vielleicht ging es bei all ihren Angriffen auf Heart um Rache. Aber warum schienen sie mich zu mögen?
»Oh, sie haben Janan verraten«, sagte Meuric. »Aber er brauchte sie nicht zu verfluchen. Ich weiß nicht, wer es getan hat, doch wenn ich raten müsste, würde ich vermuten, dass es ein Phönix war.«
Ein Phönix. Nein, das schien zu unglaublich.
»Gib mir Wasser!« Meurics Körper neigte sich mir entgegen.
Ich stand auf und trat mit derselben Bewegung zurück. »Du wirst nichts bekommen, bis du mir Antworten gegeben hast. Echte Antworten.«
»Es gibt keine echten Antworten.«
»Sieh her, Meuric.« Mist, falsche Bemerkung, denn er grinste breit.
Ich
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