Nur eine Liebe
hatte. Aber das andere schien zu funktionieren, und es beobachtete mich.
»Meuric.«
»Seelenlose.«
Er konnte nicht am Leben sein. Es war unmöglich. Ich hatte ihn in die auf dem Kopf stehende Grube gestoßen. Der Sturz musste ihm jeden Knochen im Leib zerschmettert haben. Es war Monate her. Und dennoch.
Ich fühlte mich nur wenig besser, dass ich ihn nicht wirklich getötet hatte. Und dann fühlte ich mich viel schlimmer, weil ich mir die Schmerzen vorstellte, die er in dieser ganzen Zeit erlitten haben musste, gefangen am Boden einer Grube mit einer Treppe, die einen Ausweg bot – nur dass seine Knochen zersplittert waren und er sich nicht von der Stelle bewegen konnte.
Blut und andere Flüssigkeiten sickerten um seine verdreckten Kleider, aber der Rest des Bodens war sauber. Nein, er hatte sich definitiv nicht bewegt.
»Du hast versucht, mich zu töten«, keuchte er.
»Nachdem du versucht hast, mich hier drinnen gefangen zu nehmen, damit du allen sagen konntest, ich sei tot.«
Verkrustetes Blut wurde rissig und blätterte ab, als er lächelte. Die Zwischenräume seiner Zähne waren schwarz verfault. »Und jetzt sitze ich in der Falle. Fühlst du dich dadurch besser?«
»Nein.« Von seinem Gestank wurde mir schwindlig. Ich hockte mich auf den Boden und lehnte mich gegen die Mauer, um das Gleichgewicht zu halten. Es half nicht gegen den Schwindel, aber mein Rücken und meine Hüften knarrten vor Erleichterung.
Die Grube maß zehn Schritte im Durchmesser. Eine ordentliche Größe. Wenn ich aufsah, war die Öffnung durch das allgegenwärtige Licht nicht zu sehen. Sie musste tief genug gewesen sein, um all seine Knochen zu zerschmettern, und flach genug, sodass er nicht starb. Wie grausam von Janan, es so zu gestalten.
»Warum bist du nicht tot?«
Er lachte, wie Luftblasen, die in den Schlammgruben rund um Heart nach oben stiegen. Dann Schnaufen und Husten, dann Ächzen und Stille.
Ich wollte ihm beinahe helfen, konnte mich aber nicht dazu überwinden, zu ihm zu gehen, während er weiter zusammengesunken dahockte und sein Atem pfiff, als hätte er Löcher in der Lunge oder in der Kehle. Ich konnte nicht über das unheimliche Gefühl hinwegkommen, dass sein Körper auf wundersame Weise heilen und er mich packen würde, falls ich tatsächlich zu ihm hinüberging.
Mit diesem unangenehmen Gedanken drückte ich den Rücken gegen die Wand und setzte mich richtig hin, wartete darauf, dass er wieder genug Kraft sammelte, um zu sprechen. Wie lange war es für ihn gewesen? So lange wie draußen?
»Janan lässt mich nicht sterben.« Sein gesundes Auge heftete sich auf mich. »Hast du den Schlüssel?«
Ich umklammerte die Knie. Ich wollte keinen Fehler machen und verraten, wo sich der Schlüssel befand.
»Ich brauche ihn«, flüsterte er und schaffte es, einen Arm in meine Richtung zu heben. »Ich brauche ihn, um die Seelennacht zu überleben. Du musst ihn zurückgeben.«
»Was geschieht in der Seelennacht?« Schließlich war ich auf der Suche nach Antworten gekommen, obwohl ich nicht erwartet hatte, dass ich sie von Meuric bekommen würde.
Er lachte schnaufend. »Du wirst es nicht aufhalten.«
Ich stand auf und versuchte, Respekt einflößend zu wirken. »Was passiert?«
»Gib mir den Schlüssel.« Sein wütender Blick folgte mir, als ich auf ihn zumarschierte. »Gib ihn her, und ich werde es dir sagen.«
Keine Chance. Er hatte gesagt, er brauche ihn, um die Seelennacht zu überleben, was also geschah mit denjenigen, die keinen Schlüssel hatten?
Ich verharrte gerade außer Reichweite, bereit, zur Treppe zu rennen, wenn er auch nur das Gewicht verlagerte. »Du bist schon seit Monaten hier unten«, murmelte ich. »Du musst großen Hunger haben. Und Durst. Wann hast du das letzte Mal etwas getrunken?«
Seine Augen wurden groß, und er stöhnte.
Mir war übel dabei, ihn so zu verhöhnen, aber ich kniete mich hin, sodass ich auf einer Höhe mit ihm war. »Sag mir, was du weißt, und ich werde dir den Rest meines Wassers geben.«
Sein Durst musste schrecklich gewesen sein, selbst wenn er zuvor nicht darüber nachgedacht hatte. Janan konnte nicht alles in Ordnung bringen … wie Meurics gebrochener Körper bezeugte.
»Solchen Durst.« Das Auge schloss sich. Das andere blieb ein verwestes Loch, unmöglich, es nicht anzusehen; sein Gestank pulsierte mit dem regelmäßigen Herzschlag des Tempels. Es gab gerade keine Schreie, nur ein gedämpftes Wimmern, als warteten sie darauf herauszufinden, was ich tun
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