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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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besaß das einzige unveränderte Gedächtnis, Bücher aus dem Tempel und – bis vor Kurzem – den Schlüssel zum Tempel. Sylphen sangen für mich.
    Es würde keine Rolle spielen, dass Janan noch finsterere Pläne für die Seelennacht hatte. Der Rat konnte jemandem wie mir nicht trauen.
    Glücklicherweise hatte Sam die Fragen des Rates nach meiner Krankheit vorausgesehen und mich vorbereitet, daher beschrieb ich einen Fieberschlaf, der mit jeder Menge Schnodder und Erbrechen einhergegangen war.
    »Ich bin einmal daran gestorben«, fügte Sam hinzu, als wir die Treppe des Rathauses hinabstiegen. Ein eisiger Wind fegte über den Marktplatz, von dem sich Klatschtanten und Arbeiter jedoch nicht abhalten ließen.
    »Ähm.« Ich schlug die Kapuze meines Mantels hoch und war mir der bösen Blicke in meine Richtung bewusst. Merton war wieder draußen und erinnerte die Leute an den Vorfall mit den Sylphen am See und wie ekelhaft es doch sei, dass Sam eine romantische Beziehung zu mir habe. Der Rat wiederholte seine Empfehlung, wie wir damit umgehen sollten: Ignoriert es. »Wenn du an der Krankheit gestorben bist«, fragte ich, »ist es dann ein Wunder, dass ich noch am Leben bin?«
    Er nahm meine Hand und drückte sie. »Nun, ja. Aber das ist mehrere Leben her. Die Medizin hat seitdem große Fortschritte gemacht. Mach dir keine Sorgen. Die Ärztin, die dich angeblich behandelt hat, ist eine gute Freundin. Sie wird nichts sagen, wenn sie fragen.«
    »Oh, gut.«
    Wir machten an Armandes Bäckerstand halt, nippten an Kaffeebechern und aßen Muffins, bis er davon überzeugt war, dass ich nicht verhungern würde. Sam schaute immer wieder auf seinen SAK, führte aber ansonsten ein langes Gespräch mit Armande darüber, was sie jeweils zu Mittag essen wollten. Es kam mir etwas verdächtig vor, doch wir waren ein gutes Stück vom Tempel und von Mertons Versammlung entfernt, und Armande fütterte mich weiterhin mit Gebäck. Ich beschwerte mich nicht, aber ich konnte die Stimmen von der Rathaustreppe nicht ignorieren.
    »Neuseelen sind eine Plage«, rief eine Frau. »Strafe für unsere mangelnde Hingabe an Janan.«
    Ihre Theorie und die Wahrheit waren so weit voneinander entfernt wie das Meer und die Sterne, aber es war eine weitverbreitete Einstellung.
    »Sie haben keine Fähigkeiten«, sagte ein Mann. »Warum sollten wir uns verpflichtet fühlen, für jemanden zu sorgen, der der Gemeinschaft nichts zu bieten hat? Wir haben nicht die Mittel, um ihnen ein Dach über dem Kopf und zu essen zu geben. Was passiert, wenn es immer mehr und mehr werden? Es gibt – gab  – eine Million von uns. Und nur eine Million. Wir haben immer gedacht, wir seien die einzigen Seelen, die es gibt, aber das« – die Stimme des Mannes wurde schwächer, als glaubte er nicht, was er gleich sagen würde – »hat sich als falsch erwiesen. Jetzt ist jegliche Grenze überschritten worden. Was passiert, wenn sie eines Tages in der Überzahl sind?«
    Ich warf einen Blick auf Sam und Armande und sah, wie sie zusammenzuckten.
    Es war eine gute Frage. Ich wusste es auch nicht. Natürlich zog dieser Mann voreilige Schlüsse. Nach allem, was man wusste, konnte die Zahl der Neuseelen ebenfalls begrenzt sein. Irgendwann würden sie durch die Zählung der geborenen Neuseelen wissen, wie viele Altseelen tatsächlich während des Tempeldunkels verloren worden waren. Mindestens zweiundsiebzig. Wahrscheinlich mehr. Aber mir schien, dass dies alle sein würden, sobald wir diese Zahl erreicht hatten.
    Dann würden wir entweder wiedergeboren werden oder nicht.
    Mittags wünschte Sam Armande noch einen schönen Tag, und wir kehrten in das südwestliche Wohnviertel zurück. Schneeschauer wirbelten durch die Straßen, und es war gerade kalt genug, dass eine weiße Schicht auf dem Boden liegen blieb.
    Als wir nach Hause kamen, führten Spuren im Schnee zur Vordertür und davon weg, aber sie waren so verwischt, dass ich daran nur ablesen konnte, dass der Eindringling oft hin und her gegangen war. Licht drang aus den Salonfenstern. Vielleicht hatte der Rat endlich seine Drohung wahr gemacht, mein Zimmer zu durchsuchen. Wenn sie meine Bücher und Unterlagen mitnahmen und Deborl den Schlüssel hatte …
    Angst stieg in mir hoch. »Sam?«
    »Es ist alles in Ordnung.« Er nahm meine Hand und zog mich zur Tür, wo ich einen süßen Duft auffing. Und als ich hineintrat, verwandelten Rosen den Salon in eine völlig andere Welt.
    Rot und Blau in allen Schattierungen füllten Vasen

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