Nur eine Liebe
nach mehr als nach Grundlagen aus.
Ich ließ meine Flöte auf der Werkbank liegen und ging wieder nach unten. Gerade als ich die letzte Stufe erreichte, gab es im Norden einen Donnerschlag, und der Boden erzitterte. »War das ein Erdbeben?« Das Reich war unablässig in Bewegung, aber die meisten Beben waren zu klein, um sie zu spüren.
»Nein.« Sam war blass und schaute mit großen Augen nach Norden. »Ich denke, es war eine Explosion.«
Ich rannte los, um meinen Mantel zu holen, und stürmte dann in die Kälte hinaus. In der Nähe tobte ein orangefarbener Schein vor dem dunklen Himmel.
Sam folgte mir nach draußen, eine Wasserflasche in der Tasche und den SAK ans Ohr gepresst. »Verständigt alle Wachen und Sanitäter. Beeilt euch.«
Wir rannten den Gehweg entlang, während Nachfolgeexplosionen die Nacht zerrissen. Es krachte und knallte, puffte und kreischte. Ich lief, so schnell mich meine Beine trugen. Sam rannte vor mir über die Straße und wartete nicht auf mich.
Von dem feurigen Schein hinter den Bäumen stieg Rauch in den schwarzen Himmel auf und verdeckte Mond und Sterne. Der Säuregestank brannte mir in Nase und Hals, verfing sich in meiner Lunge. Meine Augen brannten und tränten, und wir waren noch nicht in Sichtweite des Feuers, bis auf die Stellen, wo sein Licht zwischen den Bäumen hindurchschien.
Das Brüllen der Flammen überdeckte das Geräusch meiner Schritte – ich konnte nur den dumpfen Aufprall in den Beinen spüren – und das Zittern in meinem Atem von der eisigen Luft.
Heiße Helligkeit blendete mich, als wir aus den Bäumen kamen und das Haus erreichten. Dunkel und hell. Ich konnte nichts sehen, weil meine Augen nicht wussten, woran sie sich gewöhnen sollten.
Ich stieß mit Sam zusammen. Er hielt sich den Ärmel übers Gesicht und drückte mir mit der freien Hand ein feuchtes Tuch in die Finger. Ich fragte mich, woher er das Wasser hatte, aber dann erinnerte ich mich an die Flasche, die er sich in die Tasche gesteckt hatte.
»Halt das über Mund und Nase.« Das Feuer versuchte, seine Worte zu verzehren. Das Rauschen und Stöhnen war jetzt, da wir im Garten standen, lauter. Hitze wogte uns entgegen und brachte Rauch und Funken mit sich. Trotz des Infernos war ich froh, dass mein Mantel meine Haut beschützte. Ich hatte bereits genug Brandwunden für mehrere Leben davongetragen.
»Wir müssen den Leuten im Haus helfen.« Ich blinzelte zu den Bäumen hinüber, deren Umrisse sich vor dem Feuer abzeichneten. »Wer wohnt hier?«
»Du wirst nirgendwo hingehen, ehe du nicht das über dein Gesicht gelegt hast.« Er drückte mir das Taschentuch auf die Nase. Das Atmen wurde nass und schwer, schwieriger, als Rauch zu inhalieren. Sam benutzte selbst kein nasses Taschentuch.
»Aber du …« Ich brach ab, als ich seinen Gesichtsausdruck sah, als würden Stücke aus ihm herausgerissen und in die Flammen geschleudert werden.
»Ich kann dich nicht davon abhalten hineinzugehen«, sagte er, wahrscheinlich in einer normalen Lautstärke, aber durch das Feuer klangen seine Worte leise. »Ich kann nur versuchen zu helfen, dass du es lebend wieder herausschaffst.«
Ich presste mir das Taschentuch aufs Gesicht und nickte. Wir sprinteten auf das Haus zu.
In der ersten Druckwelle waren die Schuppen eingestürzt, aber der weiße Stein blieb fest. Janans Werk. Zumindest würde das Gebäude nicht über uns zusammenbrechen, obwohl es im Innern noch Möbel gab, denen man ausweichen musste.
Und dem Feuer.
Wir gingen hinein. Alle Fenster und Türen waren herausgerissen worden – Glas knirschte unter meinen Stiefeln –, und Tische und Stühle waren fast nicht mehr zu erkennen. Alles war schwarz und rot und glühend heiß. Ich hatte nicht einmal Zeit, in meinem Wollmantel zu schwitzen; die trockene Luft saugte alle Feuchtigkeit aus mir und meinem Taschentuch heraus, während ich die entsetzliche Hitze und die brennenden Überreste eines Heims durchsuchte.
Das Feuer brüllte und rauschte. Es schien unmöglich, irgendetwas anderes zu hören, aber ich fing das Geräusch von heiserem Husten auf. Metall klirrte gegen Stein.
Rauch und Feuer. Aufgetürmte Trümmer. Ich konnte die Quelle des Geräuschs nicht finden.
Dort, zwischen einem umgestürzten Bücherregel und den Überresten eines großen Saiteninstrumentes, lag eine Frau mit dem Rücken zu mir auf der Seite.
Als ich näher kam, rollte sie sich herum. Ihr Bauch wölbte sich wie der von Lidea, als sie schwanger gewesen war. Geral. Ich hatte bei
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