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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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sagte sie zu Whit. »Sie ist zu jung. Es wird sie traumatisieren.«
    Ich drehte mich um, um zu beobachten, wie die Flammen unter dem feuerunterdrückenden Nebel erstarben. Flutlichter brannten in der ganzen Stadt, und Rauch quoll in den Himmel und verdeckte die Sterne so vollständig, dass sie außer in der Erinnerung nicht mehr zu existieren schienen. Ich hatte mich an den unablässig aufsteigenden Geysirdampf gewöhnt, aber dies war etwas völlig anderes. Die dunklen und wütenden Rauchschwaden waren der Beweis für Zerstörung und Hass.
    Wir warteten auf die sechste Explosion. Die Gesichter waren angespannt und voller Sorge, doch wir standen neben den schwelenden Überresten des fünften Hauses, und nichts geschah.
    Ich starrte auf die weiße Hülle des Hauses – jetzt von Asche und Staub gestreift, aber immer noch ganz –, und ich hasste Janan. Ich hasste ihn für das, was er Neuseelen antat, dafür, wie er alle so lange getäuscht hatte, und dass er nicht zuließ, dass irgendetwas seiner kostbaren weißen Stadt geschah, solange er wach war.
    Meine Hand fand mein Messer in der Manteltasche, der Rosenholzgriff unter meinen rußgeschwärzten Fingern fühlte sich kalt und glatt an. Wie schon in Menehems Labor wünschte ich mir eine Waffe gegen Janan. Irgendetwas, das ihm wehtun würde.
    Aber selbst wenn es möglich sein sollte – Janan reinkarnierte Seelen, die mir alles bedeuteten; ich würde dazu nicht in der Lage sein.
    Ich hasste ihn nur noch mehr.
    Sam zog mich nach Hause, in seine eigene weiße Hülle von einem Haus. Die Instrumente im Salon, die wabenförmigen Regale und der Duft der Rosen ließen mich manchmal die Außenwände vergessen.
    Irgendwann musste ich geduscht haben, denn als mir bewusst wurde, dass ich angespannt auf dem Sofa saß und auf eine weitere Explosion wartete, waren meine Kleider sauber und mein Haar nass. Ich stank nicht mehr nach Rauch und Asche. Ein Glas Saft stand halb ausgetrunken auf einem Tisch neben mir.
    Entnervend.
    Sam kam nach unten und trug einen Schlafanzug in den Farben von Winterwäldern. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen, und er trug die Last der Erschöpfung wie Ketten. »In zwei Stunden wird es dämmern.«
    Würde die Sonne überhaupt durch all diesen Rauch scheinen? »Ich kann nicht schlafen. Vielleicht nie wieder.«
    Zögerndes Vogelgezwitscher erklang von draußen. Sam setzte sich an den Flügel, als wollte er eine Begleitung dazu spielen, aber seine Hände lagen reglos auf den Knien. »Ich weiß. Ich denke die ganze Zeit, was, wenn unser Haus das nächste ist?«
    Unser Haus. Es gefiel mir, dass er das sagte, obwohl ich wünschte, unser Haus wäre seine Hütte in den Wäldern oder das Purpurrosenhaus. »Das wird es nicht.«
    Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Ich bin nicht schwanger.«
    »Oh.« Seine Haltung veränderte sich, als es auch ihm klar wurde: Jedes der angegriffenen Häuser hatte jemandem gehört, der guter Hoffnung war.
    Einige waren erst im ersten oder zweiten Monat, daher war es nicht so offensichtlich wie bei Geral. Zwei Frauen waren in den Explosionen umgekommen, eine dritte hatte eine Fehlgeburt gehabt. Die drei Babys wären vielleicht Neuseelen gewesen. Wenn sie Altseelen waren, würden sie wiedergeboren werden, ohne dass es jemand merkte. Aber Neuseelen …
    … entkamen Janans Hunger, nur um zu sterben, bevor sie geboren wurden.
    Sam fluchte so leise, dass ich die Worte fast nicht hören konnte, aber sie gingen mir durch und durch und hinterließen einen Nachgeschmack der Verzweiflung. »Irgendjemand hat das mit Absicht gemacht.«
    Natürlich.
    »Seit dreitausend Jahren hat sich niemand mehr dieser Art des Schreckens bedient.« Er wandte sich zu dem nächsten Fenster um und sah aus, als würde er in eine andere Zeit abtauchen, wie immer, wenn wir über die ferne Vergangenheit sprachen. »Eine solche Gewalt erzürnt die Menschen nur. Sie werden wiedergeboren und sich wieder und wieder rächen, bis sie das Gefühl haben, dass ihnen Gerechtigkeit zuteilgeworden ist.«
    Und jeder Tod und jede Wiedergeburt bedeuteten, dass eine weitere Neuseele an Janan ging.
    »Ehrlich«, murmelte er, »es ist einfacher, miteinander zu leben und aufzuhören zu streiten, ganz gleich, wie sehr man jemanden hasst. Er geht nicht weg. Niemals.« Er sah mich mit düsteren Augen an. »Bis vor Kurzem.«
    »Ich fürchte, darum geht es.« Ich ging zur Klavierbank. Er blieb auf der Kante sitzen, das Gesicht jetzt von mir abgewandt, daher setzte ich mich rittlings hinter

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