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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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bekommen?«
    »Ariana.« Sie zog die Strickmütze des Babys zurecht, obwohl sie noch vor einer Sekunde perfekt gesessen hatte. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen.«
    »Warum sollte ich?« Und dann: »Oh.« Es hatte nie eine Ariana gegeben. Es war ein neuer Name für eine Neuseele. »Oh.« Es kam vielleicht erschrockener heraus, als ich beabsichtigt hatte.
    »Ich werde eine gute Mutter sein.« Widerstand lag in Gerals Stimme. »Und gerade du solltest akzeptieren …«
    »Das tue ich!« Ich drückte mir die Hand vor den Mund. »Entschuldige. Ich bin immer wieder überrascht. Ich bin genauso daran gewöhnt, dass Menschen wiedergeboren werden wie jeder andere. Vielleicht nicht seit fünftausend Jahren, aber es war trotzdem mein ganzes Leben so.« Und das kam mir wie eine lange Zeit vor.
    Ihr Blick ging zum Vorhang, als jemand eintrat. »Ist schon gut. Nach gestern Nacht bin ich nervös gewesen, wie die Leute auf sie reagieren werden. Ich liebe sie jetzt schon so sehr.«
    Warum hatte sie nicht meine Mutter sein können? Oder Lidea? Abgesehen von der Tatsache, dass sie im Moment zu jung waren.
    »Ich verstehe.« Ich betrachtete Ariana, ihre dunkle Haut und ihr seidiges Haar. Ich wollte ihr sagen, dass sie Janan entkommen war, dass andere nicht so viel Glück gehabt hatten. Selbst dieses Leben, in dem Menschen Steine nach Neuseelen warfen – es war besser, als niemals die Chance zu haben.
    Und ich wollte ihr sagen, dass ich alles tun würde, um sie zu beschützen, denn wir Neuseelen mussten zusammenhalten.
    Doch ich sagte nichts von alledem. Nicht vor Geral und dem Besucher. Es war Sam. Ich erkannte das Geräusch seiner Kleider, die raschelten, als er auf das andere Bein trat. »Mich hat nur ihr Name beunruhigt«, meinte ich schließlich. »Aber es ist mir eine Ehre.«
    »Du hast ihr das Leben gerettet.« Geral blinzelte Tränen weg.
    Mein Gesicht brannte. »Wenn das nächste Mal eine Neuseele in Gefahr ist, werde ich Sam schicken. Bis jetzt sind zwei nach mir benannt worden, und er hat noch keinen.«
    »Ich bin ein bisschen eifersüchtig«, sagte er vom Fußende des Bettes. »Sie ist wunderschön, Geral. Herzlichen Glückwunsch.«
    Wir plauderten noch etwas, dann war es Zeit zu gehen. »Pass auf sie auf«, flüsterte ich, als ich Geral umarmte. »Vertraue niemandem.«
    Sam und ich sprachen noch mit den beiden anderen Überlebenden, aber sie wussten noch weniger als Geral. Wir verließen das Rathaus und setzten uns auf eine Bank auf dem Marktplatz, während die Sonne sich nach Westen neigte. Nicht dass es einen großen Unterschied gemacht hätte. Die Wolken von heute Morgen hatten sich verdichtet, und zarte Schneeflocken wirbelten zu Boden. Ich fing eine in meinem Handschuh auf, aber sie schmolz sofort.
    »Was denkst du darüber?«
    Ich wusste nicht, ob Sam nach der Schneeflocke fragte oder der Richtung, in die sich die Erde drehte, daher zog ich nur die Augenbrauen hoch und wartete darauf, dass er dahinterkam, warum ich nicht antwortete.
    »Ariana. Anid. Dass die Leute Neuseelen nach dir benennen.«
    Der Tempel ragte hinter mir auf, bereits von wechselnden Mustern erhellt: Zeichen der bösen Wesenheit in seinem Innern. Er hatte uns, die Neuseelen, verzehren wollen. Also hatten wir das bereits gemeinsam. Jetzt unsere Namen. »Es spielt keine Rolle, was ich darüber denke.«
    »Natürlich tut es das.«
    Wenn es eine Rolle spielte, was ich dachte, warum sagte er mir dann nicht, worüber er und Sine so geheimnisvoll getan hatten? Er hätte fragen können, was ich darüber dachte, dass ich die Sylphen nicht verstand oder keine Gelegenheit hatte, die Tempelbücher zu studieren.
    Stattdessen wollte er wissen, was ich darüber dachte, dass Neuseelen nach mir benannt wurden?
    »Ich denke, dass viele Menschen, deren Namen wie Ana klingen, überlegen werden, sie zu ändern.«
    »Um nicht mit Neuseelen in Zusammenhang gebracht zu werden?« Er nippte an einer Wasserflasche, als interessiere ihn meine Antwort nicht besonders. Am liebsten hätte ich sie ihm aus der Hand gerissen und über den Marktplatz geschleudert.
    Doch wir waren nicht allein. Ratsmitglieder standen auf der Treppe – Deborl schaute immer wieder zu mir herüber –, und ein Paar, das Händchen hielt, ging vorbei. Eine Frau murmelte: »Sylphenliebchen«, und wünschte wahrscheinlich, sie hätte einen Stein zum Werfen gehabt.
    Drei Kinder fingen Schneeflocken mit der Zunge auf; ich hatte das in dem Alter auch getan, aber es überraschte mich, es jemand anders tun

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