Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
knapp. “Du erfüllst deinen Teil, und ich meinen.”
“Na schön. Der Griff am Apothekenschrank ist heute Morgen abgebrochen.”
Er nickte. “Noch etwas?”
“Das Wohnzimmerfenster geht nicht auf. Ich wollte es gestern öffnen, es war so warm und sonnig draußen, aber es klemmt irgendwie.”
“Ist das alles?”
“Wenn du dich heute um diese beiden Sachen kümmern könntest, wäre ich dir dankbar.” Sie nahm an, dass keins von beiden körperlich zu anstrengend sein würde. Hoffentlich gab er sich damit zufrieden und hatte das Gefühl, seinen Teil der Abmachung zu erfüllen. Er hatte schon so viel mehr getan, als sie je erwartet hatte.
“Dickkopf”, sagte sie, als er draußen war.
Die Tür ging wieder auf. “Das habe ich sehr wohl gehört”, erklärte er und schloss die Tür wieder.
Sie musste lachen. War da eine Spur von Belustigung in seinen Augen gewesen? Hatte nicht ein leichtes Lächeln um seine Lippen gespielt?
Verflixt, dachte sie. Eigentlich wollte sie ihn gar nicht zum Lachen bringen. Seine Wirkung auf sie war auch so schon viel zu stark.
Es dauerte keine zwanzig Minuten, den kaputten Keramikgriff an Annies altem Apothekenschrank mit einer neuen Schraube zu befestigen. Der Schrank müsste gelaugt, geschliffen und neu lackiert werden, dachte Trent. Im Grunde musste das ganze Haus gestrichen werden, von außen wie von innen. Jetzt im Frühling war eine gute Zeit dafür. Er würde Annie fragen, ob sie bereit war, Geld für Farbe auszugeben.
Trent lachte leise, während er ins Wohnzimmer ging, um das Fenster in Augenschein zu nehmen. “Dickkopf” war Annies Kommentar gewesen, weil er sich nicht hatte freinehmen wollen.
Aber seine gute Laune schwand, als er darüber nachdachte, warum sie nicht gewollt hatte, dass er heute arbeitete. Offensichtlich hatte sie gemerkt, dass er einen schlechten Tag hatte. Schon beim Aufstehen hatte er stechende Rückenschmerzen gehabt. Aber das hieß nicht, dass er nicht ein paar Stunden in ihrem Haus arbeiten konnte.
Er hatte ihr Arrangement von vier Wochen auf sechs verlängert. Inzwischen war weitere Zeit vergangen. Denn immer, wenn er darüber nachdachte, die Sache zu beenden, fiel ihm eine neue Ausrede ein, es nicht zu tun. Er war inzwischen wohl zu verwöhnt. Es war einfach angenehm, Haushalt und Wäsche immer sauber und ordentlich vorzufinden. Und die Arbeiten, die in Annies Haus noch zu tun waren, gaben ihm die Gelegenheit, sich großzügig und hilfsbereit zu fühlen.
Aber in Wahrheit lag der Grund woanders. Er brauchte dieses Arrangement mehr als Annie. Von der ersten Besichtigung ihres Hauses an und noch mehr im Lauf der Reparaturarbeiten war ihm klar geworden, dass diese Arbeit ihn erfüllte. Wenigstens an zwei Tagen in der Woche hatte er einen Anlass, aufzustehen. Er hatte etwas anderes zu tun, als zu Hause zu sitzen und vor sich hin zu brüten – darüber zu grübeln, dass er selbst es gewesen war, der seine Träume zerstört hatte.
Wütend packte Trent den Fenstergriff und versuchte, ihn mit einem kräftigen Ruck zu bewegen. Der Schmerz traf ihn wie ein Hieb in den Rücken und ließ ihn auf die Knie sinken. Mit Schweiß auf der Stirn bemühte er sich, wieder aufzustehen, aber es gelang ihm nicht.
Vielleicht geht es in ein paar Minuten besser, dachte Trent zornig und schloss die Augen. Er legte sich auf den Boden und fühlte, wie der Schmerz in Wellen durch seinen Körper fuhr.
Annie hatte normalerweise freitags noch einen weiteren Kunden, der aber für diesen Tag abgesagt hatte. Deshalb fuhr sie zu dem einzigen Musikladen in Honoria, bestellte ein paar Lehrbücher für Klavierstücke und machte sich danach auf den Heimweg, voller Vorfreude auf ein paar freie Stunden.
Sie hatte erwartet, dass Trent schon nach Hause gefahren war – nicht dass er rücklings auf ihrem Wohnzimmerteppich liegen würde.
“Trent?” Erschrocken kniete sie sich neben ihn. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Seine Augen waren geschlossen, seine Brille lag neben ihm auf dem Boden. Schweißperlen bedeckten sein Gesicht, obwohl es kühl im Zimmer war.
Sie war erleichtert, als er nun die Augen aufschlug, aber nicht, als sie den Ausdruck darin sah. Trent war keineswegs froh darüber, dass sie ihn in dieser Lage vorfand. “Was ist los?”, fragte sie.
“Muskelkrämpfe im Rücken. Keine große Sache. Das passiert manchmal.” Es gelang ihm nicht, die Sache einfach abzutun. Zumal er dabei leise stöhnte.
“Wie lange liegst du schon hier?”
“Vielleicht eine halbe
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