Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
Stunde.”
“Ich rufe einen Krankenwagen.”
“Nein. Das hätte ich schon selbst getan, wenn es nötig wäre. Mein Handy ist in meiner Tasche.”
“Kannst du aufstehen?”
“Natürlich kann ich das.” Er versuchte es, wurde weiß im Gesicht und sank wieder zurück. “Nur jetzt gerade nicht.”
“Okay, das reicht. Ich hole Hilfe.”
“Nein!” Er hielt sie am Handgelenk fest. Für jemanden, der nicht einmal aufstehen konnte, war sein Griff erstaunlich fest.
“Trent, du brauchst Hilfe. Lass mich …”
“Nein.” Er schluckte. “Bitte.”
Das letzte Wort hatte Trent eine Menge Selbstüberwindung gekostet, und Anna war wütend auf sich, dass sie sich davon beeinflussen ließ. “Was soll ich denn machen? So tun, als seist du nicht da? Über dich hinwegsteigen, wenn ich durchs Zimmer gehe? Einen Teppich über dich legen?”
“Ich habe nie bemerkt, was für eine spitze Zunge du hast”, knurrte er.
“Du würdest sogar die Geduld eines Heiligen auf die Probe stellen. Also, was tun wir jetzt?”
“Ich habe vor ein paar Minuten ein Entspannungsmittel für die Muskeln genommen. Wenn die Wirkung einsetzt, kann ich aufstehen und gehen.”
“Wenn es so wirkt wie alle starken Schmerzmittel, wirst du aber nicht Auto fahren können. Du hebst ja jetzt schon ab.” Obwohl er seine Brille nicht trug, schrieb Annie den glasigen Blick in seinen Augen eher den Medikamenten zu als seiner Kurzsichtigkeit.
“Ich komme schon klar”, murmelte er.
Sie schüttelte den Kopf. “Himmel, bittest du denn nie jemanden um Hilfe?”
“Du etwa?”
Das saß. “Dann lass mich wenigstens deinen Bruder anrufen.”
“Nein, der erzählt es unserer Mutter, und sie wird total ausrasten. In ein paar Wochen wollen meine Eltern in Urlaub fahren, und sie soll es nicht wieder verschieben. Sie haben es verdient, nach allem, was in den letzten Jahren in unserer Familie passiert ist.”
Da Annie nicht wusste, was noch alles passiert war, konnte sie schwerlich widersprechen. Trent machte sich offenbar mehr Sorgen um seine Eltern als um sich selbst. Auf solche starken Familienbande konnte sie nur neidisch sein. Aber sie verstand auch sehr gut, dass Trent seine Familie nicht belasten wollte.
“Was soll ich tun?”, fragte sie etwas sanfter. “Würde ein Schmerzpflaster helfen?”
“Ja.” Er dankte ihr zwar nicht dafür, dass sie nicht länger darauf drängte, Hilfe zu holen, aber er wirkte erleichtert.
“Meinst du, du schaffst es mit meiner Hilfe bis zum Sofa?”
“Ich glaube schon”, sagte er unsicher.
“Ich hole erst das Pflaster. Beweg dich nicht, bin gleich wieder da.”
“Ich rühre mich nicht von der Stelle”, murmelte er.
Sie lief ins Schlafzimmer, obwohl sie immer noch überzeugt davon war, dass er eigentlich einen Krankenwagen bräuchte. Ihr hätte klar sein müssen, dass Trent auch in seinem gegenwärtigen Zustand nicht auf sie hören würde. Als sie zurückkehrte, fand sie ihn dabei, wie er versuchte, aufzustehen. Mit einem resignierten Stöhnen eilte sie ihm zu Hilfe.
“Du bist wirklich ein Dickkopf! Ich hatte doch gesagt, du sollst warten.” Sie stützte ihn.
“Wenn ich eine Gardinenpredigt hören möchte, ruf ich meine Mutter an”, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
“Das sollten wir vielleicht so oder so tun”, gab sie zurück. Sie hatte einen Arm um seine Taille gelegt, während er sich an sie lehnte, und fühlte die Hitze seines Körpers. Doch jetzt war nicht der Moment für erotische Gedanken, jetzt zählte nur sein Wohlergehen.
Ihn auf die Couch zu betten war schwierig, und sie fühlte sich schrecklich hilflos und litt mit ihm, als er vor Schmerz aufstöhnte. Ihr Sofa war ein wenig zu kurz für Trent. Sie schob ihm ein Kissen unter den Kopf und platzierte das Schmerzpflaster mit Mühe und Not und nach seinen Anweisungen auf seinen Rücken. Danach hob sie seine Brille vom Boden auf und legte sie auf den Couchtisch, wo er sie leicht erreichen konnte.
“Kann ich dir irgendetwas bringen?”, fragte sie. “Etwas zu trinken? Wasser oder vielleicht heißen Tee?”
“Nein, es geht schon. Wenn du wieder zur Arbeit musst oder einkaufen, lass dich nicht aufhalten. Ich bleibe nur noch ein paar Minuten hier liegen, bis das Mittel wirkt. Dann fahre ich nach Hause.”
Auch wenn er offenbar unbedingt wollte, dass sie ihn allein ließ, hatte sie nicht die Absicht, das zu tun. Genauso wenig würde sie ihn Auto fahren lassen, obwohl sie noch nicht wusste, wie sie das anstellen
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