Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
renovierungsbedürftiger, als ich annahm, und ich kann mir im Moment keine aufwendigen Arbeiten leisten. Ihre Mutter meinte, dass Sie sich um ein paar dringende Probleme kümmern könnten, während ich für Sie arbeite. Ich halte das für einen fairen Tausch.”
Sie merkte, dass er nicht gerade begeistert von dem Abkommen war, aber er nickte. “Dann werde ich mal zu Ihrem Haus fahren. Was soll zuerst getan werden?”
“Am wichtigsten wäre mir erst einmal die Eingangstreppe”, erwiderte sie vorsichtig. “Ich bin schon ein paarmal über die lose Stufe gestolpert. Ich habe versucht, sie zu befestigen, aber nicht sehr professionell, fürchte ich.”
Trent nickte dazu nur. “Tun Sie hier, was Sie für nötig halten – Staub wischen, saugen, fegen –, aber verstellen Sie bitte nicht die Möbel.”
Fast hätte sie auch nur genickt, aber sie sagte: “Einverstanden. Gibt es sonst noch etwas für mich zu tun?”
“Nein.” Er wandte sich zur Tür, offenbar bereit, ohne ein weiteres Wort zu gehen.
“Mr. McBride?”
Er warf einen ungeduldigen Blick über die Schulter. “Was?”
“Wenn Sie ins Haus müssen, der Schlüssel liegt unter dem Stein neben der Eingangstreppe.”
Annie war schon nicht mehr überrascht, als Trent nur stumm nickte.
“Ein seltsamer Mann”, murmelte sie, nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Als sie zu ihrem Wagen ging, um ihre Arbeitsgeräte zu holen, waren Trent und sein Truck schon verschwunden. Während Annie die Sachen hineintrug, verglich sie Trent in Gedanken mit seiner Familie.
Die McBride-Anwaltskanzlei war einer ihrer ersten Kunden gewesen. Trevor, Trents Bruder, der sie eingestellt hatte, war ein charmanter Mann mit guten Umgangsformen. Caleb McBride, der Vater und Seniorpartner der Kanzlei, war der Inbegriff eines sanften, gut gelaunten Südstaatlers. Durch die Arbeit hatte sie dann auch Bobbie kennengelernt, die sehr gesprächig und wohlwollend war und offenbar das Bedürfnis hatte, sich um alle um sie herum zu kümmern.
Auf den ersten Blick schien es unglaublich, dass Trent ebenfalls zu dieser Familie gehörte.
Aber ihr konnte es schließlich egal sein, ob er unhöflich oder übellaunig war. Sie interessierte an ihm nur, dass er ihr Haus in Ordnung brachte, ob nun freiwillig oder nicht. Es war ein reines Tauschgeschäft und völlig unpersönlich. Und so sollte es auch bleiben. Sie war nicht erpicht darauf, hier in Honoria, Georgia, eine persönliche Beziehung einzugehen. Nach ihrer missglückten Verlobung wollte sie erst einmal nichts mehr mit Männern zu tun haben, schon gar nicht mit einem so schwierigen Exemplar wie Trent McBride.
Auch wenn er umwerfend aussah.
Sie zückte eine Sprühflasche und widmete sich Trents fast fleckenlos sauberer Küche. Niemand sollte behaupten, sie erledige ihre Arbeit nicht gründlich.
Trent hatte das Stewart-Haus jahrelang nicht gesehen, und es sah noch schlimmer aus als in seiner Erinnerung. Sogar der Hof schien geschrumpft zu sein, da der Wald ringsherum dichter geworden war und näher heranwuchs. Es war kein schlechtes Haus, ein solider Bau, aber vernachlässigt. Zudem hatte es ein Jahr lang leer gestanden. Hier gibt es mehr Arbeit als nur für einen Monat, dachte Trent und rückte seine Brille zurecht. Aber er könnte es in dieser Zeit zumindest sicher und bewohnbar machen.
Er hatte sich in letzter Zeit tatsächlich ein wenig gelangweilt, auch wenn er das vor seiner Mutter niemals zugeben würde.
Trent stellte seinen Werkzeugkasten neben der Eingangstreppe ab. Mit einem Blick erkannte er, dass die kaputte Stufe nicht nur ein Ärgernis, sondern eine regelrechte Gefahr war. Ein Wunder, dass Annie nicht schon böse auf die großen Steine gestürzt war, die rechts und links die verwahrlosten Blumenbeete vor dem Haus säumten. Sie hatte Glück gehabt.
Während er Hammer, Nägel und eine Planke zur Hand nahm, ertappte Trent sich dabei, wie er über Annie nachdachte. Sie war ganz anders, als er erwartet hatte. Er hatte mit einer viel älteren Frau gerechnet. Aber sie sah sogar sehr jung aus und war so klein und zierlich, dass er sich kaum vorstellen konnte, dass sie täglich so schwer schuftete.
Vermutlich konnte man sie als hübsch bezeichnen, wenn man Gefallen an ihrem herzförmigen Gesicht und den großen dunklen Augen mit langen Wimpern hatte, und an ihrer Stupsnase, den vollen Lippen und Grübchen in den Wangen. Ganz zu schweigen von ihrem schulterlangen braunen Haar und der zierlichen, aber unverkennbar sehr
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