Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
“Es ist nur eine kleine Ablenkung. Die würde dir gut tun.”
Er sprach von dem Kinobesuch wie von einer Vitamintablette. Aber das machte es leichter. “Klar, gut. Warum nicht?”
So richtig zu freuen schien er sich über ihre Zusage nicht. Bei genauerem Hinsehen wirkte er sogar ein bisschen betreten. Aber er nickte. “Gut, lass uns fahren. Natürlich nur, wenn du bereit bist.”
“Lass mich kurz einen Pullover holen.”
“Klar, keine Eile. Ich warte hier.”
“Komm doch mit rein.”
Mit ausdruckslosem Gesicht antwortete er: “Ich glaube, ich warte besser hier.”
Annie nickte. Sie ließ ihre Reinigungsmittel im Auto und eilte ins Haus, um sich frisch zu machen und ihren Pullover zu holen. Die ganze Zeit fragte sie sich, was sie sich bloß dabei dachte, mit Trent ins Kino zu gehen. Das Letzte, was sie in ihrem Leben gebrauchen konnte, war ein Mann mit genauso vielen Problemen wie sie.
Trent konnte sich nicht erklären, was ihn zu dem Vorschlag getrieben hatte. Er half Annie beim Einsteigen, zog dann aber seine Hände weg, als hätte er sich verbrannt. Warum war er heute überhaupt hierher gekommen? Die Arbeit hätte auch noch einen Tag liegen bleiben können.
“Idiot”, murmelte er, während er zur Fahrerseite ging.
“Hast du etwas gesagt?”, fragte Annie, als er einstieg.
“Nein.” Er schnallte sich an und zündete den Motor. Wortlos setzte er den Wagen zurück. Er würde früher oder später etwas sagen müssen, sie konnten schließlich nicht schweigend in die Nachbarstadt fahren, ins Kino gehen und ohne ein Wort wieder zurückkommen. Obwohl ihm das im Moment ganz verlockend erschien.
Annie schien die Stille weniger zu genießen. “Ich bin vorhin bei einem Innenausstatter gewesen und habe mich nach Tapeten für die Küche umgesehen.”
Das schien ein unverfängliches Thema zu sein. “Und, hast du etwas gefunden?”
“Ein paar waren ganz schön. Ich werde noch einmal hinfahren, wenn ich weiß, wie viel ich brauche.”
Er dache daran, wie sie sich aufs Streichen gestürzt hatte. “Willst du selbst tapezieren?”
“Ja. Ich habe ein Buch, in dem steht, wie man das macht. Scheint nicht so schwierig zu sein.”
Er selbst hatte noch nie tapeziert, aber wahrscheinlich war es schwieriger, als sie glaubte.
Als könnte sie seine Gedanken lesen, fügte sie zu ihrer Verteidigung hinzu: “Ich bin sicher, dass ich es schaffe.”
“Ich habe doch gar nichts gesagt!”
“Nein, aber dein skeptischer Blick war deutlich.”
Er lächelte und erwiderte spontan: “Bestimmt schaffst du alles, was du dir vornimmst.”
“Danke.” Sie strich mit den Handflächen über ihre Hosenbeine, und er musste an ihre nackten Beine in den Shorts denken. Annie räusperte sich. “Ich habe zufällig etwas aufgeschnappt, als ich in dem Laden war. Ich war gewissermaßen in eine Ecke gedrängt und konnte nicht anders.”
Er unterdrückte ein Stöhnen. “Lass mich raten – etwas über die McBrides.” Das war nicht schwer zu erraten. Irgendjemand in der Stadt redete immer über sie.
“Ich fürchte, ja.”
Sie klang nervös, und er versuchte sie mit einem beiläufigen Tonfall zu beruhigen, der allerdings nicht ganz seinen Gefühlen entsprach. “Keine Bange, wir sind daran gewöhnt. Um wen ging es denn? Um Trevor? Um meinen Cousin Lucas? Über Emily sagen sie nicht mehr so viel, seit sie den Polizeichef geheiratet hat. Oder ging es um die McBrides im Allgemeinen?”
Annie räusperte sich erneut. “Also, ehrlich gesagt, es ging um dich, und um mich.”
“Oh nein. Unser Essen bei Cora?”
“Ja. Ich dachte, du weißt es besser.”
Er hätte gut damit leben können, ohne es zu wissen, aber er nickte. “Achte nicht auf das Gerede, das ist das Beste.”
“Das denke ich auch. Aber vielleicht ist es trotzdem ganz gut, dass wir nicht in Honoria ins Kino gehen. Ich meine, wir haben nichts zu verstecken, aber es soll ja keiner auf falsche Gedanken kommen.”
“Nein, das wäre schlecht”, antwortete Trent tonlos. Er versuchte sich einzureden, dass er mit Annie nicht wegen des Geredes nach Carrollton fuhr. Der Klatsch kümmerte ihn nicht mehr. Ihm war nur nach einer anderen Umgebung zumute. Aber das war alles Unsinn. Er wollte einfach nicht angestarrt werden und neuen Gesprächsstoff liefern. Auf diese Weise war er mit Annie zusammen, aber trotzdem in der Öffentlichkeit, wo die Versuchung, eine Dummheit zu begehen, gering war.
Schließlich war es keine große Sache, wenn zwei Freunde ins Kino gingen. Es
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