Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
ich?” Da er an einer roten Ampel stand, erlaubte er es sich, Annie fest anzusehen.
“Nichts, was ich dir gern sagen möchte.”
“Annie …”
“Die Ampel ist grün.”
Mit gerunzelter Stirn gab Trent Gas. Vielleicht sollte er das Thema nicht weiter verfolgen. Er hatte wirklich genug über sich geredet. Vermutlich gab es noch einige Dinge, die er lieber nicht wissen wollte.
Während des gesamten Films dache Annie an das, was Trent von seiner Familie erzählt hatte. Sie bekam kaum mit, was derweil auf der Leinwand geschah.
Es amüsierte sie, dass Trent sich nicht erklären konnte, dass man über ihn redete. Ein Partylöwe, der zum Einsiedler geworden war … Wenn das kein interessantes Thema war! Und dass er mit ihr gesehen worden war, reizte natürlich auch zu Spekulationen. Sie war neu in der Stadt, vermutlich auch ein bisschen geheimnisvoll, weil sie wenig über ihre Vergangenheit sprach. In einer Stadt, in der jeder alles über jeden wusste, war so etwas ungewöhnlich.
Doch sie hatte kein Aufsehen in Honoria erregen wollen. Aber sie hatte auch nicht erwartete, Trent McBride zu begegnen. Unauffällig sah sie zur Seite. Er war schon ein faszinierender Mann. Kein Wunder, dass die Leute über ihn sprachen.
Er bewegte sich leicht und berührte dabei ihren Arm. Es durchfuhr sie wie ein Blitz, und plötzlich sah sie ihn ganz woanders – in ihrem Schlafzimmer. Sofort wies sie sich zurecht. So dachte man einfach nicht über einen Freund nach. Aber sie konnte sich nicht helfen.
Nach dem Kino aßen sie Hamburger in einem Schnellrestaurant und sprachen hauptsächlich über den Film. Annie war froh, dass sie die Handlung wenigstens am Rande mitbekommen hatte.
Während der Heimfahrt drehte sich die Unterhaltung um Annies Haus und ihre Verschönerungsideen. Sie bezweifelte, dass Trent wirklich an Tapetenmustern interessiert war, aber er gab hin und wieder zustimmende Laute von sich. Ansonsten konzentrierte er sich ganz auf die Straße. Trotz seines eingeschränkten Gesichtsfeldes entging ihm offenbar nichts, und Annie fühlte sich vollkommen sicher.
Was für ein schöner Mann, dachte sie seufzend und betrachtete verstohlen sein markantes Kinn, die gerade Nase, die langen Wimpern. Ihn nur anzusehen, jagte ihr angenehme Schauer über den Rücken, und liebend gern wäre sie mit den Fingern durch sein dichtes blondes Haar gestrichen.
“Du beobachtest mich”, sagte Trent plötzlich.
“Ich habe dir nur beim Fahren zugesehen”, erklärte sie eilig.
“Hast du Angst?”
“Überhaupt nicht.”
“Wenn du dir über meine Sehkraft Gedanken machst, sei beruhigt. Ich habe alle Tests bestanden. Ich kann nur nicht mehr fliegen.”
Er war so empfindlich, was seine kleinen Mängel anging. Lag es daran, dass er vor dem Unfall einfach perfekt gewesen war? “Darüber mache ich mir keine Sorgen”, sagte sie und sah nun auf ihrer Seite aus dem Fenster.
Es war lange her, dass sie mit einem Mann im Kino gewesen war und danach Hamburger gegessen hatte. Prestons Vorlieben galten eher klassischen Konzerten und edlen Restaurants, und er hatte gehofft, viele solcher Abende mit ihrem Geld finanzieren zu können. Aber dieser kleine Ausflug mit Trent hatte ihr viel mehr bedeutet als jeder exklusive Abend mit Preston. Vielleicht, weil sie es nicht ihrem Vater zuliebe tat.
Trent hielt vor ihrem Haus und öffnete ihr die Wagentür.
“Du brauchst mich nicht zur Tür zu bringen”, sagte sie. “Ich kann …”
“Ich bringe dich”, erklärte er, ohne sie anzusehen und stieg aus.
Ob er jemals auf andere hören würde? Nachdem sie die Haustür aufgeschlossen hatte, wandte sie sich zu ihm. “Danke für den schönen Abend, Trent. Es war genau das, was ich brauchte.”
“Für mich war es das auch.” Er schien es sich zur Gewohnheit gemacht zu haben, ihr das Haar aus dem Gesicht zu streichen. Es war nur eine kleine Berührung, dennoch erschauerte sie dabei.
“Ist dir kalt?”, fragte er.
“Nein, ich … Gute Nacht, Trent.”
Aber anstatt zurückzutreten und sie ins Haus gehen zu lassen, blieb er dicht vor ihr stehen. Fast genauso nah waren sie sich vorhin im Kino auch gewesen, aber jetzt waren sie allein.
“Ich gehe wohl besser rein”, flüsterte Annie.
“Ja, das solltest du.” Aber er hatte noch immer seine Hand an ihrer Wange und trat nicht zurück.
Annie befeuchtete ihre plötzlich trockenen Lippen mit der Zungenspitze. “Trent?”
Jetzt lag sein Blick auf ihrem Mund. “Ich versuche mir gerade auszureden, dich
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