Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
gewesen, sie auf ihrem Körper zu fühlen. Und noch viel schöner hätte es werden können, wenn sie nicht so ungeschickt gewesen wäre. Dachte er wirklich, seine körperlichen Probleme machten ihr etwas aus? Sie mochte ein paar Vorbehalte gegen ihn haben, aber die Folgen seines Unfalls gehörten gewiss nicht dazu.
Annie begann mit der Küche und ging dann ins Schlafzimmer. Das Bett sah heute besonders zerwühlt aus, so als hätte auch Trent eine ruhelose Nacht hinter sich. Es war nicht leicht, es unpersönlich zu betrachten, wie alle anderen Betten, die sie täglich bezog.
Es war Trents Bett.
Sie war erschöpft, als sie das Haus verließ. Dabei lag noch ein ganzer Arbeitstag vor ihr.
Es traf Annie völlig unvorbereitet, als sie nachmittags in der Kanzlei auf Trent stieß. Sie kamen fast gleichzeitig an, sie mit ihren Eimern und Trent mit einem zusammengerollten Bauplan. Ein peinlicher Moment entstand, als sie beide wortlos im Eingang standen. Trent öffnete schließlich die Tür für sie.
“Danke”, sagte Annie.
Er nickte nur und ging hinter ihr hinein.
Trevor und Caleb standen vor dem Kaffeeautomaten und lächelten zur Begrüßung. Caleb bat Trent in Trevors Büro. “Wir werden unsere Sitzung hier drinnen abhalten”, sagte er. “Nimm dir einen Kaffee und komm. Annie, wenn du mit den anderen Räumen fertig bist, wirf uns einfach raus.”
“Nimm dir ruhig auch einen Kaffee”, fügte Trevor hinzu. “Im Kühlschrank sind auch noch kalte Getränke.”
“Danke. Aber ich fange gleich an zu arbeiten.”
Trevor blieb kurz stehen und sah sie an. “Geht es dir gut, Annie? Entschuldige, aber du siehst müde aus.”
Annie zwang sich zu einem Lächeln. “Danke, aber mir geht es gut. Wirklich.”
“Ruh dich am Wochenende mal ein bisschen aus”, sagte Caleb väterlich.
“Das werde ich”, versprach sie, auch wenn sie ihr Wochenende bereits völlig verplant hatte.
Trent blieb hinter den anderen zurück und blickte Annie finster an. “Du siehst furchtbar aus. Willst du arbeiten, bis du zusammenbrichst?”
Sie straffte sich und hob das Kinn. “Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen, danke.”
“So? Schwer zu glauben, wenn man dich sieht.”
Verflixt, dachte Annie. Sie hatte Preston und ihren Vater nicht verlassen, um sich von einem anderen Mann herumkommandieren zu lassen. “Geh in deine Sitzung, Trent. Ich muss arbeiten.”
Sichtlich unzufrieden ging er in das Büro seines Bruders. Mit dem guten Gefühl, sich einmal behauptet zu haben, machte Annie sich an die Arbeit.
Die drei Männer beendeten ihre Sitzung, als Annie fast fertig war. Caleb und Trevor wünschten ihr eine gute Nacht, aber Trent ging schweigend hinaus. Als Annie wenig später zu ihrem Auto ging, wollte sie nur noch nach Hause, essen und schlafen. Als sie vor ihrem Wagen stand, legte ihr jemand eine Hand auf die Schulter.
Sie fuhr herum. “Himmel, Trent, du hast mich fast zu Tode erschreckt”, sagte sie halb erleichtert, halb aufgebracht, ihn zu sehen.
“Wir sind noch nicht fertig mit unserer Unterredung.”
Für wen hielt er sich eigentlich, dass er in diesem Ton mit ihr sprach? Sie öffnete den Kofferraum und hob ihre Sachen hinein. “Du vielleicht nicht, ich aber. Ich habe zu tun.”
“Noch einen Kunden? Oder ein paar Klavierstunden?”
“Vielleicht wasche ich noch das Auto, wenn ich fertig bin.”
“Süß.”
“Danke.” Sie schloss die Fahrertür auf. “Gute Nacht, Trent.”
Er griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. “Verdammt, Annie, warte doch.”
“Warum? Damit du mir wieder erzählen kannst, dass ich zu viel arbeite? Oder willst du mich küssen und mich im nächsten Moment stehen lassen? Das habe ich nicht nötig.”
“Beruhige dich doch. Alles, was ich sagen will …”
Stress und Müdigkeit machten Annie aggressiv. “Vielleicht will ich mich aber nicht beruhigen. Sag mir nicht, was ich zu tun habe.”
“Sei doch nicht so unvernünftig. Wenn du nicht kürzer trittst, wirst du zusammenbrechen und gar nicht mehr arbeiten können.”
“Vielleicht bin ich unvernünftig. Aber ich treffe meine Entscheidungen selbst”, sagte Annie störrisch. “Ich lasse mir weder von meinem Vater noch von dir oder irgendjemand anderem vorschreiben, wann ich zu arbeiten habe.”
“Nur weil ich mir Sorgen mache, dass du arbeitest, bis du krank wirst …”
“Sag nicht, du wüsstest, was das Beste für mich sei! Wie oft ich das schon gehört habe!”
“Gut”, knurrte er. “Dann bring dich doch um. Warum
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