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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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einen guten Einfluss auf Terry gehabt.« Rosie korrigierte sich: »Bilal, meine ich.«
    »Ja, sieht aus, als wären sie glücklich miteinander.« Aisha klang reserviert.
    Rosie beugte sich zu ihr rüber und flüsterte fast: »Wir können uns nirgendwo treffen, wo es Alkohol gibt. Das ist echt komisch.«
    Das bedeutet, ihr könnt euch treffen, ohne dass du deinen Mannmitnehmen musst, oder? Du brauchst keine Angst zu haben, dass Gary sich betrinkt und dich blamiert. Die Weinflasche war fast alle. »Ich gehe an die Bar.«
    Der Laden wurde immer voller und verrauchter, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie bedient wurde. Gerade als der Barkeeper sie nach ihrer Bestellung fragte, tippte ihr jemand auf die Schulter. Sie drehte sich um. Der Mann vom Nachbartisch grinste sie an. Sein Gesicht war rot, fast rosa. Der Mund breit, die Lippen voll.
    »Darf ich Sie auf ein Getränk einladen?«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich hole eine Flasche für unseren Tisch.«
    »Das macht nichts. Wäre mir eine Freude, den Damen einen auszugeben.«
    Anouk lächelte reumütig und schüttelte den Kopf. »Leider nein, danke.« Sie hatte es sich in dem Augenblick, als er den Mund aufmachte, anders überlegt. Seine Stimme klang dünn und hell. Männer sollten keine Kleine-Jungs-Stimmen haben. »Ich habe einen Freund.«
    »Der Glückspilz.«
    »Danke.«
    Der Barkeeper kam mit ihrer Bestellung zurück, und der Mann schob einen Fünfzig-Dollar-Schein über den Tresen. Sie wollte protestieren, aber er unterbrach sie.
    »Die geht auf mich. Ich heiße Jim.«
    »Anouk.«
    Er hob die Augenbrauen. »Wie die Schauspielerin?«
    Es gefiel ihr, dass er das wusste. Für einen Australier war das eher ungewöhnlich.
    »Ja, wie die Schauspielerin.«
    Jim begleitete sie zurück zu ihrem Tisch. In der Bar war es so laut, dass sie brüllen mussten.
    »Sind Ihre Eltern Franzosen?«
    »Nein. Frankreich-Fans.«
    Als sie zurückkamen, wusste Anouk nicht recht, was sie sagensollte. Jim plazierte die Flasche auf dem Tisch und stellte sich vor. Er zeigte auf seinen Freund, der aufstand und zu ihnen rüberkam.
    »Das ist Tony.«
    Tony war ebenfalls groß, jünger als Jim und schlanker, er trug einen dichten Schnurrbart. Er war so gut wie kahl. Alle gaben sich die Hand, dann herrschte kurz betretenes Schweigen.
    »Wollen Sie sich zu uns setzen?«, fragte Aisha schließlich.
    Jim sah Anouk an und schüttelte dann den Kopf. »Ihr scheint ja einen Frauenabend zu haben. Da wollen wir als echte Gentlemen nicht stören.« Er sah Anouk in die Augen. »Macht euch einen schönen Abend. Ich wollte euch nur zu einem Getränk einladen. Auf die wunderbaren Frauen.«
    Anouk überließ es Rosie und Aisha, sich zu bedanken. Sie wollte sich möglichst alles an ihm einprägen. Seine Haarfarbe, die rosigen Wangen, die wuchtige Kinnpartie, die verblassende Sonnenbräune unter dem offenen Kragen, den kräftigen Nacken, die blonden Härchen auf den Armen. Seine Augen, seinen Mund, seine Hände.
    Aisha wartete, bis die Männer wieder saßen, dann beugte sie sich verschwörerisch vor. »Ich will nicht kichern, aber eigentlich muss ich.«
    »Wage es ja nicht.« Mit flehendem Blick bat Anouk ihre Freundinnen, sich zusammenzureißen. »Worüber habt ihr geredet?«
    Das Grinsen wich aus Aishas Gesicht. Anouk fiel auf, dass sie zu dünn war. Ihre Wangenknochen traten unter der dunklen Haut hervor, und sie hatte tiefe Ringe unter den Augen.
    Anouk griff unter dem Tisch nach ihrer Hand und hielt sie fest gedrückt. »Alles in Ordnung?«
    Aisha nickte, und Anouk ließ sie los. Ihre Hände glitten auseinander.
    »Rosie sagte gerade, Shamira sei die erste verschleierte Frau, mit der sie je gesprochen hat.«
    Rosie schien peinlich berührt. »Nicht ganz, Aish. Natürlich habe ich schon mal jemanden auf der Straße gegrüßt oder über denLadentisch ein paar Worte gewechselt. Doch ich habe mich noch nie richtig mit einer Muslimin unterhalten.« Rosie senkte die Stimme. »Es ist mir ein bisschen unangenehm, aber ich muss die ganze Zeit auf ihr Kopftuch gucken. Ich versuche, nicht daran zu denken, aber es geht nicht.«
    »Weil es dir komisch vorkommt.«
    »Dir etwa nicht?«, schoss Rosie zurück.
    Aisha antwortete nicht. Himmel, dachte Anouk, lasst uns bitte nicht damit anfangen.
    »Aish meinte nur, dass sie Inderin ist, für sie ist das nichts Ungewöhnliches. Für mich im Übrigen auch nicht.«
    »Weil du Jüdin bist?«, fragte Rosie ungläubig.
    Anouk erinnerte sich, wie ihre Eltern sie als Kind zu

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