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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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Geplapper und Gelächter, umso auffälliger war. Rosie und Aisha warteten nur darauf, dass sie dieses Schweigen brach und dafür sorgte, dass sie wieder Freundinnen waren und alles wieder gut war. Das war schon immer so gewesen. Plötzlich wurde ihr alles klar. Sie war diejenige, die auf Risiko ging, die Coole, die schillernde Persönlichkeit. Sie hatte den Schauspieler zum Freund, den Powerjob. Sie war weder Mutter noch Ehefrau. Sie war anders, und so hatten die anderen sie auch immer gesehen. Sogar Aish.
    Anouk stand auf, beugte sich über den Tisch und küsste Rosie auf die Stirn.
    »Tut mir leid«, sagte sie nur. »Du hast recht. Er hätte es nicht tun dürfen.«
    Rosie lächelte traurig. »Danke.«
    Aisha nahm Anouks Hand und sah ihr ins Gesicht. Mir tut es auch leid, sagte sie unhörbar. Vorsichtig befreite Anouk sich aus ihrem Griff und zündete sich eine Zigarette an. Als Aisha verstohlen nach der Packung griff, kicherten Anouk und Rosie plötzlich los.
    Aisha ignorierte sie.
    »Ist Rauchen in deinen Augen jetzt so was wie Ehebruch?«, flüsterte Anouk und zwinkerte Rosie zu.
    »Das sagt Gary auch immer«, antwortete Rosie. Anouk ließ es unkommentiert.
    Aisha wechselte das Thema. »Also, worüber wolltest du denn mit uns reden? Du meintest am Telefon, du bräuchtest unseren Rat.«
    Ich brauchte
deinen
Rat, dachte Anouk, sagte aber stattdessen: »Ich denke darüber nach zu kündigen. Ich will herausfinden, ob ich diesen Roman, von dem ich immer rede und den ich immer vor mir hergeschoben habe, wirklich schreiben kann.«
    Rosie und Aish kreischten los wie kleine Mädchen. Sie freuten sich total für sie.
    »Mach das auf jeden Fall«, sagte Aisha. »Wir haben uns schon gefragt, wann du dich endlich dazu durchringst.«
    »Unbedingt«, stimmte Rosie zu. »Das musst du unbedingt tun. Und du schaffst das, Anouk.«
    »Ich weiß«, sagte sie und endete mit den Worten, die die anderen nicht auszusprechen wagten. »Ich habe ja auch keine Kinder, um die ich mich kümmern muss.«
    Rosie streckte ihr die Zunge raus. Sie hatte ihr verziehen. »Gary ist gerade genauso drauf. Er überlegt, wieder zu malen.«
    Anouk und Aisha warfen sich einen heimlichen Blick zu. Ihre und Garys kreative Ambitionen hatten nichts miteinander zu tun. Er hatte weder Disziplin noch Talent. Dass er ein Maler sein sollte, empfanden beide als Witz.
    »Na los, bestellen wir noch eine Flasche.«
    Von da an betranken sie sich hemmungslos. Als Anouk später am Abend nach Hause kam, rannte sie auf die Toilette und übergab sich immer wieder, etwas, das sie seit zwanzig Jahren nicht getan hatte. Das Essen, der Wein, alles kam hoch, und sie hatte das Gefühl, als stieße sie mit jedem Würgen auch ihr Kind aus.
     
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war Rhys schon da, und es roch nach Spiegeleiern und gebratenem Speck. Sie lief ins Bad und übergab sich nochmal.
    »Du musst ja ganz schön betrunken gewesen sein gestern.« Er kniete neben ihr und wischte ihr die Stirn ab.
    »Allerdings«, stöhnte sie reumütig, während er ihr zurück ins Bett half. »Sorry, Rhys, ich habe keinen Appetit.«
    »Ihr Frauen trinkt uns locker unter den Tisch.«
    Tun wir nicht, wollte sie antworten, aber nicht, weil wir Frauen sind, sondern weil wir keine fünfundzwanzig mehr sind. Wir brauchen Tage, um uns wieder zu erholen. Sie wollte sagen: Rhys, ich bekomme ein Kind. Willst du dir eine Auszeit nehmen und mir helfen, es großzuziehen, während ich meinen Roman schreibe? Sie sah ihn an, wie er so neben ihr lag. Wahrscheinlich würdeer ja sagen. Wahrscheinlich täte er es sogar gern und würde es ihr auch nicht Jahre später noch übelnehmen.
    Sie kitzelte ihn an der Nase. »Aish hat mich gestern gefragt, ob du ein paar Fotos für Connie und Richie signieren könntest.«
    »Sind das ihre Kinder?«
    Sie verdrehte die Augen. »Du kiffst zu viel.« Gott, sie klang wie eine Mutter. »Aishas Kinder heißen Adam und Melissa. Das habe ich dir schon zigmal gesagt. Connie war die süße Blonde beim Barbecue, ein nettes Mädchen. Erinnerst du dich?«
    »Vage.«
    »Richie war ihr Freund.«
    »Ja?« Der leichte Zweifel in Rhys’ Stimme machte sie stutzig.
    »Was?«
    »Ich dachte, der sei schwul.«
    Schwul? Das war absurd. Richie war einfach ein ganz normaler, langweiliger Junge.
    »Mein Gott, bist du eitel.«
    Rhys schien gekränkt. »So habe ich das nicht gemeint. Es war nur so ein Gefühl.« Er sah sie herausfordernd an. »Meine Generation hat eben ein Gespür dafür, im Gegensatz

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