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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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abgedunkelte Balkonverglasung. Er atmete tief durch und hielt den Blick weiter auf die Mädchen gerichtet, die sich jetzt kichernd und kreischend mit Wasser bespritzten. Sein Schwanz wurde steif und spannte unter der Badehose. Langsam schob er das Becken vor und zurück und stieß gegen das Glas. Komm schon, du kleines Luder, sagte er unhörbar vor sich hin. Als sich eines der Mädchen vorbeugte und er ihren vollen, runden Hintern sah, stöhnte er auf.
    Er trat einen Schritt zurück. Die Mädchen trockneten sich ab und sammelten ihre Handtücher und Taschen ein, aber er hatte das Interesse verloren. Er warf noch einen Blick nach unten und sprang dann in den Pool. Er glitt durch die Wasseroberfläche in die angenehm kühle Welt darunter, tauchte kurz auf, um Luft zu holen, und drehte sich wie die Seehunde, die Rocco so gern im Zoo ansah. Er legte sich auf den Rücken und streckte die Gliederauf dem Wasser aus. »Ich bin der König der Welt!«, rief er in den Himmel.
    »Ist Seine Majestät hungrig?«
    Sandi stand honigbraungebrannt am Beckenrand. Sie trug ebenfalls einen Bikini, aber während die Mädchen unten nuttig und vulgär ausgesehen hatten, erschien ihm seine Frau so elegant wie die Models auf den Titelblättern der Magazine, die sie las. Er hatte ihr den Bikini gekauft. Die perlmuttfarbenen Träger waren mit kleinen Goldringen befestigt. Er sah zu ihr hoch und bereute es, seine Zeit damit verschwendet zu haben, von den billigen Flittchen am Strand zu träumen. Sandi war eine echte Frau. Sie trug eines seiner alten Jeanshemden über dem Bikini und sah immer noch fantastisch aus. Ich bin der König der Welt, wiederholte er stumm.
    »Ich sterbe vor Hunger.«
    »Das Essen ist fertig, Euer Majestät.«
    In der Küche lief der Fernseher. Es wurden Bilder von irgendeiner Katastrophe gezeigt. Eine Bombe? Ein Erdbeben? Ein Krieg? Ihm egal, sollten sich die Turbanträger und Juden doch gegenseitig auslöschen. Er drückte auf die Fernbedienung, bis ein paar bunte Naturbilder auf dem Bildschirm erschienen, und stellte den Ton leiser. Er goss Sandi und sich Wein ein, zündete sich eine Zigarette an, nahm auf dem Barhocker Platz und sah zu, wie Sandi das Dressing für den Salat anrichtete.
    »Wo ist Rocco?«
    »Sieht im Wohnzimmer fern.«
    Harry brüllte den Namen seines Sohnes und wartete auf eine Reaktion.
    »Was?«, schrie Rocco zurück.
    »Komm her.«
    Wie aus kindlichem Trotz gegen die Ungezwungenheit seiner halbnackten Eltern trug Rocco Jogginghose, Baseballcap und ein zu großes schwarzes T-Shirt mit bunten Gangsterzeichen. Außerdem hatte er Socken und Turnschuhe an.
    »Ist dir nicht heiß?«
    Sein Sohn zuckte mit den Schultern und kletterte vorsichtig auf den Hocker neben seinem Vater. »Was gibt es zu essen?«
    »Kotelett.«
    »Mit Pommes?«
    »Du isst zu viel Pommes«, ermahnte ihn seine Mutter.
    »Man kann nie zu viel Pommes essen.«
    »Danke für Eure Unterstützung, Majestät.«
    Rocco kaute mit fragendem Blick auf seiner Unterlippe. Er sah dämlich dabei aus. Harry wollte ihn zurechtweisen, ließ es dann aber sein.
    »Warum nennst du Dad Majestät, Mum?«
    »Weil ich hier der König im Haus bin.«
    Rocco ließ das Kauen sein, und Harry zog ihn scherzhaft am Ohrläppchen. »Und eines Tages wirst du der König sein.«
    Aber Rocco hatte das Interesse an einer Unterhaltung mit seinen Eltern verloren, drehte sich auf seinem Stuhl herum und starrte auf den Fernseher. Er schnappte sich die Fernbedienung und fing an, durch die Programme zu zappen.
    Sandi beugte sich über den Tresen und nahm sie ihm ab. »Das hat Zeit bis nach dem Essen. Du siehst viel zu viel fern.«
    »Man kann nie zu viel fernsehen.«
    Als sie Sandis verzweifelten Gesichtsausdruck sahen, brachen Vater und Sohn in komplizenhaftes Lachen aus.
     
    »Hast du den Anwalt angerufen?«
    Nachdem sie Rocco ins Bett gebracht hatten, sahen sie sich eine DVD auf dem neuen Plasma-Fernseher an. Er hatte ein Heidengeld gekostet, aber das war es wert. So groß wie eine kleine Kinoleinwand stand er in der Mitte der farblich abgesetzten Wand. Links und rechts davon Granitplatten, die von mattem orangefarbenen Licht beleuchtet wurden und auf deren Oberfläche das Wasser leise plätscherte. Das alles hatte eine Stange Geld gekostet, aber es sah toll aus. Er achtete kaum auf den Film, eine langweilige romantischeKomödie, die er nur ertrug, weil Sandi den Kopf auf seinem Schoß liegen hatte. Er wollte sie nicht stören, indem er nach der Fernbedienung griff. Doch

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