Nur eine Ohrfeige (German Edition)
aus. Eine gute Antwort. Für alles, was darunter gelegen hätte, wäre er mit dem Knüppel auf den blöden Wichser losgegangen. »Mal zwei, nehme ich an. Du schuldest mir vierzig Riesen.«
Con nickte langsam. Er streckte die Hände aus. »Ich habe das Geld nicht, Mann.«
»Wo ist es geblieben?«
Harry wusste genau, wo es geblieben war. Es war für die lächerliche Miete für das beknackte Apartment in der Stadt draufgegangen, für den neuen Peugeot, und für Koks, Pillen und Restaurantbesuche mit dem blöden Flittchen, dem Con imponieren wollte. Was glaubte er, wie lange sie jetzt noch bei ihm blieb?
»Ich weiß es nicht, ich weiß nicht, wo es geblieben ist.« Con fing schon wieder an zu flennen.
Er war ein dreckiger Schwächling, aber er tat Harry leid. Na ja, ein bisschen jedenfalls. Er überlegte es sich nochmal anders. Er würde ihm eine Chance geben. Sandi war bestimmt nicht einverstanden, aber immerhin hatte Con nicht versucht, ihn zu verscheißern. Das hielt er ihm zugute.
»Von jetzt an behalte ich jede Woche ein Drittel deines Gehaltsein. Und berechne dir Zinsen auf eine Summe von vierzigtausend. Abgemacht?«
Con atmete schwer, er brachte kein Wort heraus. Er nickte.
»Und Con, solltest du es wagen, abzuhauen oder mir nochmal mit so einer Nummer zu kommen, gehe ich direkt zu den Bullen. Aber vorher schlage ich dir mit der Rohrzange die Zähne aus und fick dich mit dem Schraubenzieher in den Arsch wie eine Schwuchtel beim Ministrantenpicknick. Hast du verstanden?«
Seine Tränen waren getrocknet. Er stand auf. »Danke, Harry.« Con streckte die Hand aus, doch Harry ignorierte sie.
»Verpiss dich und mach dich an die Arbeit. Ich gebe dir nicht die Hand, bevor du mir nicht jeden einzelnen Cent zurückbezahlt hast. Ich gebe dir erst die Hand, wenn du wieder ein Mann bist.«
Für einen Moment flackerte Hass in Cons Blick auf. Dann beruhigte er sich und senkte den Kopf. »Klar, Boss.«
Geschlagen schlich er davon und machte sich an die Arbeit.
Harry hörte seine Mailbox ab. Ein alter italienischer Kunde wollte, dass er sich seinen Wagen ansah. Nach kurzem Zögern rief er zurück und verabredete sich mit Mr. Pacioli um elf in Hawthorn. Außerdem bat Kelly Warwick um Rückruf. Was soll’s, dachte er, vertreibe ich mir eben ein bisschen die Zeit, bis die Rushhour vorbei ist.
Er gab die Nummer ein und hatte Kellys Tochter Angela am Apparat.
»Ist deine Mutter da?«
»Wie geht’s, Onkel Harry?«
»Gut, danke. Und dir, Schätzchen? Machst du dich für die Schule fertig?«
»Ich bin krank.«
»Richtig krank?«
»Ja, ich habe Bauchschmerzen.« Sie schien gekränkt, dass er ihr nicht glaubte.
»Na, dann bring ich dir lieber keine Schokolade mit. Das ist nicht gut für deinen Bauch.« Es herrschte kurzes Schweigen, Harry grinste.
»Ich kann sie ja essen, wenn es mir besser geht.«
Kelly kam ans Telefon. »Angela ist krank.«
»Ja, hat sie gesagt.« Er hörte das Mädchen protestieren. »Ich komme vorbei.«
Kellys Wohnung lag in der Geelong Road. Zehn Minuten später war er da. Sie telefonierte, als er klingelte. Sie öffnete die Tür, küsste ihn und sprach dabei laut auf Arabisch in den Hörer. Ihrem frustrierten Ton nach zu schließen redete sie mit ihrer Mutter. Er ging an ihr vorbei ins Kinderzimmer. Angela lag im Bett, neben sich einen rosa Teddy auf dem Kissen, und sah auf einem kleinen Fernseher das Kinderprogramm. Um einen möglichst kranken Eindruck zu machen, hob sie nicht mal die Hand zur Begrüßung. Er setzte sich neben sie und küsste sie auf die Stirn.
»Hast du mir Schokolade mitgebracht?«
»Ja, aber die kriegst du erst später. Du siehst zu krank aus.«
»Bin ich auch. Leg sie in den Kühlschrank.«
»Mach ich, Schatz.« Er küsste sie nochmal. Als er gerade gehen wollte, richtete sie sich auf und rief ihm nach: »Was für eine ist es denn?«
»Cherry Ripe.«
»Juhu!«, kreischte sie, bevor sie sich vorsichtshalber wieder ins Kissen sinken ließ und wimmerte: »Danke, Onkel Harry.«
Kelly war noch am Telefon und gab ihm lautlos zu verstehen, er solle sich setzen. Er nahm am kleinen runden Küchentisch Platz und überflog die Wasser-, Gas- und Telefonrechnungen. Er holte seine Brieftasche raus und legte hundertfünfzig Dollar auf den Tisch. Er zahlte alle ihre Rechnungen, außer Telefon. Kelly hatte ein Handy von ihm bekommen, von dem aus sie ihn anrufen sollte, und nur dafür zahlte er auch. Kelly war eine gute Frau. Sie hielt sich streng daran und brachte ihn seiner
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