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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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anrufen.
     
    Erst wollte die Sekretärin ihn nicht durchstellen. »Mr. Petrious spricht mit einem Klienten.«
    »Sagen Sie ihm, Harry Apostolou sei am Apparat.«
    Sie hielt kurz inne. »Geht es um einen Termin?«
    Was geht dich das an, Schlampe?
    »Andrew weiß, worum es geht.«
    Der Trick mit dem Vornamen klappte meistens. Ihr gelangweilter, hochnäsiger Tonfall änderte sich augenblicklich.
    »Einen Moment, Sir. Ich spreche mit Mr. Petrious.«
    Harry sah aus seinem Büro zu, wie die Jungs an zwei Wagen herumwerkelten, an einem ein paar Jahre alten Ford Pick-up und an einem BMW Coupé aus den späten Neunzigern. Von den drei Werkstätten, die er betrieb, mochte er die in Hawthorn am liebsten. Das Gebäude war ein solides altes Art-déco-Backsteinhaus aus den dreißiger Jahren. Damals wurde noch für die Ewigkeit gebaut. Die Werkstatt war nur eine Straße von der Glenferrie Road entfernt, was bedeutete, dass man nicht weit gehen musste, wenn man zu Mittag essen wollte. Harry schlenderte gern dort entlang, ging ins türkische Café, las Zeitung, rauchte ein paar Zigaretten, trank einen Kaffee und plauderte mit Irzik. Die Werkstatt in Altona hingegen lag inmitten der hässlichen Proletenvorstadt, und obwohl er in Moorabbin stolz auf das riesige Gelände war, lag esebenfalls weit ab vom Schuss am scheußlichen Nepean Highway: ein achtspuriges Meer von Autos, das niemals endete. Irgendwo einen anständigen Kaffee aufzutreiben war vollkommen aussichtslos. Nein, er war am liebsten in Hawthorn, auch was den Geruch betraf. Hinter der Werkstatt, entlang der Bahngleise, die parallel zur Straße verliefen, ragte eine Reihe von Eukalyptusbäumen empor. In Hawthorn roch die Luft sauber. Nicht so gut wie die Seeluft in Sandringham – und nicht annähernd so gut wie die herrlich frische Luft auf seinem Balkon –, aber tausendmal besser als der salzige Abwassergestank in Altona und viel gesünder als der trockene Kohlenmonoxidsmog von Moorabbin. Wenn Rocco alt genug war, würde er den Laden zumachen und das Gelände als Wohngebiet anmelden. Er würde die Werkstatt renovieren, damit Rocco darin wohnen könnte. Es war eine gute Gegend, wohlhabend und sicher, und er hatte es nicht weit in die Innenstadt, dorthin, wo was los war. Sein erstes Zuhause.
    Andrews tiefe Stimme holte ihn aus seiner Tagträumerei. »Alles fit im Schritt, Doggy Dog?«
    »Du kannst ja mal nachgucken, du kleine Sau.«
Andrew brüllte vor Lachen. Harry hielt das Handy vom Ohr weg. »Du willst dich mit mir treffen?«
    »Genau.«
    »Was machst du mittags?«
    »Mit dir essen gehen.«
    »Richtig geraten,
Malaka

    »Wo?«
    »Wo bist du?«
    »In Hawthorn.«
    Andrew nannte den Namen eines Pubs in Richmond. »Wir treffen uns um eins.«
    »Danke, Andrea.« »Halt bloß die Klappe, Apostolou. Du zahlst.« Lachend legte Andrew auf.
    Harry rief sofort Sandi an.
    »Sorry, Schatz. Ich stand im Stau.«
»Hast du den Anwalt angerufen.« »Hab ich.«
    Er konnte fast schmecken, wie froh sie war. Sie mochte weiße Rosen, er würde ihr weiße Rosen kaufen.
     
    Stattdessen kaufte er ihr eine Spieluhr. Er war in Hawthorn schneller fertig als erwartet und danach eine Viertelstunde lang durch die Burke Road gebummelt. In einem Schaufenster hatte er eine Kupferdose entdeckt, verziert mit silbernen Scherben und einer arabisch aussehenden goldenen Aufschrift. Sandi stand auf diesen Buddhistenquatsch. Er ging hinein und zeigte sie der Verkäuferin.
    »Ja, die ist wirklich sehr schön«, flötete sie und öffnete die Dose. Innen war sie mit rubinrotem Samt gefüttert. Kaum hatte sie den Deckel angehoben, erklang eine hübsche orientalische Melodie. Harry deutete auf die Inschrift.
    »Wissen Sie, was da steht?«
    »Das ist Sanskrit.«
    »Und was ist das?« Seine Unwissenheit war ihm nicht im Geringsten peinlich. Er war nun mal nicht sonderlich gebildet und sah keinen Grund, das vor dem Mädchen zu verbergen. Er hatte Geld, und darauf kam es an.
    »Sanskrit ist das klassische Alt-Indisch.«
    Sie hatte gezögert. Offenbar wusste sie selbst nicht, wovon sie sprach.
    »Sie wissen aber nicht, was da steht?«
    Das Mädchen biss sich entschuldigend auf die Lippe und schüttelte den Kopf.
    Harry lächelte sie an und nahm die Dose in die Hand. »Wahrscheinlich ›Fick Dich, Ami‹.«
    Ihr Mund formte ein schockiertes Oh, dann lachte sie laut los. Harry zwinkerte ihr zu.
    »Packen Sie’s für mich ein, Honey, so, dass es hübsch aussieht. Es ist ein Geschenk für meine bessere

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