Nur eine Ohrfeige (German Edition)
irgendeinem Rotzlöffel, der es nicht anders verdient hat, eine geknallt hast.«
»Soll ich das vor Gericht genau so sagen?«
Andrew lachte. Asche war auf sein Hemd gefallen, er wischte sie geistesabwesend weg.
»Nein, du wirst zerknirscht gucken, du wirst aussehen wie ein liebevoller Ehemann und Vater. Was du ja schließlich auch bist. Das Reden überlässt du mir. Dafür wirst du bluten,
Malaka
, um mich glänzen zu sehen, wirst du zahlen.« Andrew rülpste wieder, diesmal absichtlich laut, um die Leute an den Tischen um sie herum zu schockieren. »Und wenn wir Glück haben, erscheint dieser Versager betrunken. Mach dir keine Sorgen, das wird schon.«
»Sandi will wissen, wann.«
»Bah.« Andrew hob die Hände über den Kopf und machte ein gleichgültiges Gesicht. »Das dauert noch Monate.«
»Ich brauche einen Termin.«
»Der wird uns wahrscheinlich irgendwann diesen Monat mitgeteilt. Warum die Eile?«
»Ich will es einfach hinter mir haben. Ich wünschte, dieser verdammte Mist wäre vorbei.«
Andrew fuhr herablassend über Essen und Getränke hinweg. »Ach, Quatsch, ist doch alles nicht so wild, Mann. Was kann dir schon passieren?«
»Du hast gesagt, ich könnte verurteilt werden. Das wäre das zweite Mal.«
»Halt die Klappe, Apostolou«, ermahnte ihn Andrew und beugte sich über den Tisch. »Du warst mit sechzehn in eine Schlägerei verwickelt. Na und. Kein Richter wird dich deswegen verurteilen. Du hast dieses verzogene Bürschchen geohrfeigt, weil er dein Kind bedroht hat. Okay, vielleicht werden sie versuchen, das aufzubauschen, aber damit kommen sie nicht weit. Eine Anklage wegen Körperverletzung kriegen die nicht durch. Im schlimmsten Fall bekommst du eine Verwarnung, weil du eine Feministen-Nazi-Richterin oder ein durchgeknalltes Ex-Opfer hast, die in allem Missbrauch sehen. Aber selbst dann: Was du getan hast, ist gar nichts, hast du mich verstanden? Nichts. Nada. Null.« Andrews Stimme klang jetzt härter. »Weißt du, womit es der Richter vor dir zu tun haben wird, Harry? Ich kann es dir sagen. Vor dir wird er es mit einem Zweijährigen zu tun haben, dem irgendein abgefuckter Junkie den Schädel zertrümmert hat, als er ihn seiner sechzehnjährigen Junkie-Mutter abgenommen und gegen die Wand geknallt hat, weil er am Morgen das Geld für den nächsten Schuss nicht zusammenbekommen hat. Oder mit einem perversen Schwein, das seine fünfjährige Tochter so oft in den Arsch gefickt hat, dass das arme Mädchen nicht mehr richtig scheißen kann und den Rest ihres Lebens einen Kolostomiebeutel mit sich herumtragen muss. Das ist die verdammte Realität. Willkommen im Australien des frühen 21. Jahrhunderts. Kein Wunder, dass die Araber so neidisch auf uns sind. Wärst du es etwa nicht? Ist das nicht wunderbar?« Andrew hielt inne, leicht beschämt über seinen Ausbruch, er zog die Nase hoch und trank sein Glas aus. Als er fortfuhr, hatte seine Stimme wieder den üblichen höhnisch schleppenden Tonfall angenommen.
»Es kommt alles in Ordnung, Harry. Du, Sandi, Rocco, ihr seid alle vollkommen normal. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Also, was zum Teufel ist wirklich mit dir los?«
»Wovon redest du?«
Andrew musterte Harry schweigend, während er auf seinemStuhl hin und her wippte. Harry sah rüber zu einem Tisch am Rand des Innenhofs, an dem drei junge Frauen ihr Mittagessen beendeten. Die Blonde war ein Hingucker. Sie hatte lange, hübsch gebräunte Beine, die unter einem engen Jeans-Minirock hervorsahen. Er wandte sich wieder seinem Freund zu. Andrew hatte ihn nicht aus den Augen gelassen.
»Sandi hat Angst, dass das Fernsehen davon Wind bekommt.« Einen lächerlichen Moment lang dachte er, er müsse weinen. Reiß dich verdammt nochmal zusammen, ermahnte er sich. Er griff nach seinen Zigaretten, zündete sich eine an und nahm einen tiefen Zug. Er war erleichtert. Es fühlte sich gut an, einem Freund seine Sorgen zu beichten. Sandis Angst hatte ihn angesteckt, wie ein Samen, der langsam in seiner Fantasie aufgeblüht war. Alles, was sie sich aufgebaut hatten, könnte in den Schmutz gezogen und zerstört werden, weil dieser Widerling alles verdrehen würde, was seinem Kind angeblich angetan wurde, nur um Harry am Ende als Monster dastehen zu lassen.
Genau dieses Gefühl hatte er gehabt, als am Morgen nach dem Barbecue die Polizei bei ihnen gewesen war, um ihn und Sandi zu vernehmen. Vor allem bei der Polizistin. Sie war blond, gut aussehend, und sie verachtete ihn, das war offensichtlich
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