Nur eine Ohrfeige (German Edition)
uns streiten.«
»Müssen sie nicht. Aber ich möchte es ihnen erzählen.«
Connie saugte energisch an ihrem Bier. Richie trank nur kleine Schlucke. Connie wollte, dass er sich beeilte. Wenn es Streit gab, wollte sie nicht dabei sein.
Gary sprach jetzt ganz ruhig und vernünftig, es klang irgendwie beängstigend. »Wir haben uns gestritten, weil ich der Meinung bin, Rosie sollte Hugo nicht mehr stillen. Er ist fast vier. Ich finde, es reicht.«
»Und die Frau hat gesagt, das sei vollkommen in Ordnung, nicht wahr?« Rosie wurde lauter. »Es gibt kein richtiges Alter zum Abstillen.«
»Das war ja klar, dass sie das sagt. Es ging doch die ganze Zeit nur darum, ein paar Mittelstandsfrauen in ihren Marotten zu bestärken.« Gary wandte sich an die beiden Teenager. »Wie denkt ihr darüber?«
Sie zuckten mit den Schultern.
»Habt ihr keine Meinung dazu?«
Rosie seufzte. »Lass sie zufrieden. Sie wollen da nicht mit hineingezogen werden. Ich habe keine Lust, das alles nochmal durchzukauen. Es ist völlig normal, ein Kind zu stillen. Es ist nur unsere abgefuckte westliche Kultur, die all diese Verbote und Regeln aufstellt. Hugo wird von allein aufhören, wenn es so weit ist. Das ist vollkommen natürlich.«
»
Vollkommen natürlich!
«, machte sich Gary über sie lustig.
»Fick dich.«
»Schön wär’s.«
Connie stellte ihr nicht ganz ausgetrunkenes Bier auf den Couchtisch und stand auf. »Sorry, ich muss los. Ich muss noch was für die Schule tun.«
»Natürlich, Schätzchen.« Rosie erhob sich mit Hugo an der Brust. Sie hatte wieder ihr unechtes Lächeln aufgesetzt. Connie hatteAngst, Rosie könne stolpern und hinfallen. Richie betrachtete die halbvolle Bierflasche in seiner Hand.
»Nimm sie mit, Mann«, drängte Gary ihn. »Trink sie auf dem Nachhauseweg.« Er suchte in den Hosentaschen nach seinen Schlüsseln.
»Du brauchst uns nicht nach Hause zu fahren, Gary. Wir laufen.«
»Es ist eiskalt draußen.«
»Das macht mir nichts, ich gehe gern in der Kälte spazieren.« Richie nickte zustimmend. Er grinste genauso übertrieben wie Rosie. Aber es war kein falsches Grinsen. Die angespannte Atmosphäre schien ihm nichts auszumachen. Wie schaffte er das bloß? Er hatte doch alles mit angehört. Offenbar ließ er es nicht an sich heran. Wie zum Teufel machte er das? Sie wünschte, sie könnte das auch. Jetzt hatte sie ein schlechtes Gewissen und kam sich ein bisschen schäbig vor – was Quatsch war, der Streit hatte schließlich nichts mit ihr zu tun.
»Wie ihr wollt.« Gary streifte mit den Lippen ihre Wange und schwankte in die Küche, um sich noch etwas zu trinken zu holen. Er war wahrscheinlich sowieso zu voll, um zu fahren. »Danke«, rief er.
Rosie brachte sie an die Tür. Sie griff nach Connies Hand und schloss sie über zwei schmierigen Scheinen. Es waren dreißig Dollar.
»Das musst du nicht.«
»Hör auf zu spinnen. Natürlich muss ich das. Wie war er?«
»Es war alles in Ordnung. Er war wunderbar.« Richie nickte wieder.
»Kann ich dich nochmal um einen Gefallen bitten?«
»Klar.«
»Kannst du am Samstag kurz auf ihn aufpassen? Gary muss arbeiten.«
»Ich arbeite bis vier in der Praxis. Ich kann entweder morgens oder am späten Nachmittag. Hilft dir das?«
»Wunderbar. Dann bringe ich Hugo um vier in der Praxis vorbei,wenn das okay ist. Vor halb fünf muss ich nicht bei meiner Verabredung sein. Das passt ausgezeichnet, danke. Ist nur für ein, zwei Stunden.«
Hugo hatte von Rosies Brust abgelassen und streckte den Mund vor, um sich einen Kuss abzuholen. Rosie umarmte Connie spontan. »Wirklich, vielen Dank. Ich hab so ein schlechtes Gewissen.«
Connie gab Hugo einen Kuss. Sie liebte seinen Geruch, den schweren Nektar der Muttermilch.
»Warum hast du ein schlechtes Gewissen?«
»Es ist nur, weil ich zum Yoga will. Mein einziger Luxus.«
»Das ist überhaupt kein Problem, Rosie.« Sie strich dem Jungen übers Haar. »Bis Samstag, Hugo.«
»Kommt Richie auch?«
Connie sah zu ihm rüber. Er nickte.
Richie kniff Hugo ins Ohr.
»Also bis dann, mein Kleiner.«
Auf dem Weg durch den Park teilten sie das restliche Bier.
»Das war ganz schön heftig eben, oder?«
»Was?«
Sie sah ihn verwundert an. Dann lachte sie.
Als sie die Hausaufgaben fertig hatte, war es fast Mitternacht. Ihre Tante lag bereits im Bett, und im Haus war es still. Zitternd schloss sie die Badezimmertür und ließ sich eine Wanne einlaufen. Sie zog sich aus und betrachtete sich im Spiegel. Ihre Beine waren zu
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