Nur eine Ohrfeige (German Edition)
denken. Aber obwohl es stressig war, obwohl das Wartezimmer die ganze Zeit voll war und das Telefon ständig klingelte, machte ihr die Arbeit Spaß. Aisha war schnell, genau und legte ein soldatisches Tempo vor.
Monkey, der Hund, der seit einer Woche nicht gefressen hatte, war ein fetter, traurig guckender Labrador. Obwohl Labradore in der Regel friedlich waren, hatte Aisha Connie gebeten, einen Maulkorb zu holen und ihn festzuhalten, während sie ihn untersuchte. Es war ein großer Hund, sie mussten ihn auf den Fußboden legen. Connie musste ihr ganzes Gewicht aufbringen, um ihn am Aufstehen zu hindern. Die Besitzerin hatte nicht die geringste Kontrolle über ihn.
Aisha tastete seinen Bauch ab. »Womit füttern Sie ihn?«
»Oh, das Übliche.«
Connie unterdrückte ein Kichern. Nichts regte Aisha mehr auf als so eine dumme, gedankenlose Antwort.
»Und was ist das Übliche?«
»Pal. Trockenfutter. Reste vom Essen.«
»Knochen?«
»Monkey liebt Knochen.« Monkey. Was für ein bescheuerter Name für einen Labrador.
Seufzend stand Aish auf. Connie nahm dem Hund den Maulkorb ab. Er knurrte und ließ sich dann zu Füßen seines Frauchens fallen. Er war viel zu massig für einen Labrador. Für seine Beine war das überhaupt nicht gut.
»Kann ich gehen? Ich hab das Telefon auf Anrufbeantworter geschaltet.«
Aisha reagierte nicht. Sie sah den Hund an und überlegte. Schließlich nickte sie Connie zu.
Aisha folgte ihr ins Büro.
»Wie voll sind wir?«
»Bis zur letzten Minute. Wieso?«
»Irgendwas steckt da fest, ich kann es spüren. Wir können ihn röntgen, aber ich bin sicher, dass es ein Knochen ist. Ich würde ihm gern einen Einlauf geben.«
Connie antwortete nicht. Ein Einlauf bedeutete, dass sie noch Stunden dableiben mussten. Vor Ende der Sprechstunde war das kaum machbar.
»Soll ich alles vorbereiten?«
Aisha sah sie an. Sie lächelte.
»Scheiß drauf. Wir haben keine Zeit, außerdem muss der Hund über Nacht beobachtet werden. Ich überweise sie an die Notfallklinik.«
Aisha ging zurück ins Behandlungszimmer, und Connie machte die Papiere für die Überweisung fertig.
Trace hatte ein paar Stücke selbstgebackenen Schokoladenkuchen im Kühlschrank gelassen. In ihrer hingekritzelten, riesigen Schrift hatte sie dazugeschrieben:
Richie hat gestern Abend mehr als die Hälfte davon gegessen. Er bekommt NICHTS mehr. Guten Appetit
. Zwischen zwei Terminen stopften sie sich hastig ein paar Brocken in den Mund. Der Kuchen war süß und fetthaltig und stillte Connies Hunger. Endlich gab das Telefon Ruhe, und die letzte Klientin, eine ältere Italienerin mit ihrem kläffenden Malteser, war als Nächste an der Reihe. Connie hatte das Geld in der Kasse gezählt und bereitete alles vor, um zu schließen. Plötzlich läutete die Klingel an der Eingangstür Sturm. Eine junge Frau kam mit einem Kelpie hereingestürzt, der Hund war in ein blutbeflecktes Handtuch gewickelt und atmete schwer. Connie knallte die Kasse zu und rannte auf die Frau zu.
»Was ist passiert?«
»Er wollte über den Zaun springen. Ich habe keine Ahnung, was mit ihm ist.« Die Frau roch nach Zigaretten und Schweiß. Tränenstanden ihr in den Augen. Connie hob das Handtuch hoch. Die Wunde an seinem linken Hinterbein war tief. Sie konnte bis auf den Knochen sehen. Sie traute sich nicht, ihn zu berühren, schließlich wusste sie nicht, wie der Hund reagieren würde. Sie bat die Frau, Platz zu nehmen, und lief ins Behandlungszimmer.
»Wir haben einen Notfall.«
»Was denn?« Aisha hatte soeben einer Katze eine Impfung verabreicht.
»Ein Hund mit einer bösen Schnittwunde am Bein.«
»Wie viel Blut hat er verloren?«
Connie kam sich blöd vor. Das Handtuch tropfte. Offenbar ziemlich viel. Woher zum Teufel soll ich das wissen?, dachte sie wütend. Du bist doch die Tierärztin.
»Eine Menge.«
Der Besitzer der Katze, ein Herr mit Bart in den Vierzigern, nahm Aisha das widerspenstige Tier ab und schob es in den Käfig. »Wir sind ja fertig«, sagte er. »Kümmern Sie sich mal um Ihren Notfall.«
Connie führte die Frau mit dem Kelpie ins Behandlungszimmer und stellte dem Katzenbesitzer eine Rechnung aus. Als sie sich bei der Italienerin entschuldigen wollte, winkte die sofort ab.
»Keine Sorge, meine Liebe. Sehen Sie ruhig erst nach dem da. Das ist jetzt wichtiger.« Sie hob den flauschigen Terrier an ihr Gesicht und küsste ihn auf die Schnauze. »Meine kleine Jackie O, meine kleine Jackie O, ich würde es nicht ertragen, wenn dir
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