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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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Sonne und lauschte den dumpfen Tritten gegen den Ball, der zwischen den beiden hin und her flog. Schon als sie den ersten Spätherbst in Melbourne erlebt hatte, die ausdauernde australische Sonne, die im Winter ein bisschen länger anhielt als anderswo, hatte sie sich in die Stadt verliebt. In England war die Sonne schwach. Sie musste die Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass Richie und Hugo bei ihr waren. Es fühlte sich an, als wären sie ein Ehepaar, und Hugo war das Kind, der Garten war ihrer, und sie waren eine Familie. Vielleicht sah so die Zukunft aus. Natürlich konnte Richie nicht ihr Mann sein. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, einen Mann zu haben. Nicht, wenn es nicht Hector war. Sie hörte Hugo lachen, und dann spürte sie einen stechenden Schmerz, als der Ball sie mit voller Wucht in die Seite traf. Es brannte.
    »Vollidioten.«
    Die Jungs brachen in Gelächter aus. Sie lief auf Hugo zu, packte ihn und schleppte ihn zum Teich. Ein großer Goldfisch schnappte träge nach Luft. Ihr Schatten verscheuchte ihn, und er verschwand in der trüben Brühe.
    »Ich werf dich rein.«
    »Nein«, schrie er und trat wie wild um sich.
    »Entschuldige dich.«
    »Nein!«
    »Los.«
    »Nein!«
    »Also rein mit dir.«
    Dann umarmte sie ihn fest und gab ihm einen Kuss, und er legte seine Arme um ihren Hals, hielt seinen Mund an ihr Ohr und flüsterte: »Es tut mir leid.« Seine Haut war warm und verschwitzt, die süßliche Muttermilch vermischte sich mit dem Geruch von Erde. Sie rieb ihr Gesicht in seinem Haar.
    »Da hat aber jemand einen schönen Nachmittag.«
    Connie ließ Hugo runter, und er rannte seiner Mutter in die Arme. Rosie setzte sich auf einen der verwahrlosten Küchenstühle,die im Garten herumstanden und deren ehemals leuchtend roter Kunststoff zu einem hellen Rosa verblichen war. Hugo brachte sich in Stellung, und Rosie gab ihm die Brust.
    Richie war noch mit dem Ball beschäftigt, er nahm ihn erst mit dem Fuß, dann mit dem Kopf, mit dem Knie und schließlich wieder mit dem Fuß. Hugo ließ von der Brust seiner Mutter ab und sah ihm zu.
    »Das will ich auch können«, rief er Richie zu, der ihn zu sich winkte. Hugo sprang von Rosies Schoß und lief zu ihm rüber.
    »Ich habe das Gefühl, ich bin ersetzt worden.« Rosie machte ihren BH zu. »Wahrscheinlich gut so. Willst du Tee, Liebes?«
    »Ich koche welchen.« Sie rief Richie zu: »Willst du was zu trinken?« Er schüttelte den Kopf. Er versuchte, Hugo beizubringen, den Ball richtig zu treffen. Hugo hatte Schwierigkeiten, seine Bewegungen zu koordinieren, und war frustriert. Geduldig ließ Richie ihn es immer wieder probieren. Er konnte wirklich gut mit Kindern. Sie beide.
     
    In der Küche war das Rollo runtergelassen, der Raum dunkel und kühl. Das Geschirr vom Morgen stapelte sich noch neben der Spüle. Connie machte das Licht an und setzte Wasser auf. Sie hörte die Jungs spielen, hörte Rosie lachen und ihren Sohn anfeuern. Connie schlüpfte ins Wohnzimmer und ging zum Regal. Verstohlen sah sie sich um, versuchte, den hässlichen Clown an der Wand zu ignorieren, und zog das Fotoalbum raus. Sie blätterte vor bis zu den Bildern am Strand. Ein einziges Mal noch wollte sie es sehen. Ein schwarzes Rechteck blickte ihr entgegen. Das Foto von Hector war weg.
    Ihr wurde schwindlig und plötzlich ganz kalt. Sie fühlte sich wie in einem Traum. In Gedanken vertieft goss sie das kochende Wasser in die Teekanne. Wann hatte der Kessel gepfiffen? Wann war sie zurück in die Küche gegangen? Als sie Richie lachen hörte, packte sie die blanke Wut. Ohne ein Wort reichte sie Rosie die Kanne.
    »Stimmt was nicht, Con?«
    »Ich bin nur müde. War ein langer Arbeitstag heute.«
    »Aish hat dich unheimlich gern, weißt du das? Sie vertraut dir. Sie meinte, aus dir könnte eine fantastische Tierärztin werden.«
    Connie konnte ihre Gefühle nicht einordnen. Die Wut auf Richie, ihr schlechtes Gewissen. Sie kam sich betrogen vor und verspürte das Bedürfnis, reine Luft in ihre Lungen zu pumpen. Noch vor ein paar Minuten war der Tag so perfekt gewesen, und jetzt war alles hinüber. Sie hasste sich, und sie hasste Richie.
    Hastig trank sie ihren Tee und verbrannte sich die Zunge. »Ich muss los.«
    Richie boxte Hugo den Ball zu. »Zeit für mich zu gehen, Kumpel.«
    Hugo fing an zu jammern. Sie wollte raus, weg von den Jungs und ihren blöden, kindischen Ballspielen. Richie kniete neben dem Jungen und versuchte, ihn zu beruhigen.
    »Wir spielen bald mal wieder, kleiner

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