Nur eine Ohrfeige (German Edition)
Endes ist Hugo das Kind und Harry der Erwachsene. Harry hätte sich beherrschen müssen. Er trägt die Verantwortung.«
Connie hatte noch so viele Fragen. Sie wollte wissen, was Hector dachte. Hatten sie in der Nacht nach dem Barbecue darüber gesprochen? Was wäre gewesen, wenn er Adam oder Melissa geschlagen hätte? Connie spürte, wie sich eine angenehme Wärme zwischen ihren Schultern und ihrem Nacken ausbreitete. Sie himmelte diese Frau an, sie war so nett und großzügig zu ihr, so sexy und klug – Gott, wenn sie doch so sein könnte wie Aisha. Und sie hatte ihr so schlimme Dinge angetan. Sie kämpfte mit den Tränen und rang nach Luft. Wütend wischte sie sich über die Augen.
»Connie, was ist denn?« Aisha legte den Arm um sie. Connie erwiderte die Umarmung und versuchte gleich darauf unbeholfen, sich wieder von ihr zu lösen. Sie kam sich unreif und dumm vor.
»Tut mir leid. Ich bin ein Idiot.«
Aisha faltete das Tuch zusammen. Das Bündel sah plump und unförmig aus.
»Tracey legt die Sachen immer so schön zusammen. Ich habe nicht den leisesten Schimmer, wie sie das macht.«
Connie lachte. »Stimmt, sie sagt immer, ihr Ärzte habt keine Ahnung davon. Lass ruhig, ich mach das gleich.«
Aisha zwinkerte ihr zu. »Du warst ganz wundervoll heute, Liebes. Ich weiß das wirklich zu schätzen.« Sie strich Connie eine blonde Locke aus der Stirn. »Es muss dir nicht unangenehm sein, starke Gefühle zu haben. Du musst dich nicht schämen, nur weil du dich darüber aufregst, wozu Erwachsene fähig sind. Das ist das Schöne an der Jugend. Man darf nur nicht selbstgerecht dabei werden.«
War das ihr Problem? War sie selbstgerecht? Was genau bedeutete das? Sie war sich nicht sicher, aber es schien zu ihr zu passen. Das Wort gefiel ihr nicht. Es klang schwer, nach einer großen Last.
»Aber ich glaube, deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
Aisha brachte sie bei Rosie vorbei. Es war kurz nach fünf Uhr nachmittags. Die Haustür stand offen, Connie ging durch den Flur, vorbei an der Küche und durch den angebauten Wintergarten, in dem es irgendwie immer ein wenig feucht roch – selbst mitten im trockensten Sommer –, hinaus in den Garten. Richie lag ausgestreckt im Gras, er grinste und zwinkerte ihr zu. Hugo hockte im ungepflegten Gemüsebeet, halb versteckt zwischen den riesigen Bohnen. Er beachtete sie nicht.
»Na, was macht ihr?« Sie setzte sich neben Richie ins Gras. Unter dem hautengen schwarzen Eminem-T-Shirt schaute sein weißer flacher Bauch hervor. Ein paar rötlich gelockte Härchen verschwanden in seiner Hose. Sie war müde und wollte ihn anschnauzen: He, ich will dein Schamhaar nicht sehen. Verwirrt und ein bisschen angeekelt wandte sie sich dem Jungen zu.
»Na, Hugo, was machst du da?«
»Er sucht nach Geld.«
»Liegt da etwa ein Schatz vergraben?« Hugo antwortete nicht auf ihre blöde Frage. Stattdessen schnalzte er verächtlich mit der Zunge.
»Ich hab ein paar Münzen ins Beet geworfen. Hugo sucht nach ihnen.« Richie rollte sich auf den Bauch und sah zu ihr hoch, die Augen mit der Hand vor der gedämpften Wintersonne geschützt. »War es schlimm?«
»Nö. War okay.« Connie schloss die Augen, lehnte sich zurück und genoss die letzten Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Sie roch immer noch nach der Praxis, den stechenden chemischen Reinigungsmitteln und dem muffigen Körpergeruch der Katzen und Hunde. In ein paar Stunden musste sie für die Party fertig sein. Was sie brauchte, war eine richtig lange, heiße Dusche.
»Kommst du mit zur Party?«
Richie nickte gelangweilt. Er drehte sich wieder auf den Rücken. Aus dem Gemüsebeet erklang aufgeregtes Kreischen, und Hugo tauchte mit einer goldenen Dollarmünze auf.
»Ich hab sie«, rief er.
»Danke, Kumpel. Her damit.«
Hugo ignorierte Richie. Er steckte die Münze ein und rannte zu seinem grüngelben Fußball. »Hin und her schießen.«
Die Teenager warfen sich einen kurzen Blick zu.
»Ich will hin und her schießen«, wiederholte Hugo, diesmal lauter.
Richie gähnte und schüttelte den Kopf. »Ich bin müde, Huges, du kannst mit Connie spielen.«
Sie hätte ihn fast gehauen. Sie war diejenige, die gearbeitet hatte. Aber sie stand auf.
Hugo zog einen Schmollmund. »Nein. Sie ist ein Mädchen. Ich will mit dir spielen.«
Connie ließ sich grinsend wieder ins Gras fallen und streckte Richie die Zunge raus. »Hast du gehört, du bist der Junge. Du musst mit ihm spielen.«
Mit geschlossenen Augen lag sie in der
Weitere Kostenlose Bücher