Nur eine Ohrfeige (German Edition)
vorbereitet.
Zitternd holte sie Luft. »Vor ungefähr einem Jahr. Er hat mich aus der Praxis mit nach Hause genommen. In seinem Auto.« Während sie redete, malte sie sich in ihrer Erinnerung plötzlich die ganze Szene aus. Die Worte sprudelten einfach aus ihr heraus. Es war letzten Winter, draußen goss es in Strömen. Er holte Aisha von der Arbeit ab und bot an, auch sie nach Hause zu bringen. Erst setzte er Aisha zu Hause ab, dann fuhren sie weiter. Nur dass er zum Bootshaus fuhr, dort parkte und anfing, sie zu küssen. Sie wollte protestieren, aber er hatte ihr die Hand auf den Mund gelegt. Seine Hände wanderten an ihren Schenkeln entlang bis zwischen ihre Beine. Plötzlich war er in ihr drin. Es hatte wehgetan, aber sie konnte nicht schreien. Sie hätte ihm in die Hand beißen sollen. Sie wünschte, sie hätte es getan. Sie wusste nicht, warum sie es nicht getan hatte. Er hatte sie gevögelt, und es hatte wehgetan. Er hatte ihren Nacken und ihre Brüste geküsst. Nachdem er gekommen war, zündete er sich eine Zigarette an. Sein Reißverschluss war noch offen. Die Unterhose hing ihr in den Knien. Sie blutete. Aber sie hatte ihn um eine Zigarette gebeten. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. Wenn sie irgendjemandem davon erzählte, wäre es aus zwischen Aisha und ihm. Immer wieder sagte er, dass er sie liebe. Sie hatte erwidert, wenn das nochmal passierte, würde sie sofort zur Polizei gehen. Sie hatte gesagt, dass er ein Schwein sei. Und dass sie ihn hasste.
»Er hat immer nur gesagt: Ich liebe dich. Immer wieder. Total krank.« Richies heiße, verschwitzte Hand lag auf ihrer. Und sie selbst schwebte über ihnen, beobachtete sie und führte Regie. Das war ihr passiert. Es war echt.
Connie wollte ihre Hand wegziehen, wusste aber nicht wie. Als er seine wegnahm, seufzte sie erleichtert.
»Hast du jemandem davon erzählt?«
»Nein. Das geht nicht. Ich will nicht, dass Aisha es erfährt.«
»Sollte sie aber.«
Sie wollte nicht, dass er etwas dazu sagte.
»Ich kann mit niemandem darüber sprechen. Nur mit dir.« Esklang fast flehend. »Du darfst niemandem davon erzählen, Rich, niemals, hörst du.«
Er schwieg.
Sie geriet in Panik.
»Rich, du musst es mir versprechen. Bitte. Du musst«, brüllte sie. So war Hugo, wenn er etwas wollte und es nicht bekam. »Versprich es!«
»Ich verspreche es.« Es klang fast beleidigt.
»Versprochen?«
Er sah ängstlich aus, traurig und verwirrt. »Versprochen.«
Sie gingen Hand in Hand nach Hause.
»Du siehst toll aus.«
Connie verzog das Gesicht bei den Worten ihrer Tante. Das Bad war winzig, ein ehemaliger Alkoven, schludrig an das Haupthaus angeschlossen, und das schonungslose Licht der Glühbirne, die von der Decke hing, betonte jeden Makel an ihrer Haut. Sie schürzte die Lippen und tippte vorsichtig mit der Zunge gegen den frisch aufgetragenen Lippenstift. Tasha lehnte in der Tür. Connie stand in Unterhose und mit nassem Haar da. Um nicht zu frieren, hatte sie sich ein altes Sweatshirt übergestreift.
»Unsinn. Ich sehe furchtbar aus.«
Tasha lachte und stellte sich hinter Connie. »Wenn ich sage, dass du wunderschön aussiehst, dann tust du das auch. Was willst du anziehen?«
»Meine Jeans. Und ein T-Shirt, schätze ich.«
»Ich finde, du solltest dich schick machen.«
»Tash«, stöhnte Connie. »Es ist nur eine Party.«
»Genau, es ist eine Party, wahrscheinlich die letzte Party vor den Prüfungen und bevor du mit der Schule fertig bist. Du hast so hart gearbeitet, du hast dir einen tollen Abend verdient. Bewahr dir die Jeans und das T-Shirt lieber für den Abschlusstag auf, wenn ihr euch richtig betrinkt. Heute Abend solltest du dich in Schale schmeißen.«
Connie begutachtete ihre Tante im Spiegel. Sie trug einen schlabberigen, mottenzerfressenen hellgrünen Pulli und eine ausgeblichene graue Jogginghose. Sie war nicht geschminkt und hatte das Haar offen und ungekämmt.
»Was machst du heute Abend?«
»Ich bleibe zu Hause, bestelle mir was zu essen und gucke
The Bill
.«
Connie biss sich auf die Lippen. Der Lippenstift verschmierte, und sie rieb vorsichtig daran. »Das klingt ja nicht gerade aufregend.«
Tasha lachte. »Schatz, glaub mir. Darauf freue ich mich schon die ganze Woche.«
Connie glaubte ihr nicht. Sie war sicher, dass Tasha viel lieber mit Freunden in eine Bar gegangen wäre oder vielleicht ein Date gehabt hätte. Es war lange her, dass sie das letzte Mal mit einem Mann verabredet war. Jahre. Connie drehte sich um und
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