Nur eine Ohrfeige (German Edition)
»Versprochen.«
»Ich suche jetzt mal nach den passenden Schuhen.«
Connie stand immer noch vor dem Spiegel. Sie wünschte, Hector könnte sie so sehen. Vielleicht konnten sie auf dem Weg zu Jenna kurz bei ihnen vorbeifahren. Sie könnte ja sagen, dass sie nicht auf den Plan geguckt hätte und wissen wollte, wann sie das nächste Mal Dienst hatte. Sie sah Hector vor sich, wie er die Tür aufmachen und sie anstarren würde. Er würde sie zurückhaben wollen. Sie öffnete die Augen. Nein, Aisha würde das Kleid viel besser stehen. Der alabasterfarbene Stoff auf Aishas dunkler Haut wäre ein Traum. Sie trat einen Schritt zurück. Plötzlich war ihr hundeelend zumute. Doch jetzt konnte sie sich nicht mehr umziehen.
Scheiße, Connie, reiß dich zusammen. Sie stellte sich wieder vor den Spiegel.
Heute Abend bist du Scarlett Johansson, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu, du bist Scarlett Johansson in
Lost in Translation
. Jetzt fühlte sie sich schon besser. Hatte Hector nicht gesagt, sie sehe aus wie Scarlett Johansson? Sie hatte ihm zwar nicht geglaubt, aber sie hatte es auch nicht vergessen.
Heute Abend würde sie Scarlett Johansson sein.
Jenna schrie auf, als sie die Tür öffnete. Tina, die hinter ihr stand, schnappte mehrmals nach Luft. Sie zogen Connie durch den langen dunklen Flur bis ins Wohnzimmer. Jennas Mutter Fiona saß mit ihrer Freundin Hannah auf dem Sofa und sah fern.
Hannah stieß einen leisen Pfiff aus und nahm Connies Hand. »Du siehst fantastisch aus.«
Die Mädchen befühlten den Stoff. »Hat Tante Tash gemacht.« Sie fühlte sich großartig.
Tina und Jenna hatten sich auch schick gemacht, aber neben Connie wirkten Tinas enganliegendes Tube-Top und Jennas hautenge Jeans und rotes Trägertop pubertär und unelegant.
Jenna hatte von ihrem Bruder zwei Ecstasys bekommen, und sie hatten beschlossen, sie direkt zu nehmen.
Tina hatte nervös auf die Pillen gestarrt und sich erst geweigert. »Noch nicht dieses Jahr«, erklärte sie. »Ich muss noch so viel für die Schule machen. Ich kann das nicht. Sobald die Schule vorbei ist, werde ich zum Drogenfreak, das verspreche ich.«
»Nur heute Abend«, flehte Connie und wiederholte die Worte ihrer Tante. »Das ist die letzte Party vor den Prüfungen.«
Tina schüttelte weiter den Kopf. »Ich habe Angst, die Kontrolle zu verlieren.«
Jenna verdrehte die Augen. »Dann nimm eben keine. Ich bin schließlich kein Dealer. Umso besser, dann haben Connie und ich jeder eine ganze.«
Connie hatte inzwischen schon ein kleines Stück von der Pille abgebissen und gab es Tina, die es ängstlich zwischen den Fingern hin und her rollte.
»Dad hat gesagt, man soll immer nur die Hälfte der empfohlenen Menge probieren, wenn man eine Droge zum ersten Mal nimmt. Auf die Weise verliert man auch nicht total die Kontrolle, und wenn es dir gefällt, kannst du in ein paar Stunden immer noch nachlegen. Ich hab dir höchstens ein Viertel gegeben, wahrscheinlich noch weniger. Dir passiert schon nichts.«
Tina sah sie ungläubig an. »Wann hat dein Vater das gesagt?«
Connie wurde rot. Klar, ihre Eltern waren eben anders gewesen. »Als ich elf war, schätze ich. Er wollte gerade auf eine Party.«
»Wenn du in dem Kleid rot wirst, meine Liebe, siehst du aus wie ein Hummer.« Jenna klang etwas bissig. Die beiden sahen sich in die Augen. Jennas waren grün gesprenkelt, ihr Blick kalt und hart, aber Connie lächelte. Ihre Freundin war eifersüchtig. Nein, nicht eifersüchtig, neidisch, dass sie so gut, so fantastisch aussah.
»Danke, dann versuche ich mal, mich nicht zu blamieren.«
Jenna warf ihr die Arme um den Hals und küsste sie mitten auf den Mund. »Ich bin so verdammt eifersüchtig, ich könnte dich umbringen. Los, gehen wir auf die Party.«
Auf dem Weg zu Jordan ließ ihr Hochgefühl nach. Die Abendluft war kalt, und sie hatte Gänsehaut an den Armen. Ihre Tante hatte ihr im letzten Moment noch eine Stola aus schwarzer Spitze mitgegeben, aber auch die war hauchdünn, und so zitterte sie, als sie durch die Bastings Street liefen. Außerdem hatte sie Schwierigkeiten mit den Schuhen und musste langsam gehen, um nicht zu stolpern. Die Absätze waren gar nicht mal so hoch, aber die Schuhe waren eng und unbequem. Sie beneidete ihre Freundinnen um ihre Jeansjacken und Turnschuhe. Tina hatte drei Buttons an ihrer Jacke: ein Peace-Zeichen, einer von Robbie Williams und einer, auf dem
Vote for Pedro
stand. Sie war kurz davor zu fragen, ob sie einen haben könne,
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