Nur eine Ohrfeige (German Edition)
Der ist zu schwer.«
Connie griff nach einem Kleid. Es war schlicht geschnitten, knielang und trägerlos, mit zwei Satinrauten vorne drauf. Aus dünner Baumwolle, weiß mit einem leichten blauen Schimmer.
»Das geht nicht, oder?«
»Aber natürlich. Du siehst bestimmt umwerfend darin aus.«
»Nein, es geht nicht.« Connie rannte in ihr Zimmer und stellte sich mit dem Kleid vor den Spiegel. Ihre Tante kam hinterher und blieb in der Tür stehen. Als Connie sich umdrehte, sah sie so unglücklich aus, dass Tasha auf sie zustürzte.
»Es geht nicht.« Es klang jetzt regelrecht verzweifelt.
Tasha antwortete nicht. Stattdessen setzte sie Connie vorsichtig auf die Bettkante und sah sich im Zimmer um.
»Ich brauche eine Bürste und etwas Haargel.«
Connie zeigte auf ihre Sporttasche auf dem Fußboden. Tasha wühlte sie durch, bis sie fand, was sie brauchte. Sie setzte sich zurück aufs Bett, drückte etwas Gel aus der Tube und verrieb es in den Händen. Dann fuhr sie Connie damit durchs Haar und bürstete es streng zurück, bis sie vor Schmerz zusammenzuckte.
»Es muss richtig nach hinten geklatscht sein. Das ist die Frisur zum Kleid. Es sei denn, du willst den Hut anprobieren?«
Connie guckte beunruhigt. »Mit Hüten kenne ich mich nicht aus.«
»Tja, das ist der traurige Verfall der Kultur. Was soll ich sagen? Ist schon okay. Ich trag ja auch keine mehr, jetzt, wo ich ein Hippie bin.«
»Du bist kein Hippie.«
»Das habe ich nicht negativ gemeint. Zieh das Kleid an.«
Connie zog ihr Sweatshirt aus und schlüpfte vorsichtig in das Kleid. Es fühlte sich luftig an und saß perfekt. Sie betrachtete sich im Spiegel. Auf ihrer linken Schulter war ein Muttermal zu sehen. Sie hatte zu viele Sommersprossen auf der Nase. Ihre Brüste sahen riesig aus. Ihre Beine waren zu dick. Das alles war offensichtlich, aber es war ihr egal. Sie hatte noch nie so gut ausgesehen. Sie fühlte sich großartig, wie ein Filmstar oder ein Model, sie kam sich älter und erfahrener vor als je zuvor. Sie konnte es kaum erwarten, bis Jenna und Tina sie sahen. Als sie sich Richies Gesicht vorstellte, musste sie lachen. Wahrscheinlich würde sie den ganzen Abend über gerade sitzen. In diesem Kleid war sie eine Erwachsene. Bei jedem Bissenund jedem Schluck würde sie aufpassen. Sie würde achtgeben, wo sie sich hinsetzte. Es gab tausend Dinge, um die sie sich noch Sorgen machen könnte, aber das war ihr egal, weil sie noch nie so gut ausgesehen hatte. Sie fuhr herum und sah ihre Tante an.
»Tash, was meinst du?« Sie klang aufgeregt wie ein kleines Mädchen.
Ihre Tante stand auf und nahm sie in die Arme. »Ich finde, du siehst fantastisch aus. Wunderschön.« Tasha musterte sie von Kopf bis Fuß. »Aber du brauchst einen auffälligeren Lippenstift.« Sie zeigte auf Connies Füße. »Und natürlich kannst du zu dem Kleid keine Turnschuhe tragen.«
Connie machte ein trauriges Gesicht. »Ich hab keine anderen Schuhe.«
»Na, da hast du aber Glück, dass wir dieselbe Schuhgröße haben, was? Und du hast sogar noch mehr Glück, weil ich zwar ein alter Hippie bin, es aber trotzdem nicht übers Herz bringe, meine alten Schuhe wegzuwerfen.«
Connie fiel ihrer Tante in die Arme. »Ich wusste gar nicht, dass du so ein Talent hast.«
»Hab ich auch nicht.«
Connie schüttelte ungläubig den Kopf und deutete auf das Kleid. »Und das da?«
»Ich hab nur die Sachen aufbewahrt, die ich okay fand. Vier Kleider, ein paar Westen, ein paar Hemden. Nicht viel. Ich hatte nicht wirklich Talent.«
Connie wollte erst weiter protestieren, aber Tasha legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Es hat unheimlichen Spaß gemacht. Unter der Woche haben Vicky und ich geschneidert, und am Sonntag haben wir die Sachen auf dem Victoria Market verkauft. Sie war die Begabte von uns.« Tasha zog das Kleid zurecht. »Aber auf das hier bin ich stolz. Wann musst du bei Jenna sein?«
»Halb acht.«
»Ich hole mir was vom Thailänder in der Station Street. Wie steht’s mit dir?«
Connie schüttelte den Kopf. »Ich habe noch keinen Hunger. Auf der Party gibt es bestimmt was zu essen. Mrs. Athanasiou tischt immer haufenweise Sachen auf.«
»Sieh zu, dass du dort etwas isst. Ich will nicht, dass du mir das Kleid vollkotzt.«
»Igitt, nein!«
Tasha steckte ihr vierzig Dollar zu. Connie protestierte und wollte ihr das Geld zurückgeben. »Ich brauche nichts. Ich habe letzte Woche mein Gehalt bekommen.«
»Du trinkst keinen Bourbon in dem Kleid. Versprochen?«
Connie nickte.
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