Nur eine Ohrfeige (German Edition)
fast schon genauso groß. Die Augen und das Lächeln hatte er von seiner Mutter. In den letzten Ferien waren seine Eltern mitihm nach Usbekistan gefahren, dann nach Trabzon in der Türkei und schließlich zu seinen Großeltern an die Ägäis. In den Ferien davor waren sie in Bolivien und New York gewesen. Fang bloß nicht an, die Reichen zu beneiden, hatte Connies Mutter zu ihr gesagt, als sie bei Harrods waren. Marina war nach der Schule oft mit ihr dorthin gegangen und hatte Blusen, Röcke und Spielzeug in die
Kleine Meerjungfrau- Schultasche
ihrer Tochter gestopft. Fang bloß nicht an, sie zu beneiden, sonst hörst du nämlich nie wieder damit auf. Und verschwendest dein ganzes Leben.
Beneidete sie Jordan um seinen Reichtum, sein gutes Aussehen, seine Eltern? Nein. Sie hatte den Rat ihrer Mutter befolgt. Trotzdem hatte sie sich ein bösartiges Lächeln nicht verkneifen können, als Jenna sie darüber informierte, dass Mr. und Mrs. Athanasiou sich in Paris kennen und lieben gelernt hatten. Das war natürlich sehr romantisch, aber auch ganz schön klischeehaft.
»Können wir Ihnen bei irgendetwas helfen?«
Mrs. Athanasiou schwenkte ihr Whiskyglas in der Luft und sah zum Herd rüber. »Nein, danke, Connie, geht ihr mal raus und amüsiert euch. Wir warten nur darauf, dass die Pies fertig sind, dann gehen Antoni und ich ins Kino. Das Haus gehört euch.« Sie zeigte auf die Bar am Ende des Esszimmers. »Da habt ihr Bier, Sekt und eingeschränkten Zugang zu den Spirituosen. Finger weg vom oberen Regal. Das Zeug ist zu schade für euch.«
Mr. Athanasiou ging zur Tür und schob sie auf. Er verbeugte sich und winkte die Mädchen durch. »Hier geht’s zur Party.«
Auf Jay-Z war eine kurze Spoken-Word-Tirade von Jello Biafra gefolgt, und jetzt dröhnte draußen Jet mit »Are You Gonna Be My Girl?« aus den Boxen. Jordan hatte sich offenbar keine große Mühe bei der Musikauswahl auf seinem iPod gegeben und ließ sie einfach alphabetisch durchlaufen.
Die Teenager hatten sich in drei Lager aufgeteilt. Um den Grill herum standen ein paar Jungs und kümmerten sich um das brutzelnde Fleisch. Eine Gruppe von Mädchen hatte sich um den Gartentisch verteilt. Lenin, der einzige Junge unter ihnen, baute einenJoint. Von der Terrasse führte eine Treppe zum Pool. Dort saßen noch ein paar andere.
Kaum waren die drei draußen, drehten sich alle nach ihnen um. Connie war plötzlich peinlich berührt. Sie kam sich völlig overdressed vor. Sie winkten Jordan zu und stellten sich an den Tisch zu den Mädchen, die alle gleich anfingen, ihr Outfit zu kommentieren. Sie versuchte, mit der gebotenen Anmut ihre Komplimente anzunehmen, verschränkte aber die Arme und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Starrte Lenin etwa auf ihre Brüste? Sie zog die Arme noch enger zusammen. Keiner der anderen Jungs sagte etwas zu ihr. Sie sah auf die Wiese. Unter den riesigen Eukalyptusbäumen weiter hinten konnte sie zwei Gestalten ausmachen. In einer umgedrehten Metalltrommel flackerte ein Feuer, und im Tanz der Flammen erkannte sie in einer der beiden Richie.
Sie entschuldigte sich, ging an den Jungs vorbei und versuchte, ihre Blicke zu ignorieren. Als sie die Stufen hinunterging, wäre sie fast gestolpert.
»Alles okay?«
Das war Ali. Er stand am Pool. Er trug ein zu großes weißes Basketballtrikot von den Chicago Bulls, hatte seine Jeans bis zu den Knien hochgekrempelt und die Füße im Wasser. Auch er rollte einen Joint. Seine Haut glänzte wie eingeölt. Er hatte ausgeprägte Armmuskeln. Wahrscheinlich trug der Idiot deswegen trotz der Kälte sein ärmelloses Trikot und riskierte eine Lungenentzündung, nur um gut auszusehen.
»Alles gut.«
Er wandte sich wieder seinem Joint zu. »Aussehen tust du aber mehr als gut.«
Costa und Blake, die links und rechts neben ihm saßen, kicherten. War das eine Beleidigung gewesen?
»Klappe, ihr Idioten.« Die Jungs hörten sofort auf zu lachen. Ohne sie anzusehen, hielt er den fertigen Joint hoch. »Willst du?«
»Vielleicht später.«
»Wie du magst.«
Sie spürte, wie sie ihr nachsahen, als sie langsam den Weg bis ans Ende des Gartens entlangging. Vielleicht lachten sie über sie.
Sollte das den ganzen Abend so gehen?
»Du hast dich aber rausgeputzt.«
Richie saß auf einer umgedrehten Getränkekiste. Er hatte noch dasselbe T-Shirt an wie am Nachmittag.
»Du aber auch.«
Er lachte. Nick Cercic saß auf einer anderen Kiste. Er hatte das Haar zurückgegelt und trug so ziemlich das
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